China – Risiken für BMW, Daimler und VW nicht unterschätzen
Audiatur et altera pars, man soll immer die andere Meinung auch hören, so lautet ein Sprichwort. Wir stellen Ihnen deshalb ab und an auch Meinungen anderer Autoren zur Verfügung. Im Fall von Robert Rethfeld sind wir allerdings gar nicht so weit von seiner Ansicht weg. Er erläutert, warum der Wirtschaftsabschwung, relativ zu den Vorjahren, in China die Autobauer durchaus kalt erwischen könnte. Unserer Ansicht nach ist dies auch ein Punkt gewesen, der Ferdinand Piech bei VW störte und für den er Winterkorn nicht ausreichend vorbereitet sah. Dass die Kurse dennoch immer weiter klettern liegt deshalb sehr entscheidend am schwachen Euro, nicht zwingend am Gesamtpaket der Autobauer. Robert Rethfeld analysiert es wie folgt:
China ist ein Risiko
Die Abhängigkeit der deutschen Autobauer von China ist derart groß, dass man sich nicht vorstellen mag, was geschähe, wenn China mit ernsthaften konjunkturellen Problemen konfrontiert werden würde.
Es verwundert, mit welch geringer medialer Aufregung der laufende Börsen-Crash vonstattengeht. Griechenland – mit der konjunkturellen Bedeutung des Saarlandes – erhält den weitaus größeren Kuchen.
Tom Zhang aus Peking wollte sich einem Buick oder einen VW Passat gönnen, bevor er beschloss, seine 300.000 Yuan (ca. 48.000 Dollar) doch lieber am Aktienmarkt anzulegen. Der Anstieg von 300.000 auf 800.000 Yuan in etwas mehr als einem Jahr gab ihm Recht. „Ich glaube, ich bin gut in diesen Dingen, ich kann noch mehr Geld machen“, sagte Zhang, 26. „Warum sollte ich die Henne töten, die goldene Eier legt? Mein Auto kann ich später immer noch kaufen.“ Konsumenten wie Tom Zhang schieben den Erwerb größerer Anschaffungen auf, um die Rally zu jagen.
Quelle: http://www.chinadaily.com.cn/business/motoring/2015-06/11/content_20967458.htm
Einen Tag nach dem Erscheinen dieses Artikels markierte der Shanghai Composite Index sein Bullenmarkthoch (12. Juni 2015). Am Freitag, den 26. Juni fiel der chinesische Leitindex um 7,4 Prozent.
Seit dem Hoch am 12. Juni musste der Index einen Rückgang um 20 Prozent hinnehmen. Dort beginnt das Bärenmarkt-Territorium.
Einen Fall von 20 Prozent innerhalb von neun Handelstagen nennt man einen Crash. Der Bereich von 3.400 Punkten (blaue Linie obiger Chart) bleibt die mit Abstand wichtigste Unterstützung. Dies würde einem Gesamt-Rückgang von 34 Prozent entsprechen. Zwei Drittel des Weges dürften damit zurückgelegt sein. Eine Bodenbildung – und damit eine preisliche Erholung – dürfte Monate dauern.