Pleiteaktie
KTG Agrar macht sich vom Acker
Am Montagabend schloss die Aktie von KTG Agrar erstmals als Pennystock, bereits am Dienstag folgte die Insolvenzmeldung. Die Gläubiger sind nicht besser dran, die 2017 und 2019 fälligen „Mittelstandsanleihen“ notieren bei rund 7 bzw. 3%. Noch im Januar standen bei den Bonds 100% und bei der Aktie 14 Euro an der Kurstafel.
Wie so oft fielen die Kurse bereits, bevor die schlechten Nachrichten kamen. Am 6. Juni ging der Abwärtstrend in eine dynamische Talfahrt über, als der Agrarkonzern eingestand, eine eigentlich am selben Tag fällige Zinszahlung nicht leisten zu können. Zunächst sollte diese binnen 14 Tagen „durch Hebung stiller Reserven“ nachgeholt werden.
Doch KTG Agrar zahlte wieder nicht. Offenbar gab es nichts zu heben. Am Mittwoch (6. Juli) wären 30 Tage verstrichen gewesen und die Gläubiger hätten das Recht gehabt, die Anleihe sofort zu kündigen. Dem kam das Management mit dem Insolvenzantrag um einen Tag zuvor. Das überrascht uns nicht: Wenn es schon so ein Kraftakt ist, 17,8 Mio. Euro für eine lange absehbare Zinszahlung aufzubringen, wie sollen 2017 dann jemals 250 Mio. Euro für die Tilgung erwirtschaftet werden? Insgesamt türmten sich die Schulden zuletzt auf über 600 Mio. Euro und der Kapitalfluss aus der laufenden Geschäftstätigkeit war seit 2013 stets negativ.
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Doch statt Cashflow produzierte KTG Agrar skurrile Durchhalteparolen. So hieß es am 27. Juni, dass „wegen der herausfordernden Aufgaben und dem kurz bevor stehenden Start der wichtigen Erntesaison“ die Hauptversammlung kurzfristig um zwei Monate verschoben werden müsse. Schwingt sich Vorstandschef Siegfried Hofreiter persönlich auf den Traktor und hat deshalb keine Zeit für Aktionäre? Und werden statt Zinsen und Dividenden dann Bio-Kartoffeln ausgeschüttet? Wenn es nicht so traurig für Aktionäre und Gläubiger wäre, könnten wir glatt darüber lachen.