ROUNDUP/Aktien Frankfurt Eröffnung
Dax zieht nach Italien-Referendum kräftig an
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die befürchtete Schockwelle nach dem Scheitern des Verfassungsreferendums in Italien ist am Montag europaweit ausgeblieben. Stattdessen bescherten die Anleger in Deutschland dem Dax kräftige Gewinne. So kletterte der deutsche Leitindex im frühen Handel 1,79 Prozent auf 10 701,58 Punkte. Allerdings hatten sich die Investoren schon in der vergangenen Woche auf eine Niederlage von Regierungschef Matteo Renzi eingestellt - der deutsche Leitindex hatte rund 1,80 Prozent verloren.
Damit reagieren die Finanzmärkten deutlich entspannter als zum Beispiel bei der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten im November oder dem Brexit-Votum in Großbritannien im Juni. Nach dem Scheitern seiner Verfassungsreform hatte Regierungschef Matteo Renzi noch in der Nacht seinen Rücktritt angekündigt.
ANLEGER WAGEN SICH AUS DER DECKUNG
Nachdem in der vergangenen Woche noch die Unsicherheit über Italiens Zukunft den deutschen Markt belastet hatte, sehen nun viele Börsianer den Knoten geplatzt: "Der Dax hat alle politischen Ereignisse mit der Wahl in Italien hinter sich gelassen und wie angekündigt war es fast egal, was herauskam", kommentierte Marktbeobachter Daniel Saurenz von Feingold Research. Nun könne die Weihnachtsrally beginnen.
Auch am breiteren deutschen Aktienmarkt wagten sich die Anleger wieder aus der Deckung: Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen kletterte im frühen Montagshandel um 1,22 Prozent auf 20 778,81 Punkte. Für den Technologiewerte-Index TecDax ging es um 1,35 Prozent auf 1709,16 Punkte nach oben.
EURO ERHOLT SICH WIEDER
Sehr besonnen war die Reaktion auch an den Devisenmärkten: Der Euro gab zwar nach, konnte sich aber erholen und so hielten sich die Verluste auch klar in Grenzen. Beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stand zuletzt ein Plus von 1,55 Prozent auf 3061,93 Zähler zu Buche.
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Fondsmanager Thilo Müller von MB Fund Advisory verglich die jetzige Reaktion an den hiesigen Aktienmärkten derweil mit dem "Trump-Effekt" an der Wall Street. Dort hatte die Wahl des umstrittenen Immobilienmilliardärs Donald Trump im November eine Rekordrally ausgelöst. Der Dax habe indes dem Dow-Siegeszug in den vergangenen Wochen die kalte Schulter gezeigt und in einer engen Bandbreite gependelt, weil das Italien-Referendum noch eingepreist worden sei, so Müller.
EZB ALS KRISENMANAGER
Gleichwohl ist das Scheitern Renzis nach dem Ja der Briten zu einem EU-Austritt ein neuer Schlag für Europäische Union. Denn in Italien sieht nun die eurokritische Fünf-Sterne-Bewegung Rückenwind und forderte Neuwahlen. Damit rückt gleichzeitig die Europäische Zentralbank in den Blick, die an diesem Donnerstag ihren Zinsentscheid bekannt geben wird.
Es dürfte nun einmal mehr die Aufgabe der EZB werden, für die Stabilisierung des Euroraums zu sorgen, "obwohl das ein politischer Auftrag und keiner für eine Notenbank ist", schrieb Dirk Gojny von der National-Bank. Vermutlich werde es nun aus dem EZB-Tower "den Auftrag geben, italienische Staatsanleihen einzukaufen, auch mehr als üblich", so Gojny.
BANKEN ERHOLEN SICH
Auf Unternehmensseite standen zu Wochenbeginn vor allem die Banken nach dem Italien-Referendum im Fokus. Die Angst, dass die Gesundung der italienischen Geldinstitute mit ihren milliardenschweren faulen Krediten nun noch schwieriger werden dürfte, hatte vor dem vergangenen Wochenende den Finanzsektor europaweit belastet. Am Montag setzten hierzulande die Aktien der Deutsche Bank zur Gegenbewegung an und legten um mehr als 2 Prozent zu. Commerzbank-Papiere verteuerten sich um knapp eineinhalb Prozent.
Vorne im Dax spielten Papiere von BASF mit einem Kursplus von zeitweise mehr als 3 Prozent mit. Die Aktien des Chemiekonzerns profitierten davon, dass die US-Investmentbank Merrill Lynch ihr bisher negatives Votum aufgegeben hat und nun die Papiere zum Kauf empfiehlt.
VOSSLOH GEHT EINKAUFEN
Aktien des Verkehrstechnikkonzern Vossloh standen nach der Bekanntgabe der Übernahme der US-Bahninfrastrukturfirma Rocla Concrete Tie mit gut einem halben Prozent im Minus. Die Experten der HSBC strichen parallel ihre Kaufempfehlung für Vossloh-Papiere./tav/fbr