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    Börsen-Zeitung  351  0 Kommentare Nullnummer, Kommentar zum Defizitverfahren gegen Spanien und Portugal von Andreas Heitker

    Frankfurt (ots) - Die EU-Kommission hat es mit ihrem Vorgehen im
    Defizitverfahren gegen Spanien und Portugal ohne Not geschafft,
    weiteres Vertrauen in die europäischen Institutionen zu verspielen.
    Vor drei Wochen hatte es noch so ausgesehen, als habe die Brüsseler
    Exekutive ihre Lehren aus der Brexit-Entscheidung gezogen und poche
    nun konsequenter als bisher auch auf die Einhaltung des Stabilitäts-
    und Wachstumspaktes. Immerhin wurden erstmals seit der
    Euro-Einführung konkrete Sanktionen gegen einzelne Mitgliedstaaten
    wegen verfehlter Defizitvorgaben angestoßen. Mit der Verkündung des
    Strafmaßes gegen Spanien und Portugal hat sich die neue
    Glaubwürdigkeit aber gleich wieder in Luft aufgelöst. 0 Euro Strafe -
    obwohl die Fakten für 2015 eindeutig auf dem Tisch liegen. Da fallen
    Erklärungen schwer.

    EU-Kommissar Pierre Moscovici versuchte es unter anderem mit der
    Aussage, die Vergangenheit sei vorbei. Man müsse jetzt in die Zukunft
    blicken. Was mit einem solchen Argument in Zukunft alles noch unter
    den Teppich gekehrt werden könnte, mag man sich gar nicht erst
    vorstellen. Natürlich gäbe es durchaus gute Gründe, die Defizitsünder
    Spanien und Portugal nicht zu hart anzufassen. Natürlich wurde in den
    vergangenen Jahren schon einiges an Haushaltssanierung erreicht - und
    darunter hat die Bevölkerung schon arg gelitten. Natürlich will
    niemand einen fragilen wirtschaftlichen Aufschwung mit heftigen
    Geldbußen abwürgen. Und natürlich sollten die Brüsseler
    Entscheidungen auch nicht die sich ausbreitenden
    Anti-Europa-Stimmungen in vielen Ländern weiter anheizen. Aber es
    hätte viele Möglichkeiten gegeben, zumindest symbolische Geldbußen zu
    verhängen, die zeigen, dass es die EU-Kommission ernst meint. Die
    "intelligente Anwendung der Regeln", die in der Kommission so hoch im
    Kurs steht und zur jetzigen Nullnummer in Brüssel geführt hat, zeigt
    gerade dies nicht.

    Die EU-Kommission will eine Bestrafung für die Defizitsünder nun
    vor allem über ein mögliches Einfrieren von Mitteln aus dem
    Strukturfonds erreichen - und so auch das Europäische Parlament mit
    in die Verantwortung nehmen. Dies ist aber kein besonders scharfes
    Schwert, können die gesperrten Gelder doch später wieder freigegeben
    werden, wenn denn entsprechende Haushaltsmaßnahmen von den
    betroffenen Staaten eingeleitet werden. Eine mögliche Geldbuße wäre
    dagegen nicht so einfach wieder auszugleichen. Und eine Strafe von 0
    Euro? Sie entspricht den Regeln. Aber sie verspielt Vertrauen.

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