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    brokerdeal.de  14061  0 Kommentare Rüdiger Born stellt sich unzufriedenen Kunden seiner Vermögensverwaltung

    Auch die zweite Vermögensverwaltung, die der Unternehmer Joachim G. ausgetestet hat, endet mit Verlusten und Verärgerung. Neben seinem desaströsen Erlebnis mit Birger Schäfermeier´s Arete Trading hat er parallel einer zweiten Vermögensverwaltung mit prominenten Vertretern sein Vertrauen geschenkt. Mit nicht ganz so schmerzvollem finanziellem Ausgang, aber einigen offenen Fragen. Wir haben versucht Licht in den Vorgang zu bringen, zusammen mit Rüdiger Born und Markus Gabel von der beauftragten Vermögensverwaltung Born Stahlberg & Partner.

    Im Zuge unseres Einsatzes für objektive Bewertungen und Echtgeldtests erhalten wir regelmäßig Beschwerden über Finanzdienstleister oder Broker. Begründete Vorwürfe von unbegründeten zu unterscheiden ist dabei die größte Herausforderung. Die meisten Beschwerden werden von uns mangels Beweisen ignoriert oder lassen sich mittels Mediation aufklären. Nur wenn das nicht möglich ist und/oder die Fakten nach Aufklärung verlangen, erfolgt eine Veröffentlichung. Voraussetzung dafür ist eine lückenlose Dokumentation inklusive Kontoauszügen, und dass der Betroffene seine Identität der Redaktion bekannt gibt.

    Gleich wieder zu Beginn ist mir neben obigem Disclaimer wichtig festzuhalten: Verluste gehören zum Trading nun einmal dazu. Und wenn man sich an Statistiken orientiert, dass 8 von 10 Tradern Geld verlieren, dann wird das bei Managed Accounts und Vermögensverwaltungen nicht anders sein. Es ist wahrscheinlich sogar vernünftig anzunehmen, dass die Latte in diesen Fällen noch höher liegt. Da diese Dienstleister ja auch noch vergütet werden wollen in Form von Fees und Kommissionsaufschlägen.

    Schlechte Performance alleine wäre also kein Grund für dieses Interview. Allerdings wurden wir neben Joachim G. auch von Daniel R. mit lückenlosen, umfassenden Unterlagen und Kontoauszügen versorgt. Die sorgfältige Lektüre dieser Dokumente wirft dann nicht nur bei Joachim Fragen auf, sondern auch bei uns. Denen wir im Sinne des Verbraucherschutzes auf den Grund gehen wollen.

    Im Vergleich zum ersten Interview mit seinem Investment bei Arete Trading muss gleich vorneweg ein angenehmer Unterschied hervorgehoben werden: sowohl Rüdiger Born als auch Markus Gabel waren rasch erreichbar und haben sich für dieses Interview bereitwillig zur Verfügung gestellt.

    Neben Joachim G. hat sich auch noch ein weiterer ehemaliger Kunde von Born Stahlberg & Partner (BSUP) bei uns gemeldet, Daniel R., ebenfalls mit zahllosen Dokumenten und Kontoauszügen. Da Daniel sich aber nach bereits zehn Wochen zu einer Kündigung entschlossen hat, wollen wir uns in diesem Interview auf die Geschichte von Joachim fokussieren.

    Das Interview

    Joachim, wie bist zu dazu gekommen bei der Vermögensverwaltung BSUP 150.000 EUR anlegen zu lassen, und wie lange lief die Verwaltung?

    Joachim: Die Kundenbeziehung zu BSUP bestand seit Anfang 2012 bis 2016. Das Ziel war, eine professionelle Vermögensverwaltung (VW) zu finden, die zudem seriös mit den ihr anvertrauten Kundengeldern umgeht. Natürlich bestand von Anfang an das Bewusstsein, dass Gewinnen am Kapitalmarkt ein angemessenes Risiko gegenüber stehen kann. Jedoch stand als Kundeninteresse längerfristig der Kapitalerhalt neben dessen Vermehrung im Vordergrund.

    Die VW bei Born Stahlberg & Partner habe ich ziemlich zeitgleich gestartet mit Schäfermeier, um das Risiko auf zwei Trader zu verteilen. Nach meiner damaligen Planung wollte ich einen Startbetrag auf diese beiden aufteilen, da diese mir damals zum Thema Kapitalerhalt und Risikominimierung den vertrauensvollsten Eindruck machten. Ich hatte Rüdiger Born via Webinaren und dessen Homepage kennengelernt und einen persönlichen Termin am 30.1.2012 vereinbart, wo ich viele Fragen zur Diskussion stellte. Bei dieser Gelegenheit hat er mir die Verkaufsprospekte und Fact Sheets gezeigt, und meine Fragen mündlich beantwortet. Zudem wurde mir versichert, dass die Markttechnik sehr hochqualifiziert in seinem Team besetzt ist

    BSUP wirbt in seinen Zusagen und Versprechungen unter anderem mit: erfolgreicher Börsenhandel als Kernkompetenz, erfolgreiches Handelssystem, Einsatz von gut ausgebildeten Mitarbeitern mit langjähriger Erfahrung, verantwortungsvoll für die Interessen des Kunden eintreten, Höchstmaß an Transparenz bei Handel und Kontoführung, persönliche Betreuung sowie die wiederholte Betonung des Kapitalerhalts vor Gewinnmaximierung durch Risikomanagement und dessen strikte Einhaltung bei allen Handelsgeschäften.

    Bei den in Aussicht gestellten Chancen bewirbt sich BSUP ebenfalls sehr positiv: es seien überdurchschnittliche sowie kontinuierliche Renditen möglich, zweistellige Performance unabhängig vom Handelssystem, jede Marktrichtung könne zur Renditeoptimierung genutzt werden, eine Vermögensverwaltung von mehr als einem Jahr führe nach dem System bei BSUP auch bei vorübergehenden Verlusten wieder zu Gewinnen.

    Da diese Selbstdarstellung der BSUP nicht übertrieben erscheint und zudem direkt vom Mitgründer Herrn Born im schriftlichen, telefonischen und persönlichen Besuch bestätigt wurde, konnte ein gewisses Vertrauen auf Leistungsfähigkeit, Handlungsweise und Seriosität dieser Vermögensverwaltung entstehen. Letztlich betitelt sich Herr Born selbst überall als erfahrener und erfolgreicher Profitrader und nutzt dieses Erscheinungsbild als Qualitätsausweis für seine Vermögensverwaltung.

    Allgegenwärtig sind auch Musterdepots der BSUP sowie der bei BSUP beschäftigten Händler, die alle eine ausnahmslos positive Tendenz bei den Profiten zeigen. Hier werden selbst bei unterschiedlichsten Handelssystemen über Jahre hinweg und sogar aktuell fortlaufend in der Summe ausschließlich Gewinne ausgewiesen.

    Besonders überzeugend waren die allgemein für alle Handelsgeschäfte ausgegebene Maxime des Kapitalerhalts, die konkret angesagte überdurchschnittlich hohe Trefferquote bei regelmäßig maximal nur 2 % Risiko pro Trade sowie, dass schnelle und/oder große Verluste nahezu ausgeschlossen sind.

    Mit all dieser Werbung, den persönlichen Aussagen von Herrn Born und den Zusagen im vorvertraglichen Auftreten der BSUP wurde absolute Professionalität mitsamt der branchenüblichen strikten Risikokontrolle sowie fast sicheren Erfolgsaussichten über einen längeren Zeitraum suggeriert.

    Allgegenwärtig sind auch Musterdepots der BSUP sowie der bei BSUP beschäftigten Händler, die alle eine ausnahmslos positive Tendenz bei den Profiten zeigen.

    Stichwort Werbung Herr Born: das ist schweizerischen Finanzdienstleistern ja europaweit verboten. Wie passt das mit den Webinaren, Seminaren & Co zusammen, und dem Kundenkontakt, der großteils aus DE heraus verfolgte?

    Rüdiger Born: Die BORN STAHLBERG & Partner (BSUP) tritt in der Öffentlichkeit überhaupt nicht auf. Auch betreibt die BSUP keinerlei Werbung, weder in Deutschland, noch in der Schweiz. Neue Kundenkontakte erfolgen normalerweise über persönliche Empfehlungen. Öffentliche Auftritte wie Seminare, Webinare und andere Schulungsveranstaltungen finden allesamt über die BORN Traders statt, die nicht werblich für die BSUP auftritt. Werbe- oder Pseudo-Informationsveranstaltungen oder ähnliches fanden niemals über die BSUP statt und die BSUP ist nicht Vortragsthema für die BORN Traders oder meine eigene Person.

    Allerdings bin ich von der BaFin und den schweizerischen Aufsichtsorganen angewiesen worden, angesichts meiner Tätigkeit als Händler in der Vermögensverwaltung auf öffentlichen Veranstaltungen auf den möglichen Interessenskonflikt (gem. §34b WpHG) hinzuweisen. Ausser diesem anfänglichen Rechtshinweis auf den Zusammenhang mit der Vermögensverwaltung verzichten wir gänzlich auf Hinweise auf die BSUP.

    Herr Born, in der Präsentation bekamen Daniel und Joachim auch ein Fact-Sheet mit Performanceangaben. Wo in allen Jahren ein Gewinn ausgewiesen wird. Wie passt das zusammen?

    bsup_factsheet

    Rüdiger Born: In diesem Informationsmaterial, das – darauf wird mehrfach hingewiesen – beispielshafte Performance-Entwicklungen zeigt, gibt es durchaus Verlustphasen die bis zu 8 Verlustmonate in Folge zeigen, allerdings auch kürzere Phasen mit durchaus mehr als 25 % Drawdown. Im längerfristigem Bild werden diese Dellen dann wieder wettgemacht, doch hatten wir im Falle Daniel R. keine Möglichkeit dazu, weil das Verwaltungsverhältnis bereits vorher beendet wurde.

    Allerdings ist es richtig, dass es gelegentlich bei den Konten mit geringerem Kapital zu Irritationen gekommen ist, weil die Performance unter Umständen stark von der Performance anderer Konten abweicht. Das liegt daran, dass dort nicht alle Strategien und Trades umgesetzt werden können oder sollen. Vielmehr arbeiten wir mit unseren Kunden eine individuelle Strategie aus, von extrem aggressiv bis sehr passiv, je nach Vorgaben und wirtschaftlichem Hintergrund.

    Sehen Sie, die Vermögensverwaltung läuft über einen Hauptaccount. Die darauf durchgeführten Trades werden über einen Schlüssel an die angeschlossenen Unterkonten verteilt. Wenn das nun für ein unterkapitalisiertes Konto wie jenem von Herrn R. 0,9 Kontrakte ergeben würde, dann wird abgerundet auf 0 und der Trade wird dort gar nicht eröffnet. Das ergibt am Ende natürlich unterschiedliche Performances.

    Bei Joachim dauerte das Vertragsverhältnis ganze 4 Jahre, genügend Kapital war auch vorhanden. Zeit genug eigentlich, um Dellen wieder wettzumachen?

    Rüdiger Born: Im Zeitraum des Verwaltungsmandates waren die von uns eingesetzten Handelsansätze zweifelsfrei nicht erfolgreich. Bei Joachim kommt speziell hinzu, dass er das Konto nach Markttechnik verwaltet haben wollte. Ich persönlich bin nicht versiert in Markttechnik, ich verfolge einen anderen Tradingansatz. Bei uns war zu diesem Zeitpunkt Maximilian F. in anderer Funktion tätig. Da sein Spezialgebiet die Markttechnik ist, hat er dann die VW für Joachim übernommen. Meine Aufgabe bestand dann nur noch darin, auf eine ordentliche Umsetzung dieser Handelsstrategie zu achten. Max war engagiert, aber zugegebenermaßen nicht erfolgreich. Ich weiß auch von anderen Markttechnikern, dass diese Marktphase schwierig für sie war.

    Es gehört unseres Erachtens zu einer professionellen Vermögensverwaltung, einen Handelsansatz diszipliniert umzusetzen, auch wenn er leider eine Verlustphase hat. Ein unverantwortliches Risiko und eine Zockerei konnte ich hier nicht erkennen. Risiko- und Moneymanagement sind fester Bestandteil unseres Handelsansatzes und werden konsequent umgesetzt.

    Auf das Risiko- und Moneymanagement kommen wir später noch zurück. Joachim und Daniel, ein zentraler Vorwurf von euch beiden sind die Kommissionsaufschläge auf die Standardgebühren. Die neben den 5 % Management Fee und der 20 %-igen Performance Fee (nach dem Highwatermarkprinzip) eine zusätzliche Bezahlung für die Vermögensverwaltung und einen potentiellen Interessenkonflikt darstellen. Allerdings habt ihr denen bei Vertragsunterzeichnung doch explizit zugestimmt?

    Joachim: ich konnte mir ehrlich gesagt nicht viel vorstellen unter diesen laut Vertrag "Leistungen von Dritten". Man geht ja immer von einem positiven Ertrag aus, welcher die entstehenden Kosten überdurchschnittlich kompensieren bzw. übertreffen sollte. Man geht ja nicht vom Worst Case aus, sonst hätte ich die Vermögensverwaltung schließlich gar nicht beauftragt. Allerdings weiß ich jetzt im Nachhinein, dass Aufschläge auf die Standardkommissionen von bis zu 700 % laut meinem Anwalt weder rechtlich noch ethisch gerechtfertigt sind. Speziell da in der Schweiz "Churning" verboten ist.

    (Als Churning wird das häufige Umschichten eines Depots verstanden, welches nicht im Interesse des Kunden ist, sondern einzig dem Vermögensverwalter oder Broker nützt, der mit jeder Transaktion Provisionen, Gebühren oder dergleichen generiert. Siehe auch VQF-Standesregeln, Art. 11. a)

    Daniel: bei mir waren es "nur" bis zu 200 % Mark Up. Solange die Performance annäherend jener aus dem Fact Sheet und den Versprechen entsprechen würde, kümmerte mich das ehrlich gesagt nicht wirklich. Am Ende machten aber alleine die Gebühren mehr als die Hälfte des Gesamtverlustes aus wegen der enormen Tradingfrequenz.

    Joachim: Interessant und ärgerlich. Zwar wurden meine Aufschläge nach der ersten Vertrauenskrise nach unten hin angepasst. Aber wie ich sehe wurde ich mit immer noch 200 - 500 % Aufschlag deutlich benachteiligt Daniel gegenüber.

    Rüdiger Born: Ich kann jetzt nicht sagen, ob Churning in der Schweiz erlaubt ist oder nicht. Aber es erlaubt unser Broker gar nicht. Da gibt es Grenzen ab denen diese Aufschläge gar nicht mehr greifen würden.

    Laut Vertrag liegt diese Grenze bei 25 % im Jahr des durchschnittlichen Kontostandes. Bei einem Konto von 150.000 EUR also bis zu 37.500 EUR im Jahr an Mark Ups. Das ist doch ein klarer Interessenkonflikt, vor allem in Hinblick auf bis zu 170 Trades im Monat?

    Rüdiger Born: Unsere ursprünglichen Kommissionen sind tatsächlich etwas hoch. Wenn auch trotz Aufschlägen immer noch günstiger als etwa deutsche Discount-Broker. Was aber eigentlich kein Problem ist, solange man Gewinne macht. Wir haben im Fall Joachim die Gebühren dann auch rasch reduziert, als es nicht lief wie geplant.

    Natürlich hängt der Aufschlag auch vom Trader ab, in dem Falle Maximilian F. Wenn der übertrieben gesagt nur 3 Trades im Monat macht, dann will er natürlich auch etwas verdienen. Darüber muss der Händler in Abstimmung mit seinem Handelssystem entscheiden.

    Auf die Gebühren ganz zu verzichten, das wollten allerdings auch die VQF und die BaFin nicht. Wir wollten ursprünglich überhaupt keine Aufschläge, auch keine Management Fee, sondern nur Performance Fee. Beide Behörden wollten aber alle drei Elemente haben. Angeblich hat man festgestellt in der Vergangenheit, dass bei alleiniger Performance Fee zu hohe Risiken zu Schaden der Kunden eingegangen wurden. Denn wenn man ein ganzes Jahr negativ oder pari handelt, und nie auch nur einen Cent bekommt bei ständigen Fixkosten, dann ist die Gefahr groß, am Ende des Jahres unverhältnismäßige Risiken einzugehen um doch noch eine Performance zu erzielen.

    Joachim, ein paar Fragen zu dem zeitlichen Ablauf bei dir. Nach nicht einmal 12 Monaten stand ein Minus von -35 % zu Buche. In dem Mailverkehr den du mir übergeben hast finde ich dann erstmals die Diskussion einer Verlustschwelle. Warum nicht von Anfang an?

    Joachim: Das wäre natürlich wesentlich klüger gewesen und hätte mir viel Zeit und Geld gespart. Allerdings hatte ich noch keine diesbezüglichen negativen Erfahrungen, das Mandat bei Arete Trading lief ja auch noch nicht lange. Ich habe mit Herrn Born dann im Mai 2013 schriftlich eine rote Linie (max. Verlustgrenze) bei 90.000 EUR vereinbart, die mir auch bestätigt wurde. Herr Born hatte damit aber kaum noch Spielraum, die Tradingaktivität auf dem Konto war nur noch sporadisch. So haben wir uns im August auf 85.000 EUR als neuer roter Linie geeinigt. Durch diese Beschränkung wurde ab September auch erstmals der Handel mit CFDs zur Sprache gebracht.

    Diese rote Linie schien aber nicht das letzte Wort gewesen zu sein?

    Joachim: Leider nein. Im November 2014 fand ich auf dem Kontoauszug einen Stand von 76.000 EUR vor. Was ziemlich exakt einem Verlust von -50 % entspricht. Ohne die besprochene Verlustgrenze einzuhalten, oder mich zumindest zu benachrichtigen um die weitere Vorgehensweise zu besprechen.
    Ich war sehr aufgebracht und habe Herrn Born ein Darlehenskonstrukt ähnlich wie Herrn Schäfermeier vorgeschlagen, um mein Konto wieder aufzufüllen. Was aber abgelehnt wurde. Ich stand zu diesem Zeitpunkt davor das Vertragsverhältnis zu beenden, als sich die Möglichkeit ergab mein Konto von Markus Gabel verwalten zu lassen. Herr Gabel war ein von mir geschätzter Trader, ich hatte Zuversicht in seine Strategie und sein Risiko- und Moneymanagement.

    Herr Born, im Gespräch haben Sie erwähnt, wenn ein Kunde etwa nur 10% riskieren möchte, dann wird das über einen Schlüssel dementsprechend eingerichtet. Das hat hier ja ganz offenbar nicht funktioniert, weshalb nicht?

    Rüdiger Born: Hier hat sich aus meiner Sicht ein unglückliches Missverständnis ergeben. Im Nachhinein schildern beide Seiten die Ereignisse anders. Ich hatte es im telefonischen Gespräch so verstanden, dass wir in engem Kontakt bleiben wollten bezüglich der weiteren Vorgehensweise und gemeinsamer Abstimmung.

    Wenn der Spielraum zu klein ist, dann würden durch den entsprechend eingestellten Schlüssel ja kaum noch Positionen eröffnet werden sollen. So war es dann auch, und Herr G. hat sich auch diesbezüglich erkundigt, dass sich ja praktisch nichts mehr täte auf dem Konto. Ich habe diese Gespräche dann so aufgefasst, dass wir wieder aktiver werden sollten.

    Dieses der finalen Verlustschwelle entstand dann dadurch, dass man Positionen nicht punktgenau schließen kann. Wir handeln parallel mehrere Trades. Wenn man nun mit einer geschlossenen Position unter eine Verlustschwelle kommt, dann muss man ja auch alle anderen schließen. Die theoretisch alle noch die Chance auf Gewinne hätten, im Worst Case durch das Schließen aber das Depot ein ganzes Stück weiter ins Minus reißen als geplant.

    Joachim: Diese Vorgehensweise ist nie telefonisch mit Herrn Born besprochen worden, was aufgrund meiner damaligen, häufigen Reisen auch schwer gewesen wäre. Fakt ist, dass die rote Linie von 85.000 EUR ohne mein Wissen unterschritten wurde. Der Versuch der Erklärung im Oktober 2014 wurde von mir denn auch nicht akzeptiert, und der Handel im Depot erst einmal untersagt.

    Um dann mit Markus Gabel einen neuen Versuch zu wagen. Wie ich in den Unterlagen sehe, hast du trotz Sympathie für ihn auch auf einem strengeren Regelwerk bestanden?

    Joachim: Ja, nach den negativen Erfahrungen, welche ich sehr offen Herrn Gabel mitteilte, habe ich schriftlich auf ein strenges RM/MM mit klaren Parameter hingewiesen. Er hat das ebenso bestätigt und mir versichert, dass es soweit gar nicht kommen würde. Es wurde schriftlich ein maximaler Drawdown von 5 % vereinbart, zudem sollte das Risiko pro Trade 1 % nicht überschreiten. Später sollten es sogar nur noch 0,2 % pro Trade sein. Auf die Performance- und Management-Fee wurde vorerst verzichtet, neben den Mark Ups gab es noch eine Gewinnbeteiligung die bis Ende 2015 auf 10 % beschränkt sein sollte.

    Fasse unseren Lesern doch bitte kurz den weiteren chronologischen Verlauf zusammen.

    Joachim: Ich kannte Markus schon länger durch seinen Markttechnik-Service, und in einem Webinar habe ich dann mitbekommen, dass er in Kontakt mit BSUP steht. Ich habe ihn dann um eine Übernahme meines Mandats gebeten. Im Juli 2015 erfolgte der "Neustart" mit Markus Gabel und dem CFD-Handel, teilweise im Minutenbereich. Es konnte zeitweite sogar eine positive Performance erzielt werden (vom neuen Startkapital von 76.000 EUR aus gesehen bis auf 84.000 EUR hoch), rasch wurden die Zahlen aber wieder tiefrot. Der Drawdown von 5 % wurde zügig erreicht und überschritten, wieder ohne Notiz an mich.

    Im März 2016 wurde dann ein Notstopp bei 60.000 EUR vereinbart, und das Risiko pro Trade sollte nur noch bei 0,2 % liegen. Fünf Monate später sehe ich einen Kontostand von knapp 50.000 EUR und entscheide mich mit einer Gesamtperformance von -66 % für die Kündigung.

    Warum nicht schon früher, wenn doch der Notstopp erneut nicht eingehalten wurde? Du hättest bei einem Blick in die Kontoauszüge ja auch sehen können, dass die Einzelverluste oft mehr als 1% ausmachten, bis zu manchen mit mehr als -2 % bei manchen Aktientrades.

    Joachim: Ich bin geschäftlich sehr viel unterwegs, reise oft wochenlang durch Europa. Aufgrund meines persönlichen Eindrucks von Herrn Gabel, zudem hatte ich ja die schriftliche Bestätigung über die vereinbarten Verlustgrenzen, war ich überzeugt davon mich nicht täglich einloggen zu müssen. Ich habe mich im August nach ca. 8 Wochen wieder in das Konto eingeloggt und war erschüttert. Allein in diesem Zeitraum wurde ein deutlicher zweistelliger prozentualer Verlust eingefahren, abermals ohne Info an mich. Ich habe dann sofort gekündigt. Mails oder Benachrichtigungen habe ich seit April 2016 keine erhalten gehabt. Ich weiß es mag bei dem ein oder anderen Leser für Stirnrunzeln sorgen, mich nach den Geschehnissen nicht regelmäßiger um die Kontoentwicklung gekümmert zu haben. Das ist ein Vorwurf den ich mir gefallen lassen muss. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

    Ich habe mich nach ca. 8 Wochen wieder in das Konto eingeloggt und war erschüttert.

    Herr Gabel, was lief schief in Ihren Augen?

    Markus Gabel: Es lief anfangs ziemlich gut mit raschen Gewinnen von über 10 %. Mit der Phase ab Ende 2015 kam ich mit meinem Setup wie andere Markttechniker auch allerdings nicht mehr so gut zurecht. Fachliche Fehler wurden keine gemacht, ohne Trends kann ich als Trendhändler nicht gewinnbringend agieren.

    Also wurde in Absprache mit Joachim das Risiko auf 0,2 % pro Trade runtergeschraubt. Die Marktbedingungen blieben dann aber leider lange die gleichen. Man erkennt ja in diesem Zeitraum etwa im DAX-Index diese lästige Seitwärtsphase. Ich hatte Joachim allerdings auch in den Vorgesprächen vor längeren Drawdownphasen gewarnt, mein Ansatz ist einer der über Jahre gemessen funktioniert, nicht Monate.

    Mit der Phase ab Ende 2015 kam ich mit meinem Setup wie andere Markttechniker auch allerdings nicht mehr so gut zurecht.

    Wie kam es zur Überschreitung zuerst der vereinbarten Grenze von 5 % Drawdown, und dann des Notstopps bei 60.000 EUR? Viele Transaktionen haben das Risiko von 0,2 % pro Trade deutlich überschritten, teilweise bis zum Zehnfachen?

    Markus Gabel: Wir hatten telefonisch über einen maximalen Drawdown von 20 % gesprochen. Dass einige Trades mit zu großen Einzelverlusten endeten, waren technische Fehler auf Seiten unseres Brokers (Interactive Brokers, Anm. d. Red.) in Verbindung mit der Software.

    Rüdiger Born: dass einzelne Trades mit größeren Verlusten endete, kann natürlich auch Gaps geschuldet gewesen sein, speziell bei Aktien.

    Joachim: Ich pflege finanzielle Angelegenheiten nie telefonisch zu regeln, insbesondere dem Umstand geschuldet, dass ich Gabel schriftlich sehr wohl erklärt habe, wie sensibel das Thema aufgrund der vorherigen Erfahrung ist. Kurzum, ich habe niemals mit Gabel telefoniert und eine Ausweitung des DD auf 20 % vereinbart. Sicherlich auch nicht telefonisch sondern wie bei mir üblich, immer schriftlich. Im Übrigen würde das auch nicht dem Vertrag entsprechen, der mündliche Vereinbarungen ausschließt.
    Ich hatte jegliches Vertrauen in Born verloren und wollte nur weiter machen, weil der mir bekannte Gabel das Depot weiterführte. Mit diesem Trader vertraute ich auf RM/MM , es liegen genug Mail meinerseits und auch von Gabels Seite vor die zeigen welcher Stellenwert diese hatte. Insofern wusste Gabel sehr wohl um das Thema RM/MM, was er auch schriftlich fixiert in seiner Mail, welche die „rote Linie“ bestätigt, ebenso das max. Risiko pro Trade von 0,2 %.
    Gaps sind bei der Überschreitung des Einzelrisikos laut Tradehistorie nicht ursächlich, zumal oft nur für wenige Minuten Positionen eröffnet wurden. Hier wurde schlicht keine Verlustbegrenzung betrieben.

    Ich finde in den Kontoauszügen von 2016 tatsächlich kaum Trades, die länger als 24 Stunden gehalten, oft nach 5-30 Minuten geschlossen wurden. Sowohl bei Daniel als auch Joachim. Ist so ein kurzfristiges Trading üblich in Vermögensverwaltungen?

    Rüdiger Born: Ich bin ja Trendhändler, meine Strategien basieren auf den Elliott-Wellen. Und diese Trends kann man auf allen möglichen Zeitebenen handeln, vom Monats- bis zum 1min-Chart. Letzteres ist aber eher selten, es gibt aber diverse Aktien die diese Trends auch Intraday aufweisen. Wenn ich 10 Signale habe, dann entscheide ich mich nicht für eines davon, sondern nehme alle zehn. Mit entsprechend geringeren Positionsgrößen. So habe ich dann gleichzeitig auch eine sinnvolle Diversifikation und Risikostreuung.

    Die Anzahl der Trades wirkt sich nicht notwendigerweise als kostentreibend aus, da wir im Regelfall mit vergleichsweise kleinen Positionsgrössen arbeiten, um die Einzelrisiken auf viele Trades zu diversifizieren. Allerdings kann die teils hohe Anzahl an Trades durchaus zunächst erschreckend wirken. Jedoch spielt es beim Gebührenmodell der BSUP keine Rolle, ob beispielsweise 10 Trades mit Risiko von je 1 % oder 100 Trades mit Risiko von je 0,1 % gehandelt werden. Zieht man dies in Betracht, dann erscheinen 120 Trades im Monat für ein aktiv geführtes Vermögensverwaltungsmandat nicht allzu hoch. Auch Minimumgebühren fallen im Regelfall aufgrund des Allokationsmodells nicht an. Entsprechend ist eine hohe Anzahl von Trades im vorliegenden Fall nicht eine Bedingung für zu hohe Kommissionen.

    Trotzdem verstehe ich, dass die Gebühren in Bezug auf die Performance im Zeitraum zumindest subjektiv zu hoch erscheinen. Normalerweise werden die Gebühren durch die Performance mit bezahlt, doch da es unseren Handelsansätzen in der gegebenen Zeit nicht möglich war, eine positive Rendite zu erzielen, sind die Kosten für den Handel während dieser Zeit natürlich auffällig. Regelmässig erleben wir, dass Kunden in Gewinnphasen über Kosten keine Bemerkung verlieren, in Verlustphasen aber die Gebühren ansprechen.

    Wenn ich 10 Signale habe, dann entscheide ich mich nicht für eines davon, sondern nehme alle zehn.

    Markus Gabel: Wenn die großen Trends nicht mehr laufen, wie in 2015/2016, dann muss man weiter runter gehen in den Zeitebenen. Das führte dann auch zu Trades im 1min-Chart, um zu versuchen diese kurzfristigen Schwünge mitzunehmen. Das hat natürlich den unschönen Nebeneffekt der höheren Tradinggebühren, aber in Telefonaten bzw. im Schriftverkehr wurde ja auch gewünscht, dass weiterhin alles versucht werden sollte.

    Daniel: ich habe ja nach kurzer Zeit bereits die Reißleine gezogen. Weil mir 170 Trades in einem Monat einfach zu viel war, mehr als die Hälfte meines Verlustes bestand am Ende aus Gebühren. Auch wenn mir bewusst ist, dass 2,5 Monate ein zu kurzer Anlagezeitraum für verlässliche Daten ist, hätte der sofort entstandene Vertrauensverlust nicht mehr aufgeholt werden können.

    Die Abschlussfrage an Sie Herr Born: in der Geschäftsadresse Gotthardtstraße 3 in Zug, da sitzt dann auch tatsächlich jemand von euch?

    Rüdiger Born: Es sitzt jemand von uns in Zürich. Es gibt zwar ein Büro in Zug, das war eigentlich mal gedacht weil es so schön passt mit dem Sitz von Interactive Brokers (der verwendete Broker, Anm. d. Red.) im gleichen Gebäude. Aber da wir keine Laufkundschaft haben, muss er sein Business nicht unbedingt aus diesem Büro raus machen.

    Natürlich bedauern wir, wenn Kunden nicht zufrieden sind, wünscht doch jeder Vermögensverwalter seinen Kunden Erfolg. Doch für uns macht dieses Beispiel klar: selbst für Trader, die bereits mehrere Schulungen genossen haben und als Vollkaufmann regelmäßig Verantwortung über große Geldbeträge übernehmen, ist es nicht einfach, rationale Entscheidungen über eine Fortsetzung oder Beendigung eines Vermögensverwaltungsmandates zu treffen. Es zeigt sich, dass es bei der Entscheidung eines Kunden einen Interessenskonflikt zwischen Beendigung und damit Verlustrealisierung und Verlängerung zur Wiederaufholung von Verlusten geben kann. Wir nehmen dies sehr ernst und zum Anlass, künftig noch klarer auf diese Entscheidungsschwierigkeiten hinzuweisen und werden Mandatsverlängerungen über einen gewissen Punkt hinaus nicht mehr zustimmen.

    Joachim, ein finaler Satz von dir, wie geht es nun weiter?

    Joachim: Ich bin Vorschlägen gegenüber offen. Born Stahlberg & Partner haben sich aber noch nicht gemeldet, weder bei mir noch bei Daniel. Über die weitere Vorgehensweise wird dann mit dem Anwalt entschieden, auch abhängig davon ob sich wie bei Herrn Schäfermeier weitere vermeintlich Geschädigte bei mir melden unter joachimg2016@yahoo.com.

    Im Nachhinein ist man natürlich immer klüger. Ich hätte noch konsequenter kontrollieren, und weniger auf die vermittelte Kompetenz vertrauen sollen. Mir aber einerseits vorzuwerfen nicht rational entschieden, andererseits zu früh gekündigt zu haben um die Verluste aufzuholen, und das nach 4 Jahren voller Verluste, das zeugt von Arroganz. Welchen Verlustbetrag ist Herr Born denn selbst bereit aus seinem eigenen, privaten Vermögen zu tolerieren, um die Sinnhaftigkeit seiner Vermögensverwaltung zu dokumentieren? Reicht da nicht ein sechsstelliger Verlustbetrag aus? Im Übrigen hatte er ja genügend Gelegenheit dazu.

    Joachim, Daniel, vielen Dank für die Schilderungen. Und ein großes Dankeschön auch an Rüdiger Born und Markus Gabel, die sich den Vorwürfen gestellt haben um beide Seiten der Medaille zu beleuchten.

    Die Resonanz auf das erste Interview dieser Reihe war überwältigend, sowohl was Kommentare als auch Leserzuschriften angeht. Es haben dadurch auch viele weitere Geschädigte den Mut aufgebracht sich bei Joachim zu melden um sich auszutauschen oder sich konkreten weiteren Schritten anzuschließen.




    Michael Hinterleitner
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    Bereits mit 16 der Faszination Börse erlegen, wurde Trading neben dem Studium der Wirtschaftswissenschaften zu seiner Hauptbeschäftigung, seit 2006 ist er auch als Redakteur und Trader bei GodmodeTrader.de tätig. Sein Fokus: Swing- und News-Trading mit Aktien. Neben der täglichen spannenden Jagd an den Börsen kam 2011 die Idee zu einem neuen Brokervergleich, der nicht nur einen detaillierten Blick hinter die Kulissen erlaubt, sondern auch handfeste Vorteile für Mitglieder bringt.
    Als Mitbegründer der Vergleichsplattform www.brokerdeal.de hat sich Michael Hinterleitner zum Ziel gesetzt, Licht in den Brokerdschungel zu bringen. Er erklärt, worauf es bei der Brokerwahl ankommt, welcher Anbieter für welche Bedürfnisse Sinn macht, und auf welche Unterschiede man bei den Produkten und der Ausführungsqualität achten sollte.
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    brokerdeal.de Rüdiger Born stellt sich unzufriedenen Kunden seiner Vermögensverwaltung Born Stahlberg & Partner im Interview mit enttäuschten Kunden - Zwei Kunden im Gespräch mit Rüdiger Born, von dessen Vermögensverwaltung sie sich verärgert getrennt haben.

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