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     778  0 Kommentare Brexit drückt Pfund und Banken

    England_London_3Schon die Debatte um den Brexit hat erhebliche Turbulenzen an den Märkten ausgelöst. Neben der Talfahrt des Pfund sind die Renditen britischer Staatsanleihen (Gilts) gesunken, und auch auf Pfund lautende Unternehmensanleihen mussten Federn lassen. In einem Basisszenario geht Carsten Roemheld davon aus, dass die Briten für den Verbleib in der Union stimmen und Anleger aus britischen Staatsanleihen in risikoreichere Anlagen, insbesondere Bankaktien, umschichten werden. Den ersten Teil unserer Analyse zum möglichen Brexit finden Sie hier.

    Carsten Roemhelds, Analyst bei Fidelity, geht aber davon aus, dass britische Banken durch ihre Fundamentaldaten gut gerüstet sind, um eine ein bis zwei Jahre dauernde Rezession zu überstehen. Risiken sieht er auch bei Anleihen, die mit Gewerbeimmobilien unterlegt sind. Denn ein Brexit könnte dem Büroimmobilienmarkt in London schwer zu schaffen machen.

    Aktienmärkte: Brexit ist zum Teil bereits in Kurse eingepreist

    Am Aktienmarkt belastet der mögliche Brexit die Kurse in den konjunkturempfindlicheren Branchen wie Banken, Baugewerbe und Konsum. Das schafft auf der anderen Seite interessante Anlagechancen bei zyklischen Aktien. Ihre Kurse dürften hochschnellen, wenn sich die Mehrheit für die EU-Mitgliedschaft ausspricht.

    Anleger, die davon ausgehen, dass die Talfahrt des Pfund gegenüber dem Dollar weitergeht, – was wahrscheinlich ist -, greifen zu dem Knock-Out-Bear mit der WKN CW6FBR (Hebel 6). Sollte hingegen das Pfund zu einer Erholung ansetzen, wird der Knock-Out-Bull mit der WKN CD3KVN (Hebel 6) kräftig zulegen.

    Dreht der Aktienmarkt, gemessen am FTSE 100, wegen der unsicheren Konjunkturperspektiven nach der jüngsten Erholung wieder nach unten, wird der Knock-Out-Bear mit der WKN PS4AX4 (Hebel 6) deutlich steigen. Die Optimisten setzen hingegen auf den Knock-Out-Bull mit der XM34L2 (Hebel 6).

    GBP/USD

    Die Hauptlast der Schwankungen hätten sicherlich die Devisenmärkte zu tragen. Schon jetzt wird das Pfund Sterling zum Dollar so tief gehandelt wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Kommt es zum Brexit, ist ein massiver Einbruch zum Dollar auf unter 1,40, dem tiefsten Stand seit über 30 Jahren, realistisch. Das würde Aktien von Unternehmen mit Erträgen außerhalb des Pfund Sterling für Anleger deutlich attraktiver machen.

    Da die Kaufkraft des Pfund in diesem Szenario schwindet, könnten die Marktteilnehmer gezwungen sein, ihre aktuelle Einschätzung zu überdenken, dass nämlich Inflation und Zinsen in Großbritannien auf absehbare Zeit so niedrig bleiben wie zum jetzigen Zeitpunkt. In diesem Fall würden die Ratingagenturen das Länderrating mit negativem Ausblick auf ihre Beobachtungslisten setzen.

    Eine Echtzeit-Übersicht der wichtigsten Währungen finden Sie hier…

    Anleger sollten aber auch bedenken, dass nicht im FTSE All Share Index börsennotierte Firmen 67 Prozent ihrer Umsatzerlöse in anderen Währungen als dem Pfund erwirtschaften. Diese würden bei einer spürbaren Abwertung der Landeswährung nach der Umrechnung in Pfund höher ausfallen und könnten damit Gewinnkorrekturen der betreffenden Firmen nach sich ziehen. Andererseits würden Nebenwerteindizes, in denen Unternehmen mit hohem Gewinnanteil in Pfund stärker vertreten sind, anders als in den letzten sechs Jahren vermutlich hinter dem Markt zurückbleiben.

    England_London_4Auf viele in Großbritannien gelistete Unternehmen wird sich ein Brexit kaum auswirken. Einige werden hingegen unter den Folgen leiden. Nur mit einem tieferen Verständnis der Fundamentaldaten eines Unternehmens und einer Branche können Anleger mit hinreichender Sicherheit abschätzen, in welcher Höhe ein Bewertungsabschlag für diese Art von Risiko angemessen ist.

    Zwar bleibt ein Votum für den Verbleib in der EU das wahrscheinlichste Szenario. Dennoch ist der weniger wahrscheinliche Brexit zumindest zum Teil bereits in den Kursen berücksichtigt.

    Aus den Erfahrungen der Vergangenheit ist bekannt, dass Anleger solange an ihren Barmitteln festhalten, bis die Ungewissheit vorüber ist. Ein Ergebnis zugunsten der EU-Mitgliedschaft könnte daher erhebliches Anlegerkapital zurück in auf Pfund lautende Risikoanlagen fließen lassen. In diesem Fall dürften binnenorientierte Zykliker besser abschneiden als defensive Qualitätsaktien und den Trend der vergangenen Monate umkehren.

    Quelle: Fidelity International




    Daniel Saurenz
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    Der ehemalige FTD-Redakteur und Börse Online-Urgestein Daniel Saurenz hat zusammen mit Benjamin Feingold das Investmentportal „Feingold Research“ gegründet. Dort präsentieren die beiden Börsianer und Journalisten ihre Markteinschätzungen, Perspektiven und Strategien samt Produktempfehlungen. Im strategischen Musterdepot werden die eigenen Ideen mit cleveren und meist etwas „anderen“ Produkten umgesetzt und für alle Leser und aktiven Anleger verständlich erläutert. Weitere Informationen: Feingold Research.
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    Verfasst von Daniel Saurenz
    Brexit drückt Pfund und Banken Schon die Debatte um den Brexit hat erhebliche Turbulenzen an den Märkten ausgelöst. Neben der Talfahrt des Pfund sind die Renditen britischer Staatsanleihen (Gilts) gesunken, und auch auf Pfund lautende Unternehmensanleihen mussten Federn lassen. …