In den unergründlichen Tiefen der Charttechnik - Seite 2
Das Dreieck ohne Aussagekraft
Normalerweise entsteht ein solches Dreieck, wenn nach einem Einbruch zunächst eine technische Gegenbewegung erfolgt, der sich dann ein volatiles Hin und Her anschließt. Dieses Hin und Her zeigt, dass weder die Bullen noch die Bären in der Lage sind, die Vormachtstellung zu erlangen.
Nun sind allerdings die Kurse im Vorfeld stark gefallen. Viele Anleger haben zu immer tieferen Kursen teils panikartig verkauft. Nach so einem Kurseinbruch ist die Verkäuferschicht natürlich ausgedünnt, was eben auch dazu führt, dass sich die Kurse erst einmal stabilisieren. Man nennt das: Der Markt ist stark überverkauft.
Wenn jetzt die Bullen diese Chance nicht nutzen können, ist das normalerweise ein Hinweis darauf, dass der Markt noch nicht reif für eine Trendwende ist. Nutzen die Bullen hingegen die Chance, entsteht zum Beispiel eine V-Erholung, die wieder bullish wäre.
Tatsächlich wird über ein Dreieck und auch die anderen Fortsetzungsformationen lediglich eine stark überverkaufte Situation abgebaut. Sobald dann klar wird, dass die Bullen ihre Chance nicht ergreifen, bricht der Markt erneut ein, meist ähnlich dynamisch wie zuvor.
Das erste Zeichen dafür ist, wenn das Dreieck nach unten verlassen wird. Bestätigt wird dieses Signal, wenn das vorangegangene Tief nach unten gebrochen wird.
Die aktuelle Situation ist aber anders
In der aktuellen Situation haben wir es natürlich auch mit einer stark überverkauften Situation zu tun, die nun über die Seitwärtsbewegung mit sinkender Volatilität abgebaut wird. Aber der entscheidende Unterschied ist: Angesichts der Fed-Sitzung gehen die Anleger ohnehin in eine abwartende Haltung über. Das heißt, weder die Bullen noch die Bären wollen im Moment eine eventuelle Chance ergreifen. Sie wollen erst einmal abwarten, was die Fed beschließt.
Damit ist diese Dreiecksformation zurzeit eben keine Fortsetzungsformation, sondern lediglich ein charttechnischer Ausdruck für das abwartende Verhalten der Anleger.
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Die Wahrscheinlichkeiten für einen Einbruch oder einen Anstieg sind damit zurzeit nicht tradingrelevant. Das wäre bei einem normalen Dreieck natürlich anders.
Sie sehen, Charttechnik ist eben nicht nur einfaches "Linien zeichnen", es gibt immer wieder Sondersituationen und Ausnahmen, die man beachten muss, um erfolgreich zu werden.
Viele Grüße
Jochen Steffens
(Quelle: www.stockstreet.de)