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    Märkte  5875  0 Kommentare Griechenland bleibt mehr oder weniger ein Non-Event

    Die größte Gefahr droht dem Aktienmarkt aktuell durch politische Unruheherde und von der Zinsfront. Während langsam die Geduld mit der griechischen Hinhaltepolitik mehr als überstrapaziert ist, scheint es auch keine praktikable Lösung zu geben, solange nicht ein Prozess des Umdenkens in der Einstellung der Griechen selbst stattfindet. Mit dem „Nein“ zum Referendum haben Sie aber genau diese Bereitschaft verneint. Der Grexit ist eine Frage der Zeit, nicht des Geldes. Wenigstens reagieren DAX, Eurostoxx 50 & Co. einigermaßen rational und brechen nicht ein.  Viel wichtiger aber ist, dass die Welt sich mit und ohne Griechenland weiterdreht und viel zu viele Ressourcen auch in Form von Zeit und Aufmerksamkeit vergeudet wurden und werden.

    Fed bleibt im Fokus

    Widmen wir uns also dem, was unsere Investitionen und die Aktienmärkte wirklich bewegt. Das bleibt in erster Linie immer noch die Notenbank des größten Aktienmarktes der Welt, die Federal Reserve. Wie es scheint, haben die USA die Finanzkrise gut verarbeitet und Fed-Chefin Janet Yellen ist der Ausstieg aus ihren drei Quantitative Easing-Programmen gut gelungen. Erste Anzeichen für eine Zinswende (auch wenn die Erhöhungen immer wieder verschoben wurden) scheinen nur eine Frage der Zeit zu sein, denn die US-Konjunktur zieht wieder an. Was wiederum zu einer langsam zurückkehrenden Inflation passt und vom Markt inzwischen eingepreist wird, zumindest, wenn der Proxy 10-jährige US Bonds genommen wird, deren Verzinsung deutlich über 2 Prozent liegt. Dies lässt auch den Umkehrschluss zu, dass wir uns in einer Niedrigzinsphase bewegen werden, wie es Japan schon fast 20 Jahre lang hinter sich hat. Ein Anziehen der US-Zinsen spricht für den US-Dollar gegenüber dem Euro und sollte daher relativ gesehen besser für den europäischen Aktienmarkt sein.

    Gefahr aus China

    China, die zahlenmäßig größte Volkswirtschaft der Welt, erlebte in den letzten Tagen dagegen einen heftigen Rücksetzer, wenn nicht sogar Crash, zumindest was die Börse betrifft. Allerdings ging dieser Korrektur auch ein Anstieg von über 100 Prozent voraus. Interessanterweise war diese Korrektur im Vorfeld aus dem strategischen Bias zu erkennen, was auf die europäischen Aktienmärkte nicht zutrifft. Da viele Chinesen Aktien auf Kredit gekauft haben, sah sich die Notenbank schon zur vierten Zinssenkung innerhalb eines Jahres gezwungen. Für Europa - und insbesondere das exportlastige Deutschland - sind die chinesische Konjunktur und auch der Binnenkonsum von großer Bedeutung.  Somit sind Zinssenkungen, sofern sie nicht nur in spekulativen Aktienkäufen münden, positiv für Aktien wie BMW, Daimler, VW  oder Adidas.

    Seitens der Konjunktur, des Euro und der Rohstoffe - der Ölpreis ist weiterhin eher rückläufig -  spricht vieles für europäische Aktien. Kleinere Störfeuer wie das jüngste aus Athen nutzen wir gezielt, um zu besseren Kursen neue Positionen auszubauen. Dem Aktienmarkt und der EZB scheint schon längst bewusst zu sein, dass es keine kurzfristige Rettung für Griechenland geben wird und wiederum der wirtschaftliche Einfluss zu vernachlässigen sin wird. Damit befinden wir uns zwar nach wie vor auf einem  historisch gesehen relativ hohen Bewertungsniveau für den Gesamtmarkt, dennoch lassen sich immer wieder interessante Einzeltitel finden, die wir dann gezielt bei Rücksetzern zukaufen. Denn eine größere Korrektur, wie wir sie im Ölpreis, im Euro und zuletzt auch in China gesehen haben, verlief nie isoliert, ohne sich vorher auch in den Stimmungsbildern anzukündigen. Von dieser Front sehen wir aktuell noch keine Warnzeichen.

     


    Frank Fischer
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    Frank Fischer, CEO & CIO der Shareholder Value Management AG und in dieser Funktion verantwortlich für den „Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen“, schreibt regelmäßig über die internationalen Aktienmärkte. Als überzeugter Value-Investor hat Fischer langjährige Expertise in allen Fragen rund um Fonds, Börse, aber auch das Stiftungswesen. In seinen regelmäßigen Marktkommentaren legt er besonderes Augenmerk auf Behavioral Finance, sowie Investments in Small- und Midcap-Werte.
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    Verfasst von Frank Fischer
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