Der Nebel des britischen Grauens lichtet sich - Seite 2
Aber die Beruhigungspille der Notenbanken wirkt auch an den anderen Staatsanleihemärkten der Eurozone. Der Ansteckungseffekt ist zumindest aktuell erfolgreich bekämpft.
Deutliche Entspannung zeigt sich auch an den Aktienmärkten. Nach den Kursverlusten vom „Black Brexit Friday“ kehrt bereits ein Stück weit Normalität zurück. Die Aktienanleger sehen, dass die Notenbanken die unmittelbaren Risiken im Griff haben und wägen die Risiken eines Brexit und seine Kollateralschäden gegen die Chancen eines zumindest indirekten Verbleibs gegeneinander ab. Das typische Schwarzsehen bleibt aus. Es überwiegen die Grautöne. In diesem Zusammenhang verblüfft die Robustheit des britischen Aktienmarkts.
Aktuelle Marktlage und Anlegerstimmung – Das 2. Aktien-Halbjahr hängt vom Umgang mit dem Brexit ab
Nach der ersten Schock-Reaktion lecken die Anleger ihre Wunden. Sie wagen einen zweiten Blick, der allerdings weniger dramatisch ausfällt. Grundsätzlich wird die Geldpolitik ein Überschwappen auf die Staatsanleihemärkte anderer EU-Länder und deren Banken verhindern. Gleichzeitig wird die US-Notenbank von weiteren Zinserhöhungen absehen. So preisen die Terminmärkte für Fed Funds Futures aktuell sogar eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung der Fed bis Dezember als eine erneute Zinserhöhung ein.
Ohne Zweifel haben wir eine nachhaltige europäische Polit-Krise. Von politischen Börsen, die kurze Beine haben, kann man diesmal nicht sprechen. Ihr Einfluss auf die Aktienmärkte wird anhalten, bis sich der Nebel der Unsicherheit im weiteren Umgang der EU mit Großbritannien nachhaltig gelichtet hat. Von einer Aktien-Krise wie sie nach den Dotcom- und Immobilien-Schocks zu beobachten war, scheinen die Anleger jedoch Abstand zu nehmen. Die Grau-, nicht die Schwarztöne überwiegen. Dennoch bleibt die Volatilität hoch. Absicherungsstrategien mit zum Beispiel Teilschutzzertifikaten sind aktuell durchaus sinnvoll. Regelmäßige Aktienansparpläne sollten unbedingt weitergeführt werden, um über Kursschwankungen günstige Einzahlungszeitpunkte nutzen zu können.
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Grundsätzlich kann von möglichen Verunsicherungen auf den britischen Aktienmärkten der deutsche profitieren. Er ist die nächste, weil attraktivste Alternative. In diesem Zusammenhang wird die deutsche Industrie-Substanz noch attraktiver. Investoren könnten niedrigere Einstiegspreise für günstige Zukäufe bei deutschen Qualitätsaktien aus dem DAX, MDAX und SDAX nutzen, die im Übrigen wesentlich weniger Finanzindustrie-lastig sind als z.B. die spanischen oder italienischen Leitindices IBEX bzw. FTSE MIB. Verstärkte Finanzmittelzuflüsse durch z.B. russische, arabische und asiatische Investoren werden sich im deutschen Immobiliensektor und seinen Immobilienaktien niederschlagen.