Hüfners Wochenkommentar
"Superstar Europa"
22. April 2015. MÜNCHEN (Assenagon). Jeden Tag kurz nach halb vier passiert an den europäischen Börsen etwas Merkwürdiges. Da kommt plötzlich Bewegung in die Kursentwicklung. Wenn die Indizes nach oben tendieren, dann geht es noch etwas mehr in diese Richtung. Wenn der Markt schwächer wird, dann verringerte sich die Abwärtsbewegung. Offenbar gibt es da einen anonymen Käufer, der die Kursentwicklung maßgeblich beeinflusst.
Wir wissen natürlich nicht, wer das ist. Aber aus der Tatsache, dass er immer am späten Nachmittag auf Einkaufstour geht, kann man schließen, dass dahinter amerikanische Investoren stehen, vermutlich auch Hedge-Fonds. Nach Eröffnung der Börse in New York gehen sie auf die Suche nach Rendite. Wo sie im Augenblick fündig werden, ist vor allem Europa. Nicht zu Unrecht.
Tatsächlich waren die Börsen des Euroraums im bisherigen Verlauf des Jahres Superstars an den internationalen Finanzmärkten. Sie wiesen durch die Bank zweistellige Zuwachsraten auf. Der DAX beispielsweise stieg um 21 Prozent, der EURO STOXX 50 um 18 Prozent, der österreichische ATX um 23 Prozent. In Italien, Frankreich, Spanien und den ehemaligen Programmländern Portugal und Irland war der Zuwachs etwas geringer, aber immernoch beachtlich. Allein der griechische Athex machte eine Ausnahme. Er ermäßigte sich um 10 Prozent.
Interessant ist, dass dies alles Euromitglieder sind. An den europäischen Börsen außerhalb der Währungsunion war die Situation bei Weitem nicht so spektakulär. In Großbritannien und der Schweiz etwa ging es zwar auch nach oben. Das war aber nicht so dramatisch (plus 7 Prozent beziehungsweise 3 Prozent). Das zeigt, dass es hier in der Tat um den Appeal des Euros geht, nicht der gesamten EU.
Quelle: Bundesbank, Fred
Die Grafik zeigt, wie der DAX den amerikanischen Dow in den letzten Monaten hinter sich gelassen hat. Ich erinnere mich nicht, das in den letzten Jahren je so gesehen zu haben. Seit Mitte letzten Jahres ging der Kursindex des DAX um 22 Prozent nach oben, verglichen mit nur halb so viel beim Dow. Wenn man den Performance-Index des DAX nehmen würde, dann wäre der Unterschied noch größer (da stieg der DAX um 27 Prozent, einen solchen Index gibt es beim DOW aber nicht). An die stark boomende Börse in Shanghai (plus 30 Prozent in dieser Zeit) kamen die Europäer freilich nicht heran.