C-QUADRAT Gold
Monatskommentar Gold und Goldaktien August 2015 - Seite 2
Weshalb steht die Wirtschaft plötzlich wieder vor diesen Problemen, wo doch oberflächlich alles in Ordnung erschien? Die Betrachtung der Gesamtverschuldung und der damit finanzierten Kapitalstruktur ist dabei hilfreich. Die Leitzinsen befinden sich seit 6 Jahren nahe 0%, laut McKinsey hat sich in dieser Zeit das weltweite Kreditvolumen von 142 Billionen USD um weitere 55 Billionen USD erhöht, die Aktienmärkte haben Rekordstände erreicht.
In der realen Wirtschaft wurden mit diesen Geldern zwar enorme Investitionen getätigt, beispielsweise Bahnhöfe in Deutschland renoviert oder Eisenerzminen in Australien errichtet oder Stahlproduktionskapazität in China ausgeweitet, nachhaltiges Wirtschaftswachstum ist aber nicht eingetreten. Die Nachfrage nach diesen Produkten war und ist nicht da, doch die Zinslast ist weiter angestiegen. In der Fachterminologie kann von flächendeckenden Fehlinvestitionen gesprochen werden. Diese Überkapazitäten sorgen für anhaltenden Preisdruck und verhindern hartnäckig den sogenannten „lift-off“ der Leitzinsen. Dies ist das Kernproblem der Emerging Markets und wird nun zunehmend zum Problem für die Industriestaaten.
Der Markt hat diesen fundamentalen Hintergrund sehr lange ignorieren können, auch weil das billige Geld der Zentralbanken für steigende Aktien – und Anleihenkurse gesorgt hat. Analysten sprechen davon, dass sich der Kapitalmarkt zunehmend von der realen Wirtschaft entkoppelt hat. Diese „Asset Price Inflation“ ist durchaus ein übliches Phänomen bei stark expansiver Geldpolitik, weshalb es auch nicht notwendigerweise korrekt ist, von „zu teuren“ Anleihen oder Aktien zu sprechen. Im Umkehrschluss muss aber auch festgehalten werden, dass ein schwindendes Vertrauen in die Zentralbanken zu einer sehr schnellen Preisanpassung nach unten führen dürfte.
Die grundsätzliche Frage bei jeder Korrektur lautet, ob nun Kaufkurse eingetreten sind oder ob mit weiterer Schwäche gerechnet werden muss. Wir beobachten viele Indikatoren, problematisch sind aktuell v.a. die abfallende Marktbreite bei den Aktien und die zunehmenden Credit Spreads bei den Anleihen. Hinzu kommt, dass die hohe Volatilität der letzten Wochen die quantitativen Manager zum Handeln zwingen dürfte, hierzu zählen die Trendfolger, Risk Parity und Volatility Target Strategien.