Hohe Bewertung – Dax stemmt sich gegen US-Zinsängste - Seite 2
Das Problem ist, dass Yellen die Zinsen just in einer Phase anheben will, in der sich die Perspektiven für das Wirtschaftswachstum der USA nicht etwa aufhellen, sondern eintrüben. Nachdem US-Präsident Donald Trump bislang keinerlei Details für die angekündigte „phänomenale“ Steuerreform angekündigt hat, dämmert es vielen Investoren zusehends, dass die Reform frühestens im August oder September vom Kongress verabschiedet werden dürfte, weshalb das Wirtschaftswachstum im Gesamtjahr deutlich schwächer sein dürfte als viele Investoren bislang erwartet hatten.
So hat die US-Notenbank zuletzt die Prognose für das Wirtschaftswachstum der USA im ersten Quartal auf nur mehr 1,2 Prozent annualisiert eingedampft. Damit hat sich die Prognose gegenüber Anfang Februar mehr als halbiert. Der annualisierte Wert wird errechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit dem Faktor vier multipliziert. Sollte die Fed in dem Umfeld die Zinsen erhöhen, belastet das die hoch verschuldete US-Wirtschaft deutlich. Sollte die US-Wirtschaft im Gesamtjahr schwächer als erwartet wachsen, beeinträchtigt das die Perspektiven vieler Exportabhängiger Dax-Unternehmen. Weitere aktuelle News zu DAX Unternehmen, das Geschehen auf den Märkten und spannende Infos rund um die Themen Investment und Trading finden Sie auch im Magazin von onemarkets.
DAX ist nicht günstig
Dennoch notiert der Dax nur knapp unter dem 52-Wochen-Hoch, zumal die Analysten weiterhin optimistisch sind. So sind die 2017er-Gewinnschätzungen für den Index in den vergangenen Monaten leicht gestiegen. Für das Gesamtjahr wird daher ein Gewinnplus von 8,5 Prozent auf 866,6 Indexpunkte vorhergesagt (Lesen Sie auch: DAX 15.000 – Utopie oder realer Wahnsinn?). Dabei haben sich gerade die Gewinnschätzungen für etliche Zykliker, also konjunkturabhängige Werte, wie Daimler, BMW, SAP oder Siemens in den vergangenen Monaten deutlich stabilisiert.
Das haben Investoren stark honoriert, wodurch das KGV des Dax auf Basis der Gewinnschätzungen der nächsten zwölf Monate – eine für Investoren und Analysten sehr wichtige Kennzahl – auf 13,6 geklettert ist. Es liegt damit deutlich über dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre von 11,6 und zeigt damit an, dass der Dax nicht mehr günstig ist. Die Schätzungen für die nächsten zwölf Monate werden berechnet, indem man derzeit das Jahr 2017 mit zehn Monaten und 2018 mit zwei Monaten gewichtet.
Dabei wird die Bewertung des Index durch die niedrig bewerteten Autoaktien Daimler, BMW, Volkswagen und Continental stark nach unten verzerrt. So liegt das 2017er-KGV von Daimler und BMW bei jeweils rund acht, während jenes von Volkswagen bei 6,4 und jenes von Continental bei zwölf liegt. Bereinigt um die Autoaktien liegt das KGV des „Rest“-DAX laut einer Studie von Andreas Hürkamp, Aktienstratege bei der Commerzbank, bei 15,8 und damit meilenweit über dem Zehnjahresschnitt von 12,2. Die Zahlen zeigen, dass der „Rest“-Dax sehr hoch bewertet ist. Sollte es in dem Umfeld zu deutlich steigenden Zinsen kommen, wird der Dax von dieser Seite spürbar weniger attraktiv.