Gefährlich! - Stimmung war besser als die tatsächliche Lage
Die extrem niedrige Volatilität an den Aktienmärkten, über die ich vorgestern am Beispiel des DAX berichtete, steht auch für eine gewisse Sorglosigkeit der Anleger. Ablesen lässt sich dies ebenfalls an den Volatilitätsindizes, wie zum Beispiel dem VIX. Der CBOE Volatility Index (VIX) drückt die erwartete Schwankungsbreite des US-amerikanischen Aktienindex S&P 500 über 30 Tage in Prozentpunkten aus. Sein Rekordhoch markierte der Index bei über 170, das Allzeittief lag bei unter 9 Prozent. Am Montag notierte er bei knapp über 10 Prozent und damit auf einem sehr niedrigen Niveau. Niedriger stand er zuletzt vor mehr als 10 Jahren.
(Chartquelle: Comdirect)
Sorglose Anleger
Der VIX wird auch „Angstbarometer“ genannt. Denn anhand seines Wertes kann man die Angst der Anleger vor starken (Abwärts-)Bewegungen ablesen. Hohe Werte bedeuten große Angst, niedrige bedeuten Sorglosigkeit. Der aktuell sehr geringe Wert von 10 signalisiert also, dass die Anleger derzeit nicht mit größeren Kursbewegungen rechnen. Daraus kann man folgern, dass sie auch nicht mit der Gefahr eines größeren Einbruchs rechnen. Kurz: die Anleger sind sorglos.
Während der mehrwöchigen Konsolidierung im April stieg zwar die Nervosität der Anleger merklich an - der VIX stieg auf fast 16 Punkte, doch letztlich wurden die flachen Abwärtstrends nach oben aufgelöst, so dass die Chartbilder, abgesehen von der geringen Volatilität und der unverändert überkauften Situation, aktuell wieder eindeutig bullish sind. Und entsprechend hoch ist eben die Sorglosigkeit der Anleger.
Risiken werden ignoriert
Lesen Sie auch
Dabei werden diverse Risiken schlichtweg ignoriert, z. B. geopolitische und fiskalpolitische. Aber auch erste Anzeichen einer schwächeren Wirtschaftsleistung scheinen die Anleger nicht aus der Ruhe bringen zu können. Bei den „weichen“ Wirtschaftsindikatoren (umfragebasierte Stimmungsindikatoren) ist seit Monaten ein deutlich positiver Effekt durch den Wechsel im Weißen Haus zu erkennen. So sind die Stimmungsindikatoren in allen wichtigen Regionen weiter gestiegen. Allerdings kam es auch hier zu Übertreibungen, denn die Stimmung lässt weltweit ein deutlich höheres Wachstum erwarten, als es die führenden Wirtschaftsexperten für realistisch halten.