Bedeutsame Diskrepanzen an der Wall Street - Seite 2
Widersprüchliche Indexverläufe
Insofern unterstreichen die BIP-Daten durchaus die Zahlen der laufenden Berichtssaison. Und das erklärt auch die weiterhin verhaltene Kursentwicklung der großen US-Indizes. Wobei sich diese durchaus sehr unterschiedlich entwickeln – und damit ebenfalls erhebliche Diskrepanzen offenbaren (siehe folgender Chart).
Quelle: MarketMaker
So konnte der NASDAQ 100 Mitte Juli eine mögliche Topformation nach oben auflösen (siehe Steffens Daily vom 23.07.2015), während der S&P 500 weiterhin seitwärts driftet und sogar Gefahr läuft, seinerseits eine Topformation zu bilden (siehe Steffens Daily vom 31.07.2015). Unterdessen hat der Dow Jones Index in der letzten Juliwoche eine neues tieferes Tief gebildet und setzt damit seinen seit Mitte Mai gültigen Abwärtstrend fort (siehe rote Kurve im obigen Chart).
Auch bei dieser Betrachtung ist wieder ein Blick auf die Details hilfreich, um diese auffälligen Diskrepanzen zu verstehen: So liefen alle drei Indizes von Mitte Mai bis Anfang Juli weitgehend synchron abwärts (siehe gelber Pfeil). Dann begann die Quartalsberichtssaison (siehe schwarzer Pfeil) – und erst danach drifteten die Kurse der drei Indizes auseinander.
Ein schlechtes Zeichen – das aber noch revidiert werden kann
Das lag zum Großteil daran, dass starke Ausschläge gewichtiger Einzelwerte insbesondere den NASDAQ 100 und den Dow Jones in ihre jeweilige Richtung trieben. So sorgten Google, Amazon und ein paar andere Werte für den starken Anstieg des NASDAQ 100 Mitte Juli, während Apple, Intel und vor allem die Ölaktien Exxon und Chevron den Dow Jones nach unten drückten. Im marktbreiten S&P 500 nivellierten sich hingegen all diese Ausschläge zu einer Seitwärtsbewegung.
Es ist stets ein schlechtes Zeichen, wenn nur wenige Werte die Märkte bewegen. In einem gesunden Trend sollte die Mehrzahl aller Werte in die gleiche Richtung tendieren – in einer Rally also aufwärts. Nun befinden sich die US-Indizes – abgesehen vom NASDAQ 100 – allerdings weiterhin in einer ausgeprägten Konsolidierung. Die Bullen müssen aber die Hoffnung noch nicht aufgeben: Was nicht ist, kann noch werden. In diesem Fall würde der NASDAQ 100 auch seiner typischen Vorläuferrolle für die US-Märkte gerecht.
Lesen Sie auch
Sonst ergäbe sich ein weiteres Warnsignal. Das gilt natürlich auch, wenn der NASDAQ 100 wieder unter sein Ausbruchsniveau zurückfällt (grüne Linie im obigen Chart) und damit einen Fehlausbruch produziert. Dann wächst die Rückschlaggefahr rapide. Zwar ist die schwache Sommerzeit für Fehlsignale berüchtigt, aber es bleibt zu hoffen, dass uns ein Fehlsignal dieses Kalibers in den kommenden Wochen erspart bleibt.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
(Quelle: www.stockstreet.de)