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     741  0 Kommentare Europa – unheimliche Stille nach dem Brexit

    Europa_EU_FlaggeDer Ausgang der Brexit-Abstimmung in Großbritannien war eine vermeintliche Katastrophe, die nicht eingetreten ist. Natürlich wird es Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes geben, und natürlich sind die europäischen Regierungschefs noch immer über das Ergebnis des Referendums entsetzt. Nichtsdestotrotz geht in der Europäischen Union alles seinen gewohnten Gang, auch wenn am Horizont bereits die nächsten Bedrohungen auftauchen, wie beispielsweise die anstehende Abstimmung über die italienische Verfassung. Wir schauen uns die Analyse der Schweizer Bank Vontobel an.

    Zwei Monate nach dem „Schockergebnis” des britischen Referendums zugunsten eines Austritts des Landes aus der Europäischen Union (EU) lohnt es sich, einen Blick auf die bisherigen Auswirkungen zu werfen. Aus Sicht der Wirtschaft hat sich die Stimmung der Verbraucher und Unternehmen in Großbritannien gemäß Umfragen deutlich eingetrübt, was für die Zukunft auf eine schwächere Wirtschaftstätigkeit schließen lässt.

    Straddle gegen die Stille

    Unheimliche Stille signalisiert auch die Volatilität, die derzeit sehr niedrig notiert. Wir haben daher im OpernTurm-Live Webinar einen “Straddle” gebaut. Dabei kauft man je einen Call und einen Put- Optionsschein gleicher Ausstattung auf zum Beispiel den DAX oder S&P 500. Die Kursbewegungen heben sich auf, bei steigender Volatilität verteuern sich die Scheine jedoch. Gleiches gilt natürlich auch im Negativen bei weiter sinkender Vola. Detailliert können Sie dies auch in der Aufzeichnung nachhören, die demnächst online sein sollte.

    Call Optionsschein auf DAX UT39JG
    Put Optionsschein auf DAX UT5AVQ
    Put Optionsschein auf S&P 500 Index UW2FN9
    Call Optionsschein auf S&P 500 Index UW2B9Q

    Ähnlich negativ sind die Aussichten bei den Einstellungen und den geplanten Investitionen (siehe Grafik 1). Solide Einzelhandelsumsätze im Juli und gute Arbeitsmarktdaten widersprechen jedoch diesen düsteren Aussichten. “Angesichts der vielen Unbekannten auf Großbritanniens Weg aus der EU sehen wir uns jedoch dazu veranlasst, unsere Einschätzung, dass die britische Wirtschaft massiv unter Druck geraten wird, zu bekräftigen. Trotz alledem hatte die beispiellose Entscheidung eines EU-Mitglieds, die Gemeinschaft zu verlassen, bisher keine erkennbaren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.” sagt Christophe Bernard, Vontobel-Chefstratege.

    Grafik1 Grafik 1: Der britische Arbeitsmarkt ist robust, Beschäftigungsausblick verdüstert sich

     Aus Sicht der Finanzmärkte ist das Pfund Sterling – wie erwartet – das größte Opfer der britischen Abstimmung und hat handelsgewichtet um 10 Prozent abgewertet. Die Bank of England (BoE) hat sowohl die Zinsen gesenkt als auch ihr Anleihenkaufprogramm ausgeweitet.

    Dies hat zu massiven Renditerückgängen bei den britischen Staatsanleihen (Gilts) und in der Folge einem Aufwärtstrend bei den Preisen von anderen Staatsanleihen geführt. Nach einer kurzzeitigen Korrektur legten die Aktien- und Kreditmärkte wieder zu, wobei der S&P 500 neue Rekordstände verzeichnete. Das Zögern der US-Notenbank Fed, die Geldpolitik zu verschärfen, hat dazu beigetragen, den US-Dollar (hier ein aktueller Währungsüberblick) unter Kontrolle zu halten. Gleichzeitig hat die Lockerung der Geldpolitik seitens der BoE die globale Jagd nach Rendite angeheizt. Insbesondere Schwellenländeranlagen vermochten deshalb beeindruckende Zuflüsse zu verzeichnen.

    Herausforderungen für Italien

    BNP_ItalienAus Sicht der Politik fiel die Reaktion der EU auf das folgenschwere Brexit-Ereignis in Großbritannien bisher zurückhaltend aus. Es bleibt abzuwarten, ob die 27 „verbleibenden” EU-Staaten bei ihrem Sondergipfel in der slowakischen Hauptstadt Bratislava im September überzeugende Lösungen für die vorliegenden Probleme – Grenzsicherung, Migration und weiterhin träges Wirtschaftswachstum – finden werden.

    Es ist kein Zufall, dass der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi Initiativen zur Wiederbelebung des europäischen Projekts anregt, denn zu Hause sieht er sich im Vorfeld eines wichtigen Verfassungsreferendums in diesem Jahr mit einer zunehmend euroskeptischen Wählerschaft konfrontiert. Unterdessen könnten die italienischen Banken nach dem jüngsten europäischen Stresstest unter Druck geraten.

    Quelle: Vontobel Research, eigene Recherche




    Daniel Saurenz
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    Der ehemalige FTD-Redakteur und Börse Online-Urgestein Daniel Saurenz hat zusammen mit Benjamin Feingold das Investmentportal „Feingold Research“ gegründet. Dort präsentieren die beiden Börsianer und Journalisten ihre Markteinschätzungen, Perspektiven und Strategien samt Produktempfehlungen. Im strategischen Musterdepot werden die eigenen Ideen mit cleveren und meist etwas „anderen“ Produkten umgesetzt und für alle Leser und aktiven Anleger verständlich erläutert. Weitere Informationen: Feingold Research.
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    Verfasst von Daniel Saurenz
    Europa – unheimliche Stille nach dem Brexit Der Ausgang der Brexit-Abstimmung in Großbritannien war eine vermeintliche Katastrophe, die nicht eingetreten ist. Natürlich wird es Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes geben, und natürlich sind die europäischen Regierungschefs noch immer …