Nach IWF-Abzug
Die Grexit-Angst ist zurück - Merkel plant bereits die griechische Staatspleite
Sind die Verhandlungen endgültig gescheitert? Der Abzug der IWF-Unterhändler versetzt die Märkte in Aufruhr. Die Angst vor der griechischen Staatspleite ist plötzlich wieder zum Greifen nah. Und auch die deutsche Regierung rechnet mittlerweile mit dem Schlimmsten.
Eigentlich begann alles wie immer. Die Beteiligten kamen wie all die Tage zuvor in Brüssel zusammen, diskutierten in „konstruktiver Atmosphäre“, aber heraus kam wie immer nichts. Auch die Kommentare ähnelten denen, die schon seit Monaten zu vernehmen sind. „Es gibt keinen Raum zum Spielen mehr, es gibt keine Zeit zum Spielen mehr“, sagte EU-Gipfelchef Donald Tusk. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker betonte: „Die Kuh muss vom Eis, aber sie rutscht dauernd aus." (wallstreet:online berichtete) So weit, so gut.
Doch dann der Paukenschlag: Der Internationale Währungsfonds (IWF) zog seine Unterhändler aus Brüssel ab und beorderte sie zurück nach Washington. Die Märkte reagierten umgehend, europaweit gingen die Kurse schlagartig nach unten. Plötzlich schien die Gefahr einer Staatspleite wieder zum Greifen nah.
Der DAX im 24-Stunden-Chart
Offenbar hat man beim IWF die Nase voll von der monatelangen Hängepartei. Entsprechend deutlich kritisierte IWF-Sprecher Gerry Rice in Washington den griechischen Mangel an Kompromissbereitschaft. Es habe zuletzt keinerlei Fortschritte gegeben, um Differenzen beizulegen. „Der Ball liegt nun sehr deutlich im griechischen Feld“, so Rice (siehe hier).
Die Verhandlungen würden nun zunächst auf technischer Ebene wieder starten, dann auf politischer, kündigte Juncker am Freitag gegenüber dem Radiosender France Culture an. „Eine Vereinbarung in den kommenden Tagen ist notwendig.“ Auch Juncker sieht „den Ball im griechischen Spielfeld.“
Lesen Sie auch
Kanzleramt plant die griechische Staatspleite
An den Börsen setzte sich die Talfahrt am Freitag fort. Noch immer dominiert die Sorge um Griechenland (siehe hier). Und die ist laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung alles andere als unbegründet. Auch die Kanzlerin wisse jetzt, dass die Zeit nicht mehr reichen werde, um Griechenland bis zum 30. Juni zu retten, zitiert das Blatt einen hochrangigen Diplomaten. Demnach bereite sich Berlin auf eine Staatspleite Griechenlands vor. Es gebe konkrete Beratungen, was im Falle einer Pleite zu tun sei, heißt es unter Berufung auf mit den Vorgängen vertrauten Personen. Danach sei unter anderem im Gespräch, bei einer Staatspleite Kapitalverkehrskontrollen in Griechenland einzuführen. Außerdem werde ein Schuldenschnitt für das Land diskutiert. Regierungsbeamte stünden darüber in einem engen Austausch mit Mitarbeitern der Europäischen Zentralbank (EZB).
Unterdessen gibt sich die griechische Regierung weiter optimistisch. „Es wird eine Einigung geben, weil eine Pleite Griechenland weder zugunsten von uns noch unseren Gläubigern wäre.“, sagte der griechische Staatsminister Alekos Flambouraris am Freitag im Staatsfernsehen ERT. Eine Einigung sei demnach bis zur Tagung der Eurogruppe am kommenden Donnerstag möglich.
Die Zeit tickt gegen Griechenland
Das aktuelle Hilfsprogramm läuft Ende des Monats aus. Ob bis dahin eine Übereinkunft über die Auszahlung von weiteren 7,2 Milliarden Euro aus dem Rettungsprogramm erzielt wird, ist fraglich. Im Gegenzug zu den Hilfsgeldern verlangen die Geldgeber verbindliche Reformen.
Es könnte also wieder einmal zu einer Rettung in letzter Sekunde kommen. Denn mit einer Einigung allein wäre es nicht getan. Auch einige europäischen Parlamente, darunter der Bundestag, müssten einer Verlängerung des Hilfsprogramms zustimmen. Viel Zeit bleibt also nicht mehr. Und da wären wir wieder beim altbekannten Mantra: „Es zählt jetzt jeder Tag.“