Ölpreis fundamental im Sinkflug – Ende absehbar?
Der russische Rubel ist seit Tagen zum Euro unter Druck und liegt mit 66 Rubel je Euro auf dem tiefsten Stand seit März, notiert gleichzeitig 60 Prozent über dem Kurs vom Sommer 2013. Was Russland-Urlauber freuen mag, hat seine Ursache nicht zuletzt in den sinkenden Ölpreisen. Denn nach der Korrektur im Frühjahr testen Brent und WTI die damaligen Tiefs. Wir wollen uns die fundamentale Einschätzung von HSBC Trinkaus ansehen. Ein Anstieg der Bohrungen in den USA hat zum Wochenstart nämlich weiter auf den Ölpreis gedrückt. Zudem lastet das weltweite Überangebot an Rohöl auf den Preisen. Die weltweiten Ölüberschüsse wachsen kräftig weiter. Sie hätten inzwischen das höchste Niveau seit 1998 erreicht, schreiben Experten des Handelsunternehmens PVM Oil Associates am Montag. Das Angebot übersteige die Nachfrage derzeit um zwei Millionen Barrel pro Tag. Ein Ende dieses Trends scheint nicht in Sicht. Daten des US-amerikanischen Öldienstleisters Baker Hughes zu den aktiven Ölbohrungen in den USA hätten am Montag auf die Ölpreise gedrückt, schreiben Analysten der Commerzbank. Demnach wurden in der letzten Woche 21 neue Ölbohrungen aufgemacht und damit so viele wie zuletzt im April 2014.
Erwartungen hängen an China
Hinzu kamen gedämpfte Erwartungen auf der Nachfrageseite aufgrund der jüngsten Verluste an den chinesischen Aktienmärkten. Der Kurseinbruch habe die Sorgen vor einer Abschwächung der chinesischen Ölnachfrage verstärkt. Der Shanghai Composite Index verzeichnete am Montag mit einem Minus von 8,5 Prozent den stärksten Tagesrückgang seit dem Jahr 2007.
Nicht zuletzt aufgrund erwartbar steigender Exporte aus dem Iran sehen Analysten noch weiteres Abwärtspotential bei den Ölpreisen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg meldete unterdessen am Montag, dass der erste iranische Öltanker seit 2011 den persischen Golf verlassen habe. Einige Experten gehen davon aus, dass der Iran sein Exportvolumen früher anheben könnte als allgemein erwartet.
Der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) ist erneut gesunken. Das Opec-Sekretariat meldete am Montag, dass der Korbpreis der Ölsorten des Kartells am Freitag bei 52,08 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) gelegen habe. Das waren 96 Cent weniger als am Vortag. Die Opec berechnet ihren Korbpreis auf Basis der zwölf wichtigsten Sorten des Kartells.
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Auch charttechnisch sieht es aktuell nicht gut aus für den Ölpreis, wie Jewgeni Ponomarev schreibt. Trotz der Turbulenzen am Markt oder gerade deswegen, zählt Öl momentan zu den beliebten Basiswerten unter aktiven Anlegern. Optionsscheine können aufgrund der hohen Volatilität im Preis teuer sein, eine Alternative stellen Faktorpapiere mit fixem Hebel dar.