DAX
Neigt sich die Zeit des billigen Notenbank-Geldes dem Ende zu? Was bedeutet das für den DAX?
Der DAX trotzt weiter allen globalen Risiken und Brandherden, hat seit dem Absturz nach dem BREXIT-Votum die Verluste nahezu komplett wieder aufgeholt und in der letzten Handelswoche die vierte der vergangenen fünf Handelswochen positiv geschlossen.
Das ist in meinen Augen umso überraschender, als dass die EZB sich in ihrem Statement in der Vorwoche geldpolitisch sehr zurückgehalten hat, die FED am vergangenen Mittwoch einer Zinsanhebung in 2016 weiter offen gegenübersteht und die Bank of Japan am heutigen Freitag die großen Geschütze trotz hoher Erwartungshaltung im Schrank gelassen hat.
BoJ-Präsident Kuroda setzte gar noch einen drauf, ordnete eine Begutachtung hinsichtlich der Effektivität der bisherigen geldpolitischen Maßnahmen der BoJ an.
Anders formuliert könnte man sagen: die großen Notenbanken bereiten den Markt mehr und mehr auf ein Ende der Zeit des billigen Geldes vor, schlicht weil sie zu merken scheinen, dass Geldpolitik allein ohne entsprechende Fiskalpolitik die Wirtschaft nicht anzuschieben vermag und eine zu lange Zeit der Manipulation der Zinsniveaus am Anleihemarkt und Aufblähen der Aktienmärkte ohne fundamental stabiles Grundgerüst der Marktstruktur und somit auch der Wirtschaft mehr schadet als nützt.
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Dass der DAX sich vor diesem Hintergrund fast spielerisch über 10.000 Punkte zu halten scheint, passt da nicht ins Bild (zumindest nicht in meins).
Vielleicht liegt meine Skepsis auch darin begründet, dass der Absturz im August 2015, damals induziert durch Turbulenzen am chinesischen Finanzplatz, noch zu präsent ist und die Situation sich aktuell Fragilitäts-technisch deutlich komplexer bzw. diversifizierter und somit gefährlicher darstellt als vor rund einem Jahr.
Für mittelfristige Long-Engagements bin ich weiter nicht zu haben, erst recht nicht unter 10.500 Punkten.
Stattdessen erwarte ich in der kommenden Woche, durch welches Event auch immer induziert, eher einen Rücksetzer unter die 10.000er Marke in den Bereich um 9.900 Punkte.
Chart erstellt mit dem MetaTrader4 von JFD
Ausreichend Impulsgeber für eine volatilere Handelswoche finden sich allein im Wirtschaftsdatenkalender reichlich, seien es diverse Wirtschaftsdaten aus den USA (ganz besonders der US-Arbeitsmarktbericht NFPs am Freitag) oder auch die Zinsentscheidung der Bank of England, von welcher man seitens des Marktes zu 100% eine Leitzinssenkung auf ein Rekord-Tief von 25 Basispunkten erwartet und wo es primär um die Größenordnung des quantitativen Pakets gehen wird, welches man auflegt um die britische Wirtschaft nach dem BREXIT-Votum zu stützen.
Quelle: Bloomberg
Analyse geschrieben von Jens Klatt, Geschäftsführer von Jens Klatt Trading, exklusiv für JFD Brokers