Quartalsergebnisse als Treiber für die Aktienmärkte?
Liebe Leserinnen und Leser,
dass die Aktienmärkte einen neuen Treiber brauchen, wenn die Geldschleusen der Notenbanken allmählich geschlossen werden, darauf hat Sven Weisenhaus in den vergangenen Wochen hier mehrfach zu Recht verwiesen. Diesseits und jenseits des Atlantiks gab es nun zuletzt ermutigende Konjunkturdaten. In den Ergebnissen und Erwartungen der Unternehmen niederschlagen sollte sich aber auch eine gute Konjunktur. Eine besondere Bedeutung zu kommt damit der beginnenden Quartalsberichtssaison. Sie könnte womöglich sogarfür die Aktienmärkte ein neuer Treiber werden.
Wieso das dritte Quartal so wichtig ist
Eine der wichtigsten Berichtssaisons des Jahres ist die zum dritten Quartal dabei onehing schon: Weitgehend fest liegen die Tendenzen für die Jahresbilanzen der Unternehmen, abgesehen vom Handel und einigen anderen Branchen, wie der Mode- und Elektronikindustrie. Relativ gut absehbar ist zu diesem Zeitpunkt selbst der Verlauf des Weihnachtsgeschäfts – und wird damit umgehend eingepreist.
Das laufende Jahr ist damit für die Börsianer weitgehend abgehakt. Also richten sich ihre Blicke nach vorn. Daher geben die meisten Unternehmen spätestens mit den Ergebnissen für das dritte Quartal auch einen ersten Ausblick auf das nächste Jahr. Die Analysten aktualisieren mit diesen Daten ihre Bewertungsmodelle für das Folgejahr. Und daraus ergeben sich dann unter Umständen neue Signale für die Aktienmärkte aus fundamentaler Sicht. Im Idealfall führt dies zum Beispiel zu der bekannten Jahresendrally.
Kann es zu einem erneuten Gewinnrückgang kommen?
Auf den ersten Blick sieht es jedoch für die aktuelle Berichtssaison nicht sonderlich rosig aus. Für die Unternehmen im S&P 500 erwarten die Analysen noch einen weiteren Gewinnrückgang. Es wäre der sechste in Folge. Eine derart lange „Gewinnrezession“ wäre noch nie dagewesen!
Diese Erwartung resultiert aus einem Rückgang der Gewinnschätzungen in den vergangenen Wochen: Noch im Juli hofften die Analysten auf gleichbleibende Gewinne. Aufgrund der immer noch durchwachsenen Ergebnisse des zweiten Quartals senkten sie nach und nach ihre Erwartungen für das dritte Quartal – ein Phänomen, das uns inzwischen schon seit Jahren leider nur allzu vertraut ist.
Allerdings ist dieser Rückgang der Analystenschätzungen (von +/- 0 % im Juli auf aktuell -2,9 %, also um 2,9 Prozentpunkte) der kleinste seit Langem. Im Durchschnitt der vergangenen vier Quartale lag diese „Abwärtsrevision“ bei 4,9 Prozentpunkten. In den vergangenen 20 Quartalen (= fünf Jahre) – etwa solange erleben wir das schon! – lag der Wert durchschnittlich bei 4,3 Prozentpunkten.