Warm Up für die Nacht der Nächte
Countdown für den Handelsmarathon: Banken rüsten sich für die Brexit-Nacht
Für die Nacht nach dem Brexit-Referendum bringen sich die Führungskräfte sämtlicher Großbanken schon heute in Stellung. Weil der Ausgang ungewiss ist und die möglichen Folgen katastrophal sein könnten, wollen alle Beteiligten in Topform sein.
Was für den Fußballspieler die Europameisterschaft, ist für die Banken derzeit das Brexit-Referendum. Die meisten bereiten sich intensiv darauf vor, um im alles entscheidenden Moment auf dem Höhepunkt der Leistungskurve zu sein. So seien laut einem Bericht der Nachrichtenangentur "Reuters" derzeit sämtliche Großbanken damit beschäftigt, die 24 Stunden nach Bekanntwerden der Ergebnisse so minutiös wie möglich zu planen.
Teams für Handelsmarathon zusammengestellt
Ins Team werden nur die besten Männer einberufen - bei der Citigroup, der Deutschen Bank, JPMorgan, Goldman Sachs HSBC, Barcalys, der Royal Bank of Scotland und Lloyds bereiten sich die Senior Trader derzeit auf ihren Einsatz vor. Um den Handelsmarathon zu überstehen, wird für Kost und Logis gesorgt, einige Banken hätten bereits Cateringfirmen und Hotels gebucht, auch wenn für viele an Schlaf erst einmal nicht zu denken sein wird.
Zu groß ist die Sorge um die möglichen Verluste, die aufgrund der negativen Wechselkursfolgen entstehen könnten, zu schmerzhaft die Erinnerungen an ähnliche Ereignisse, wie dem Franken-Schock im Januar, als mit einer plötzlichen Aufwertung des schweizer Franken dutzende kleine Investmentfonds pleite gingen und Banken, wie der Citigroup, Millionenverluste entstanden (mehr dazu hier und hier). Mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU wird nun eine Abwertung des Pfunds und eine der volatilsten Nächte in der Geschichte des Londoner Finanzmarktes befürchtet. Um den Schaden diesmal gering zu halten, stellt man sich darauf ein, zu Handeln, was das Zeug hält.
Bank of England plant für den Notfall
Für den äußersten Notfall wird auch die britische Zentralbank, die Bank of England mit führenden Finanzpolitikern besetzt sein. Wenn das Beben nach dem Brexit zu stark ausfallen sollte, wurde man hier bereits gebeten, sich an die amerikanische Federal Reserve zu wenden, um möglichst schnell und unter gesonderten Kondition an britische Devisen zu kommen. Nach Aussagen des Zentralbankpräsidenten Mark Carney werde man auf jeden Fall die notwendigen Schritte einleiten, um Ordnung in die Märkte zu bringen.
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"Wir haben US-Wahlen miterlebt, wir waren bei den Wahlen in Großbritannien dabei, es gab das schottische Referendum und den Kollaps von Lehman Brothers", erzählte Chris Huddleston, Finanzmarktchef bei der Investec Bank, gegenüber "Reuters". "Aber dies ist bei Weitem das größte Risikoereignis für das Königreich." Am Devisenmarkt, bei dem weltweit täglich 5,3 Billionen US-Dollar gehandelt werden, macht London allein 41 Prozent des Umsatzes aus. Das ist mehr als das Doppelte wie in den USA, ganz zu schweigen von den europäischen Konkurrenten Frankreich und der Schweiz, die nur auf magere 3 Prozent kommen.
Derzeitige Umfrageergebnisse lassen keine eindeutigen Aussagen über den Ausgang des Referendums zu. Auch in der wallstreet:online community ist man sich uneins ob der Haltung der britischen Bevölkerung. Aktuell glauben 51,2 Prozent, dass es zum Brexit kommen wird. 48,8 Prozent sehen Großbritannien auch weiterhin in der EU. Die andauernde Zerrisenheit dürfte wohl kaum zur Beruhigung der Betroffenen beitragen. Wohl dem, der sich am besten vorbereitet.
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