Hebt die Fed die Zinsen doch schon im Juni an? - Seite 2
Der Grund für die neuerliche Kehrtwende und die Fortsetzung der „Schaukelbörse“: Daten zur Inflation und zur Industrieproduktion in den USA fachten wieder die Zinsdebatte an. Die Industrie hat nach dem schwachen März (-0,9 Prozent gegenüber dem Vormonat, revidiert von -0,6 Prozent) im April ihren Ausstoß so stark gesteigert wie seit mehr als einem Jahr nicht mehr. Die Produktion legte im Vergleich zum Vormonat um 0,7 Prozent zu, statt erwarteter 0,3 Prozent. Auch die Teuerung fiel mit 0,4 Prozent etwas höher aus als von Volkswirten mit 0,3 Prozent erwartet. Zudem war das der stärkste Preisanstieg seit Februar 2013. Sie sehen, dass das, was wir zu den zunehmenden Inflationsgefahren in den USA geschrieben haben, immer mehr Form annimmt. Doch muss man hier noch genauer hinsehen.
Noch steht die Fed nicht unter Handlungsdruck
Denn bei einem zweiten Blick auf die Daten sind diese allein noch kein neuer Hinweis auf eine baldige Zinsanhebung. So liegt die Industrieproduktion im Jahresvergleich noch um 1,1 Prozent niedriger. Und bei der Inflation liegen wir nun auf Jahressicht bei 1,1 Prozent, nach +0,9 Prozent im Monat zuvor und damit noch weit entfernt von dem eigentlichen Inflationsziel der Federal Reserve (Fed) von 2 Prozent.
Die Fed wird daher nicht tätig, nur weil sich der Ölpreis gerade etwas erholt. Stattdessen wird sie erst dann handeln, wenn neben dem bereits erreichten Zustand der Vollbeschäftigung (Arbeitslosenquote bei 5 Prozent) auch die Löhne und die Konsumausgaben deutlicher steigen. Denn erst dann wird sich ein nachhaltiger Inflationsanstieg ergeben, den es mit höheren Zinsen unter Kontrolle zu behalten gilt.
Zinsanhebung der Fed doch schon im Juni?
Zunächst aber interpretierten die Märkte die gestrigen Zahlen so, dass die Fed bereits im Juni an der Zinsschraube drehen könnte. Entsprechend gaben die Kurse gestern nach.
Ganz von der Hand zu weisen, sind solche Befürchtungen nicht. Zinserhöhungen wirken sich erst zeitversetzt nach ca. 6 bis 12 Monaten auf die Inflation aus. Die Fed müsste deswegen schon frühzeitig anfangen, die Zinsen anzuheben, sobald sich die Inflation in die entsprechende Richtung entwickelt. Allerdings sehen die FOMC-Mitglieder im Median die Inflationsrate erst im 4. Quartal 2018 bei 2 Prozent. Demnach hätte die Fed also noch genügend Zeit, die Zinsen gemächlich anzuheben. Doch einem Zinsschritt im Juni steht mit den jüngst wieder vermehr positiven US-Daten nichts mehr im Wege.
Resümee
Die Märkte wurden zuletzt von einem Anstieg der Ölpreise getrieben und erhielten dann einen Dämpfer durch überraschend starke US-Konjunkturdaten. Diese haben die Zinsängste neu geschürt. In den gestrigen Daten sind zwar keinen eindeutigen Hinweis auf einen Zugzwang der Fed zu erkennen, doch einem kleinen Zinsschritt im Juni steht mit diesen Daten auch nicht mehr viel entgegen.
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Wichtig dürfte daher die Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls der letzten US-Notenbanksitzung heute um 20:00 Uhr (MEZ) sein. Denn das Protokoll könnte klarere Hinweise auf die künftige Geldpolitik der Fed geben. Wenn das Protokoll dies Zinsanhebung im Juni unterstreicht, könnte dies die Aktienmärkte weiter belasten.
Handlungsbedarf sehe ich aber erst, wenn der DAX seine Seitwärtsrange (blau) verlässt. Ein Trade in die Ausbruchsrichtung könnte dann vielversprechend sein.
Viele Grüße
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)