Darum fällt die LPKF Laser-Aktie gegenüber Jenoptik und Coherent ab
Noch vor wenigen Jahren spielte LPKF Laser (WKN:645000) in einer ähnlichen Liga wie Jenoptik (WKN:622910) und Coherent (WKN:864089). Während Letztere sich jedoch recht erfolgreich entwickelten, ging es mit LPKF fast nur abwärts. Da könnte man Aufholpotenzial sehen, aber auch Gründe dafür, dass der negative Trend anhält.
Drei herausragende Lasertechnik-Unternehmen
So unterschiedlich ihre Geschichte und Aufstellung auch sein mag: Wenn es um Technologie rund um Laser und die Materialbearbeitung geht, sind alle drei Unternehmen spitze.
Der amerikanische Coherent-Konzern vereint unter einem Dach gleich eine ganze Reihe von Pionieren der Lasertechnik, darunter auch die frühere Lambda Physik und seit diesem Jahr Rofin-Sinar . Entsprechend vielfältig ist das Kundenspektrum.
Beim Umsatz kommen die Kalifornier auf etwa 0,8 Mrd. Dollar über die letzten 12 Monate, bei einer Nettogewinnmarge von 9 %.
Jenoptik, das Spin-off eines früheren Vorzeige-Technologie-Kombinats, geht auf eine optische Werkstatt von Carl Zeiss in Jena zurück. Heute bietet das Unternehmen ein breites Spektrum an optischen, messtechnischen und elektronischen Produkten für zahlreiche Branchen, vom Automobilbau über die Wehr- und Medizintechnik bis hin zur Datenübertragung. In vielen dieser Lösungen spielen hochentwickelte Laserquellen eine zentrale Rolle.
Jenoptik wies über die letzten 12 Monate einen Umsatz von 0,7 Mrd. Euro aus und ist damit fast exakt gleich groß wie Coherent.
LPKF Laser zählt sich zur Weltspitze, wenn es um die Mikromaterialbearbeitung mit dem Laser geht. Hier wird die patentgeschützte Lasertechnologie als Werkzeug eingesetzt, um eine besonders präzise Oberflächenbearbeitung selbst von Glas oder Keramik zu ermöglichen. Kunden finden sich in der Photovoltaik genauso wie in der Elektronikindustrie.
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Mit einem 12-Monats-Umsatz von 0,1 Mrd. Euro sind die Niedersachsen deutlich kleiner – und damit sind wir auch schon beim ersten Problem von LPKF, die sich im Vergleich zu den beiden Konkurrenten furchtbar entwickelt hat:
Problem Nr. 1: Die geringe Größe
Vor 10 oder 20 Jahren war es noch ok, als kleiner oder mittelgroßer Maschinenbauer in einem Dorf in Deutschland zu produzieren, darauf zu hoffen, dass auf Messen genug Bestellungen hereinkommen, und dann das fertige Produkt zu versenden oder zu installieren. Auch danach war die Welt noch in Ordnung, weil aus China plötzlich ein unfassbarer Sog kam, welcher der gesamten Branche volle Auftragsbücher bescherte.
Das ist vorbei und kommt vermutlich so auch nicht wieder. Die Liste von Maschinenbauern, die in den letzten Jahren ins Schleudern gekommen sind, ist mittlerweile ganz schön lang. Man denke nur an frühere Stars wie Singulus (WKN:723890) oder Aixtron (WKN:A0WMPJ).
Für kleinere Hersteller ist es einfach schwerer, solche Nachfrageschwankungen abzufedern, weil der Anteil der Verwaltungsausgaben in der Regel größer ist. Fällt der Umsatz weg, dann lasten diese auf dem Ergebnis. Ein Umsatz pro Mitarbeiter von gerade mal 76.000 Euro bei LPKF ist schlichtweg viel zu wenig. Jenoptik kommt mit etwa 194.000 auf mehr als das Zweieinhalbfache.
Auch ist es für größere Spieler einfacher, ein weltweites Fertigungsnetz aufzubauen, um so die Kosten zu senken und überall nah an den Kunden zu sein. Coherent hat neben seinen Tochtergesellschaften in den USA und Deutschland auch Standorte in Asien. Ähnlich Jenoptik, die kürzlich Investitionen in den US-Produktionsstandort meldete.
Problem Nr. 2: Der Nischenfokus
Je stärker ein Unternehmen spezialisiert ist, desto größer sind die Kursausschläge. Das ist bei Tradern beliebt, aber für die langfristige Anlage ein Desaster, soweit nicht darauf hingearbeitet wird, sich strategisch breiter aufzustellen.
LPKF hat dies verpasst: Sie hat die glänzenden Geschäfte früherer Jahre kaum dazu genutzt, weitere Standbeine aufzubauen. Die letzten großen technologischen Durchbrüche liegen über 5 Jahre zurück und nun ist das Asiengeschäft im 1. Quartal auf die Hälfte eingebrochen.
Die größeren Konkurrenten können hingegen viel flexibler reagieren. Falls eine Produktlinie mal nicht so gut läuft, werden die internen Ressourcen eben sinnvoll neu ausgerichtet, egal ob Ingenieure oder Vertriebler. Irgendetwas geht immer, wenn man vielfältige Optionen hat. Dieser Aspekt ist für mich bei der Aktienauswahl zentral.
Dass die Zielmärkte von Jenoptik alle auf einmal einbrechen, ist höchst unwahrscheinlich. Bei LPKF musste eine solche Situation fast zwangsläufig irgendwann eintreten.
Problem Nr. 3: Die asiatische Konkurrenz
LPKF produziert in Deutschland und Slowenien, aber die Kundschaft sitzt überwiegend in Asien. Leider haben die Chinesen keine Lust, ihre Maschinen auf ewig aus Deutschland zu bestellen. Viel lieber wollen sie alles selbst machen.
Nach Spielzeug, Solar und Schiffen greifen sie jetzt nach Hightech: Egal ob Hochleitungsmaterialien, Smartphones oder Roboter – überall streben sie an, zum wichtigsten Herstellerland zu werden. Auch die Lasertechnik haben sie natürlich schon längst ins Auge gefasst.
Leistungsfähige Zentren zur Erforschung, Nutzung und Fertigung von optischen Technologien wie das Wuhan Optical Valley sind mittlerweile über das gesamte Land verteilt. Selbst wenn LPKF technologisch noch die Nase vorne hat, dürften von unten her immer mehr Märkte wegbrechen.
Fazit
Keine Frage, wenn der Wind günstig dreht, könnte LPKF als fokussierter Nischenplayer schnell wieder zu den großen Gewinnern gehören. Mir ist das aber zu heiß, weshalb ich eher auf die breiter aufgestellte Konkurrenz setzen würde. Das aktuelle Marktumfeld für LPKF ist widrig und ohne Gewinne zu erwirtschaften wird es schwierig sein, sich aus eigener Kraft herauszuziehen.
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Ralf Anders hält keine Wertpapiere genannter Unternehmen. The Motley Fool besitzt keine der genannten Aktien.
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