Marktkommentar
Schroders: Das EZB-Kaufprogramm und wie sich Unternehmen verhalten
Eine entgegenkommende Geldpolitik von Zentralbanken zielt generell darauf ab, die Risikobereitschaft durch wirtschaftliche Mittel zu steigern. In der Vergangenheit haben die Zentralbanken bei den stärksten Produktivitätsrückgängen …
In diesem Monat geht es um das EZB-Programm zum Ankauf von Wertpapieren und wie sich dieses auf die Kapitalstruktur in Unternehmen sowie deren Planung auswirkt.
Eine entgegenkommende Geldpolitik von Zentralbanken zielt generell darauf ab, die Risikobereitschaft durch wirtschaftliche Mittel zu steigern. In der Vergangenheit haben die Zentralbanken bei den stärksten Produktivitätsrückgängen antizyklische Maßnahmen ergriffen, um einem tiefen Abschwung der Gesamtwirtschaft Einhalt zu bieten. Das Ziel war jeweils, eine Erholungsphase zu initiieren. Heute sind solche Positionen und die lockeren geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbanken selbstverständlich geworden. Von den Zentralbanken der G4 – die US-Notenbank Fed, die Bank of Japan, die Europäische Zentralbank und (vorerst) die Bank of England – war es die EZB, die ihre Möglichkeiten nur in geringem Umfang für die quantitative Lockerung einsetzte. In der Folge haben sich die Preise für Anlagen im europäischen Markt wohl am wenigsten aufgebläht. In diesem Monat prüfen wir den aktuellen Fortschritt des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (auf Englisch Corporate Sector Purchase Programme, CSPP). Außerdem geht es darum, wie dieses künftig Entscheidungen beeinflussen könnte, die Unternehmen hinsichtlich ihrer Kapitalstruktur treffen.
CSPP: Der Hintergrund und bisher erzielte Fortschritte
Am 8. Juni 2016 kaufte das Eurosystem im Rahmen des CSPP erstmals Anleihen von Nicht-Finanzunternehmen. Damit sollte die Inflation auf direkterem Wege angekurbelt werden. Unternehmen außerhalb des Finanzsektors, die von mindestens einer der vier Ratingagenturen mit Investment Grade (mindestens BBB) bewertet wurden, sind zum Kauf zugelassen; dabei dürfen bis zu 70 % einer einzelnen Anleihe in den Bestand der EZB gelangen. In den ersten elf Tagen des Programms kaufte die Zentralbank Anleihen im Wert von gut 6,4 Mrd. Euro: Dies entspricht fast 0,5 % des Volumens des zulässigen Gesamtmarktes (Quelle: Bank of America Merrill Lynch, basierend auf dem Euro Non-Financials Investment Grade Corporate Bond Index, Juli 2016). Wenn das CSPP in diesem Tempo fortgesetzt wird, dürften bis zu seinem geplanten Ende im März 2017 fast 25 % des Marktvolumens durch das EZB-Programm gehalten werden. Die Auswirkungen auf dem europäischen Anleihemarkt blieben nicht unbemerkt. So weiteten sich die Spreads CSPP-konformer Anleihen um 7 % mehr aus als die Spreads von Emissionen, die nicht für das Programm zugelassen sind (Quelle: City, 20. Juli).
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