VW nach dem Schock – Apple bringt sich in Stellung
Nicht nur in China, vor allem auch in den USA sind Spekulationen auf Kredit sehr beliebt. In Zeiten extrem niedriger Zinsen ist es für viele Investoren einfach zu verlockend, auf Pump an den Märkten zu agieren. In den vergangenen Jahren ist die Strategie mit den ständig steigenden Kursen aufgegangen. Nun könnte sich das Blatt wenden, die Nachfrage nach Börsenkrediten ist im August mit 473 Mrd. Dollar bereits den zweiten Monat in Folge gefallen. Wir erinnern uns: Sowohl 2000 als auch 2007 zeigte eine geringere Kreditnachfrage in den USA bereits frühzeitig die Trendwende an den Märkten an.
Nach dem stürmischen Wochenauftakt bleibt kaum Zeit, um Luft zu holen. VW aus dem DAX, Dialog Semiconductor im TecDAX, ElringKlinger im MDAX und Tom Tailor im SDAX – in jedem der vier Indizes kam am Montag ein Wert kräftig unter die Räder. Zum heutigen Auftakt sind neue Hiobsmeldungen bisher nicht zu sehen, im Gegenteil. Südzucker revidiert seine Prognose nach oben, die Aktie klettert ebenso wie CropEnergies prozentual zweistellig. Auch VTG ist gefragt, der Small Cap rechnet mittelfristig mit einem deutlichen Gewinnzuwachs. Bei den Verlierern vom Montag deutet sich zumindest eine Stabilisierung an.
VW – der Tag danach
Nur bei der VW-Aktie halten sich selbst Schnäppchenjäger vorerst zurück, zu groß ist die Unsicherheit. Neben Strafzahlungen drohen hohe Ausgaben für Nachbesserungen und Rücknahmen, Schadensersatzklagen, rechtliche Verfahren von Großaktionären und strafrechtliche Konsequenzen.
Ende Juli schlummerten noch gut 20 Mrd. Euro in der Kriegskasse, finanziell werden die Wolfsburger die Folgen überstehen. Aber wie stark sich der Imageverlust auf die weltweiten Absatzzahlen auswirken wird, ist vollkommen offen.
Die UBS bleibt dennoch zuversichtlich und reduzierte das Kursziel nur leicht von 300 auf 290 Euro. Nach Meinung der Schweizer sei VW einer der wenigen Autobauer mit bedeutendem Ergebnis- und Kapitalpotenzial. Auch die Experten von Bernstein Research sehen zwar den Skandal als eine ernste und teure Sachen, setzen aber auf steigende Gewinne und sehen den Kurs bei 200 Euro. Bei Goldman bleiben die Papiere hingegen auf “Sell”, hier sehen die Analysten die geplante Absatzoffensive von Diesel-Fahrzeugen der deutschen Hersteller nun gefährdet. Auch wir bewerten die Perspektiven für die Branche deutlich skeptischer als die UBS und werden uns in den Webinaren in dieser Woche verstärkt mit den Verlierern der vergangenen Tage und Wochen beschäftigen. Hier finden Sie die Anmeldelinks.
Apple stockt auf
Apropos Auto: Nach Informationen des “Wall Street Journal” will Apple bis 2019 ein Elektroauto im Angebot haben. Die Verantwortlichen haben die Erlaubnis erhalten, dass bisher 600 Mitarbeiter umfassende Team zu verdreifachen. Während Google aber bereits seit rund sechs Jahren an der Technologie für selbstfahrende Autos arbeitet und erste Erfolge feiert, will man bei Apple entsprechende Fahrzeuge erst mit der Zeit einführen. Mit Gewinnen von gut ein Prozent zählten die Papiere zwar gestern zu den stärksten Titeln im Dow Jones.
Zu große Hoffnungen sollten Anleger mit dem Auto-Projekt aber nicht verbinden. Geschätzte 470 Euro nimmt der Konzern pro iPhone ein, der Gewinn pro Gerät beläuft sich auf rund 300 Euro. Die Marge ist nach wie vor extrem hoch, ähnliche Ergebnisse sind dem in Aussicht gestellten E-Auto allerdings nicht zu erwarten. Ohnehin wird noch viel Zeit vergehen, bis Apple tatsächlich ein konkurrenzfähiges Auto präsentieren kann.