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    Nachdenken über China - und den Abstieg des Westens

    Von Markus Fugmann, www.finanzmarktwelt.de

    Ich habe seit Jahren darauf hingewiesen, dass die chinesische Erfolgsstory mittelfristig nicht von Dauer sein kann – und dass für den Westen die große Gefahr darin besteht, dass aus dem einstigen Wachstumsmotor China plötzlich der große Bremsklotz wird. Daher habe ich auf finanzmarktwelt.de immer wieder Nachrichten aus China gebracht – die ansonsten in den westlichen Medien praktisch nicht vorkommen. Wir haben hier im Westen vom Aufschwung Chinas profitiert, dies als eine gegebene Tatsache hingenommen und geglaubt, dass diese Story ewig so weiter gehen wird. Jetzt aber ist es so weit: der Westen beginnt langsam aufzuwachen!

    Der ehemalige PIMCO-Chef Mohamed A. El-Erian hat das hervorragend auf den Punkt gebracht:

    „The timing of China’s policy decision signals that one of the largest and most systemically important economies is no longer in a position to play its longstanding role as a locomotive of global growth. The tailwind China has provided other countries now risks becoming a headwind.“

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    Sinnbidlich kommt das in unseren Medien zum Ausdruck: gestern war die Abwertung des Yuan kaum eine Schlagzeile wert, heute ist die zweite Abwertung plötzlich in aller Munde. Nach wie vor aber liest man fast nirgendwo, dass es nicht nur um die Abwertung des Yuan geht, sondern faktisch um die Freigabe der chinesischen Währung: nicht mehr die Zentralbank wird den Kurs setzen, der dann 2% nach oben oder unten „floaten“ kann, sondern der Markt selbst (durch den Schlusskurs). Damit erfüllt China eine zentrale Forderung des Westens – im Endeffekt zum Schaden des Westens, weil der schwache Yuan (weitere Abwertung mehr als wahrscheinlich) die Exporte des Westens ins Reich der Mitte hart treffen wird.

    China, das ist der große Grundwiderspruch, will sein wie der Westen (materiell), aber gleichzeitig seine „Eigenart“ behalten. Vom Westen hat man die Finanzinstrumente übernommen, den angelsächischen Glauben, dass man auf Pump unbegrenzt wachsen könne. Das alles ging zu schnell, zu steil, zu sorglos, zu stark Kredit-finanziert. Kurzfristig tritt China nun in eine existentielle Krise ein, die sein gesamtes Wirtschaftsmodell in Frage stellen wird: der Crash ab Ende Juni hat – wie so oft sind die Finanzmärkte Frühindikatoren gewesen, dass etwas nicht stimmt – gezeigt, dass Peking nicht wirklich in der Lage ist und sein kann einen immer größeren Markt zu kontrollieren. Als die Machthaber das bemerkten, reagierten sie nach alt-bewährter Art: sie verstärkten die Internet-Kontrollen, ließen Freidenker und deren Anwälte verhaften. Das alles sollte den faktischen Kontrollverllust Pekings kaschieren.

    Dass heute Nacht China entgegen seiner gestern geäußerten Absicht, den Yuan nur „einmalig“ abzuwerten, diesen Schritt heute noch inmal wiederholt hat, ist ein weiterer Versuch, die Kontrolle irgendwie zu behalten: Peking ist klar, dass der Yuan abwerten muss wenn Chinas Wirtschaft noch eine Chance haben soll. Denn die Bindung an den starken Dollar hat den Yuan viel zu stark gemacht, während fast alle anderen wichtigen Währungen zum Dollar abwerteten. Indem man nun den Yuan freigibt, will man zuvor noch selbst den Yuan abwerten, bevor es der Markt tut und dann der Glaube entstünde, Peking habe die Kontrolle vollends verloren. Dafür nimmt man dann eben auch einen Wortbruch in Kauf.

    Die Frage ist nun, welche Schäden durch diesen Schritt entstehen (vor allem in Fremdwährungen verschuldete Unternehmen im Reich der Mitte werden pleite gehen) – und ob die Machtelite Chinas diesen Sturm ohne Unruhen überstehen wird. Wenn ja, wird China langfrsitig wieder eine gute Zukunft haben. Es ist wie bei allen aufsteigenden Großreichen der Geschichte (z.B des Römischen Reiches): einem schnellem Aufstieg folgt eine existentielle Krise, dann der Wiederaufstieg.

    Die Krise Chinas aber ist angesichts dieser Perspektiven für den Westen (und die Rohstoff-reichen Schwellenländer!) gefährlicher als für China selbst: die Hoffnung auf China hat uns im Westen die Finanzkrise überstehen lassen, Rohstoffe haussierten, Gelder flossen ins Reich der Mitte und kamen mit Gewinn zurück. All das wird absehbar weniger werden – und das trifft die Achillesverse des Westens. Der Abstieg Chinas ist daher vor allem unser Abstieg – das ist in den Köpfen noch nicht wirklich angekommen. Es ist vor allem der Abstieg desjenigen Landes, das am meisten von China profitiert hat: Deutschland. Dem Dax beginnt das seit gestern zu dämmern..

     

     




    Markus Fugmann
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    Markus Fugmann ist Chefanalyst der actior AG und Redakteur bei www.finanzmarktwelt.de. Die actior AG bietet Selbsthändlern die Möglichkeit, an allen gängigen Märkten der Welt im Bereich CFDs, Futures, Aktien und Devisen zu Top-Konditionen zu handeln. Darüber hinaus erhalten Kunden kostenlose Informationsabende, Seminare, One-to-One Coaching, allgemeine Einführungen in die Handelsplattformen und Märkte.
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    Verfasst von Markus Fugmann
    finanzmarktwelt.de Nachdenken über China - und den Abstieg des Westens Von Markus Fugmann, www.finanzmarktwelt.de Ich habe seit Jahren darauf hingewiesen, dass die chinesische Erfolgsstory mittelfristig nicht von Dauer sein kann – und dass für den Westen die große Gefahr darin besteht, dass aus dem einstigen …

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