Börse und Märkte
Kurspotenzial bei europäischen Aktien - Dunkle Wolken über Emerging Markets
Es ging dann doch recht schnell mit einer (vorläufigen) Lösung für Griechenland. Nach gerade einmal zwei Verhandlungswochen wurde eine Einigung über das dritte Hilfsprogramm für Athen erzielt. „Während Griechenland in der ersten Jahreshälfte durchaus ein Belastungsfaktor war, hielt sich die Erleichterung jetzt allerdings in sehr engen Grenzen. Von Freude über den gefundenen Lösungsweg kann beileibe nicht gesprochen werden“, kommentieren die Analysten der DekaBank. Nun rücken vorerst andere Themen in den Fokus.
Emerging Markets - Konstanz negativer Schlagzeilen
Vor allem die dunklen Wolken über den Emerging Markets werden von den Kapitalmärkten mit zunehmend aufmerksamer betrachtet. Zwar habe sich die Lage in den Schwellenländern nicht wesentlich verändert, doch sei es die Konstanz an negativen Schlagzeilen aus den aufstrebenden Volkswirtschaften, die beunruhigend wirkt. Da sind zum Beispiel der Korruptionsskandal in Brasilien, der militärische Konflikt in der Ukraine mit Rezession in Russland sowie die spürbare Wachstumsmoderation in Asien, heben die Deka-Experten hervor.
Besonders China stand in den letzten Woche im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Aus der Blase am heißgelaufenen Aktienmarkt ist zwar zwischenzeitlich etwas Luft entwichen - nicht ohne Gegensteuern der Regierung im Reich der Mitte. Doch werden die Zweifel an der Wachstumsprognose von sieben Prozent immer lauter. So hatten zuletzt die Einkaufmanagerindizes und die Exportzahlen enttäuscht. „Mit einer Abwertung des Yuan hat die Regierung nochmals demonstriert, dass sie weiterhin Instrumente zur Gegensteuerung im Koffer hat“, schreibt die Deka.
Rohstoffe preisen Nachfrageschwäche ein
Die Sorgen rund um die Emerging Markets spiegeln sich auch an den Rohstoffmärkten wider. Nicht nur Rohöl, sondern auch Industriemetalle haben auf die scheinbar schwächeren Nachfrageperspektiven reagiert und gaben im Preis nach. Stehen wir vor einer globalen Rezession? Nein, sagen die Deka-Analysten. Auch breche die Rohstoffnachfrage nicht ein. Dennoch lassen die nationalen und strukturellen Probleme in verschiedenen Emerging Markets nur einen moderaten weltwirtschaftlichen Konjunkturausblick zu.
Fed wird Zinswende einleiten - EZB wird Füße still halten
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Dadurch werde die Inflationsentwicklung in den Industrieländern gedämpft bleiben. Mithin bleibt es bei der Perspektive, dass die großen Notenbanken trotz der lang anhaltenden Niedrigzinspolitik nicht zu Getriebenen von rasch steigenden Inflationsraten werden, fahren die Deka-Experten fort. Sie bleiben aber bei ihrer Einschätzung, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) im September die Zinswende einleitet, während die EZB diesbezüglich noch gut drei Jahre die Füße still halten wird.
Sollte es schlechter als erwartet kommen, werden die Notenbanken nochmals expansiver werden. Vor diesem Hintergrund bezeichnen die Deka-Analysten ihre Prognose „frei von Euphorie“. Indes würde sich nochmals die Perspektive erhärten, das speziell europäische Aktien auf Sicht von zwölf Monaten das größte Kurspotenzial besitzen.
Noch ein letzter Blick auf Unternehmensanleihen: Diese böten im Gegensatz zu den bonitätsstarken Staatsanleihen immerhin noch einigermaßen ordentliche Renditeperspektiven. Die Investmentgeschichte bleibe damit auch für das zweite Halbjahr grundsätzlich bestehen.