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    Marktkommentar  931  0 Kommentare Schroders Monatlicher Marktausblick: Juni 2016

    "Weltweit zunehmendes politisches Risiko", prognostiziert das volkswirtschaftliche Team von Schroders. Dabei blicken unsere Experten in die USA, die Eurozone, die Schwellenländer und nach Großbritannien, wo das Wachstum wegen Brexit-Sorgen an Fahrt verliert.

    Zusammenfassung:

    Wir sehen für 2016 nach wie vor weltweit ein Wachstum von 2,5 % voraus, wobei die globale Inflation in diesem Jahr auf 2,2 % und 2017 aufgrund der höheren Ölpreise auf 2,4 % steigen dürfte.

    Zwei Szenarien kommen für uns dabei neu ins Spiel: "Handelskriege" und "Brexit erschüttert die EU". Sie spiegeln das gestiegene politische Risiko in der Weltwirtschaft. Dabei geht die Tendenz mit überwiegender Wahrscheinlichkeit immer noch mehr zu schwächerem Wachstum.

    Unerwartet gute Wachstumszahlen aus Europa haben die Stimmung aufgehellt. Doch enttäuschende Inflationsdaten weisen darauf hin, dass immer noch ein weiter Weg zu gehen ist. Gleichzeitig scheint das anstehende Referendum in Großbritannien über den Verbleib in der EU die Zuversicht erschüttert und das Wachstum verlangsamt zu haben.

    2016 dürfte Brasilien, Russland, Indien und China ein weiteres hartes Jahr werden. Doch es gibt Anzeichen dafür, dass es 2017 insgesamt wieder etwas bergauf geht. Russland und Brasilien dürften die Talsohle durchschritten haben. Allerdings wird China weiter an Fahrt verlieren, vorerst aber noch an einer Krise vorbeikommen.

    Zunehmendes politisches Risiko weltweit

    Wir sehen das weltweite Wachstum 2016 unverändert bei 2,5 %. Denn Korrekturen unserer Prognosen für die USA und Japan nach unten gleichen sich durch Korrekturen nach oben in der Eurozone und China aus. Alles in allem dürfte die weltweite Inflation in diesem Jahr um 2,2 % (von 1,8 % 2015) und 2017 um 2,4 % steigen.

    Geldpolitik: die Fed im Wahljahr

    Auch wenn eine Zinsanhebung in den USA im Juni nicht ausgeschlossen ist: Wir gehen mittlerweile davon aus, dass die US-Notenbank Fed ihren nächsten Schritt auf September verschieben wird. Das wird dann kurz vor der Präsidentschaftswahl am 8. November sein. Einiges deutet darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im Vorfeld der Wahl nicht sehr viel geringer sein wird. Wir rechnen immer noch damit, dass der Leitzins der Fed bis Ende 2016 in zwei Schritten auf 1 % steigen wird. Dem dürften dann bis Ende 2017 zwei weitere Erhöhungen bis auf 1,5 % folgen.

    Gleichzeitig gehen wir nicht mehr von einer Zinssenkung durch die japanische Notenbank aus. Sie dürfte gegen Ende 2017 mit "Helikoptergeld" experimentieren, also die Geldmenge außergewöhnlich stark erhöhen. Unsere Aussichten für die europäische Geldpolitik werden wir im nächsten Abschnitt besprechen.

    Auf Währungsebene rechnen wir immer noch damit, dass der US-Dollar gegenüber dem Euro steigen wird. Doch das Profil der US-Währung ist 2016 gegenüber dem japanischen Yen, dem chinesischen Yuan und dem britischen Pfund schwächer geworden.

    Szenarioanalyse: Risikotendenz in Richtung Wachstumsrückgang

    Wir haben einige signifikante Änderungen an unseren Szenarien vorgenommen. Die politischen Risiken sind gestiegen. Als Reaktion darauf haben wir die beiden Szenarien "Handelskriege" und "Brexit erschüttert Europa" neu aufgenommen. Das erste Szenario basiert auf der möglichen Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA. Das würde eine erhebliche Steigerung der Tarife für Importwaren mit sich bringen und einen Gegenschlag der Länder, die davon betroffen wären. Das wiederum hätte einen Rückgang des weltweiten Handels und höhere Inflation zur Folge. Das zweite Szenario betrifft die möglichen Folgen einer Entscheidung der Briten für den Austritt aus der EU. Ein Brexit wird die antieuropäischen Ressentiments in ganz Europa anheizen und dadurch höhere Unsicherheit und Wachstumsrückgang auslösen, da Unternehmen größere Investitionen erst einmal auf Eis legen werden.

    Dabei geht die Tendenz immer noch mit höherer Wahrscheinlichkeit zu Wachstumsrückgang, allerdings weniger als im ersten Quartal, da die Gefahren einer harten Landung in China oder einer Rezession in den USA nachgelassen haben.

    Bessere Wachstumsaussichten für die Eurozone, während Großbritannien aus Sorge um den Brexit an Fahrt verliert

    Prognose für die Eurozone: bessere Aussichten

    Ein solide wachsendes Bruttoinlandsprodukt Ende 2015 und eine positive Überraschung im ersten Quartal: Diese Kombination veranlasst uns dazu, unsere Wachstumsprognosen zu erhöhen. Wir gehen jetzt davon aus, dass das Wachstum bis Ende 2016 um 1,8 % gegenüber dem Vorjahr steigen wird, ehe es im Laufe des Jahres 2017 auf 1,6 % zurückgeht. Allerdings haben wir unsere Prognose für die Gesamtinflation von 0,7 % für 2016 auf 0,5 % und für 2017 von 1,6 % auf 1,2 % gesenkt. Unserer Erwartung nach wird sich die Inflation über das restliche Jahr gesehen verbessern, da die Belastung durch die Nahrungsmittel- und Energiepreise aus dem jährlichen Vergleich herausfällt. Doch dürfte die Gesamtinflation auf niedrigerem Niveau liegen und 2017 bei unter 1,5 % gipfeln.

    Die Aussichten für die Geldpolitik sind im Wesentlichen unverändert. Wir vermuten, dass die Europäische Zentralbank eine weitere Leitzinssenkung (vermutlich auf -0,5 % im September) favorisiert. Allerdings wäre auch eine Verlängerung ihres quantitativen Lockerungsprogramms über März 2017 hinaus nicht auszuschließen.

    Prognose für Großbritannien: Verwerfungen durch den Brexit

    Die britische Wirtschaft erlebte im ersten Quartal einen unvermittelten Rückgang, der unserer Meinung nach den Sorgen über die Brexit-Risiken geschuldet ist. Wir prognostizieren für das zweite Quartal einen noch stärkeren Rückgang, dann aber eine deutliche Erholung im dritten Quartal (ausgehend davon, dass die Briten am 23. Juni für den Verbleib in der EU stimmen), gefolgt von einer Mäßigung ab diesem Zeitpunkt. Darum und wegen der nach oben korrigierten BIP-Zahlen in der zweiten Jahreshälfte 2015 belassen wir unsere Prognose für 2016 unverändert bei 1,9 %. Das Wachstum dürfte sich 2017 auf 1,6 % abkühlen, da die Regierung stärkere Sparmaßnahmen plant.

    Schätzungsweise wird die Bank of England den Leitzins im November auf 0,75 % erhöhen, da die Wirtschaft nach dem Referendum wieder anziehen und die Inflation wieder über der unteren Zielmarke von 1 % liegen wird. Wir denken, die Bank wird die Zinsen dann wieder im Februar 2017 auf 1 % anheben, ehe sie durch das Abkühlen der Wirtschaft an weiteren Erhöhungen gehindert wird. Diese Prognosen hängen stark von einer Entscheidung des Landes für den EU-Verbleib ab. Eine gegenteilige Entscheidung würde Geschäfts- und Verbrauchervertrauen treffen und einen Wachstumsrückgang, eine Abwertung des Pfunds sowie einen Inflationsanstieg nach sich ziehen. Jetzt, wo es ernst wird, sinkt den Wettmärkten zufolge die Wahrscheinlichkeit des Brexit.

    Schwellenländer: der Versuch, das Positive zu sehenChina: Flaute, aber immer noch keine Krise

    Da das Bruttosozialprodukt in China die Erwartungen im ersten Quartal übertroffen hat, ging unsere Wachstumsprognose für das Jahr automatisch auf 6,4 % nach oben. Wir halten insgesamt an unserem Wachstumspfad fest und scheuen uns, die Wachstumszahlen im Vorfeld hoher Anreize zu erhöhen. Auch sehen wir bereits Zeichen für zunehmenden Druck auf Unternehmensebene, was unserer Überzeugung nach weiteren Gegenwind bedeuten könnte. Die Behörden haben anscheinend den Währungskurs gewechselt und sprechen sich klar für eine Schwächung aus. Wir rechnen mit einer Abwertung in diesem Jahr auf 6,7 Yuan und im nächsten auf 7 Yuan.

    Brasilien: Entspannung der politischen Unruhe lässt hoffen

    Endlich haben die Märkte den erhofften Regierungswechsel in Brasilien bekommen. Der Senat hat im Mai für das Amtsenthebungsverfahren gegen Präsidentin Dilma Rousseff gestimmt. Jetzt wendet sich die Aufmerksamkeit der Frage zu, ob die neue Regierung einen politischen Richtungswechsel bewirken kann. Nach einem enttäuschenden ersten Quartal haben wir unsere Wachstumsprognose für 2016 auf -3,5 % gesenkt, sind für 2017 aber optimistischer gestimmt. Gleichzeitig scheint sich die Inflation endlich zu entspannen. Ohne möglichen Inflationsschock rechnen wir irgendwann im dritten Quartal mit ersten Zinssenkungen. Im Zusammenspiel mit einer besseren Politik einer neuen Regierung dürften diese Zinssenkungen die von uns 2017 erwartete Erholung auf 1 % Wachstum des Bruttoinlandsproduktes ermöglichen.

    Indien: schrittweise voran

    Die indische Regierung gewinnt langsam die politische Oberhand, sodass die Reformen im langsam vorangehen. Günstige Monsunbedingungen dürften sich positiv auf die Ernten auswirken. Dies kann einen Rückgang in der Fertigung ausgleichen und sowohl dem Wachstum wie auch der Inflation zugutekommen (die beiden Werte sehen wir für 2016 bei 7,5 % bzw. 5,4 %).

    Russland: kein Rumoren mehr

    Mit einem überraschend positiven Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal scheint die russische Wirtschaft dem Ölpreisverfall besser zu trotzen als erwartet. Wir rechnen für dieses Jahr immer noch mit einem leichten Minus (-0,1), doch das Wachstum könnte schon bald wieder ins Plus drehen. Unterstützt von einer leichten Erholung des Rubels tendiert die Inflation mittlerweile nach unten und wir erwarten in diesem Jahr einen Rückgang von 2 %. Bei einem Ölschock oder einem sehr viel besseren Wachstum würden wir unsere Prognosen für Inflation und Geldpolitik überdenken.

    Von Azad Zangana, Volkswirt; Craig Botham, Schwellenländervolkswirt; Keith Wade, Chefvolkswirt




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