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Hessen unterstützt Abwehrschlacht von K+S
WIESBADEN/KASSEL (dpa-AFX) - Aus Sorge um Tausende Arbeitsplätze unterstützt die hessische Landespolitik den Kasseler Kali-Konzern K+S gegen eine Übernahme durch den kanadischen Konkurrenten Potash . "Hier geht es um grundlegende Entwicklungen in Deutschland", warnte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am Mittwoch im Landtag in Wiesbaden. Die Koalition von CDU und Grünen und die oppositionelle SPD fanden in dieser Sache zu einem gemeinsamen Antrag zusammen. "Wir wollen, dass K+S erfolgreich, eigenständig und zukunftsfähig bleibt", sagte SPD-Fraktionschef Thorsten Schäfer-Gümbel.
"Uns geht es um die Standorte, uns geht es um die Arbeitsplätze", erklärte Bouffier. K+S sei größter Arbeitgeber im Grenzgebiet von Hessen, Thüringen und Niedersachsen. "Mir fehlt die Fantasie, was aus der Region wird, wenn die Einkommensteuer, die Gewerbesteuer nicht mehr kommt." Zugleich sei K+S das einzige Dax -notierte deutsche Rohstoffunternehmen. Bei einem Verkauf an die kanadische PotashCorp drohe auch technologisches Wissen verloren zu gehen.
Allerdings sind die Möglichkeiten der Landespolitik begrenzt, das milliardenschwere Aktiengeschäft zu verhindern. Wegen der möglichen Übernahme hält Bouffier seit Wochen engen Kontakt zu den anderen Ländern und zum Bund. Vergangene Woche sprachen Bouffier, sein Stellvertreter Tarek Al-Wazir (Grüne) und Schäfer-Gümbel auch mit dem Potash-Vorstandsvorsitzenden Jochen Tilk.
K+S hatte Anfang Juli Übernahmegespräche abgelehnt, weil die Potash-Offerte mit 41 Euro pro Aktie als zu niedrig erachtet wurde. Nach dem Gespräch mit der Landesregierung hätten die Kanadier zwar mehr Angaben zum Erhalt von Standorten und Arbeitsplätzen in Deutschland gemacht, sagte ein K+S-Sprecher am Mittwoch. Da diese aber "nichts substanziell Neues" enthielten, gebe es weiter keine Grundlage für Gespräche mit Potash.
In Hessen herrscht der Verdacht, dass es den Kanadiern vor allem darum geht, Kapazitäten von K+S aus dem Kali- und Düngemittelmarkt zu nehmen. Potash sage nicht, wie es den geschätzten Kaufpreis von acht Milliarden US-Dollar (7,3 Milliarden Euro) wieder hereinbekommen wolle, sagte Schäfer-Gümbel. Solange bleibe er "bösgläubig".
In der Landtagsdebatte wandte sich nur die FDP gegen die politische Unterstützung für K+S. "Die Politik muss sich aus unternehmerischen Entscheidungen heraushalten", sagte der Abgeordnete Jürgen Lenders. Bouffier sei im Übrigen die Antwort schuldig geblieben, was er konkret tun wolle.
K+S beschäftigt die Landespolitik meist wegen der Werra-Versalzung durch den Kali-Bergbau. Bouffier lobte, Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) habe mit dem Unternehmen einen Pfad vereinbart, über die kommenden Jahrzehnte die Umweltlast abzubauen, ohne den wirtschaftlichen Bestand zu gefährden. Dagegen sagte der Linken-Abgeordnete Hermann Schaus, die Umweltauflagen seien zu lasch, was für Potash ein zusätzlicher Kaufanreiz sein könnte./fko/DP/jha/