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     1596  0 Kommentare Ist Globalisierung noch Vision oder schon Schimpfwort? - Seite 2



    Wenn es hart auf hart kommt, ist sich jeder selbst der Nächste

    Wenn der Weltkonjunktur-Kuchen kleiner wird, ist jeder selbst darum bemüht, sich die besten Stücke zu sichern. Da gibt niemand gerne etwas ab, schon gar nicht den Zuckerguss oder das Sahnehäubchen. Dann steht der Gemeinnutz der Globalisierung im Widerspruch zum nationalen Eigennutz. Überhaupt, die früher noch klassischen importstarken Schwellenländer werden immer mehr zu konkurrenzfähigen exportstarken Industrieländern, die den etablierten Handelsnationen das Leben schwer machen.
    Jetzt könnte man behaupten, dass die Konkurrenz aus den Emerging Markets das globale Geschäft belebt. Leider aber muss man feststellen, dass man der eigenen wirtschaftlichen Stärke kräftig mit künstlichen, unlauteren Mitteln auf die Sprünge hilft. Mittlerweile sind Subventionen, Exportzölle, eigentlich die ganze Palette der protektionistischen Behinderung eines freien Verkehrs von Kapital, Arbeitskräften und Gütern an der Tagesordnung. Viele Unternehmen, die eigentlich pleite sind, werden in China zur Arbeitsplatzsicherung mit billigsten Krediten über Wasser gehalten, behindern somit die marktwirtschaftliche Flurbereinigung und sorgen mit weltweiten Überkapazitäten für künstlichen Konkurrenzdruck.

    Nach Jahrzehnten der nicht zukunftsfähigen kreditfinanzierten Konsumwolllust hat Amerika erkannt, dass ein neues valides Wirtschaftsmodell her muss. Sein Name lautet Reindustrialisierung und Wiedergeburt als Exportnation. Doch selbst dieses Land der Freiheit verhält sich bei handelstechnischen Fragen nicht immer freiheitlich. So legen die USA größten Wert darauf, dass volkswirtschaftliche Wertschöpfung möglichst im eigenen Land erbracht wird, um Beschäftigungseffekte für sich nutzen zu können. Es ist für ausländische Firmen oft einfacher ihre Produkte vor zu Ort verkaufen, wenn sie auch vor Ort produzieren. Daher investieren so viele deutsche Konzerne in den USA, z.B. VW.

    Apropos VW, ich will den Abgasskandal überhaupt nicht schönreden. Aber er war ein Himmelsgeschenk für Auto-Amerika, sich innovative Technologie, also lästige ausländische Auto-Konkurrenz vom Hals oder besser gesagt, von der Straße zu halten. Alle anderen Autobauer haben ja nicht im Entferntesten Abgaswerte manipuliert. Richtig und die Erde ist eine Scheibe.

    Nicht zuletzt will Amerika mit national eigennütziger Handelspolitik auch seine globalen Ansprüche sichern. Washington weiß aus eigener geschichtlicher Erfahrung, dass eine starke Position in der globalen Wirtschaft auch eine starke Weltmachtposition nach sich zieht. Auf gar keinen Fall will man den Chinesen hier das wirtschaftliche Feld überlassen. 
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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
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