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    Marktkommentar  900  0 Kommentare Jim Conn (Franklin Templeton): Municipal Bonds eignen sich nicht nur für US-Anleger

    Seit über 100 Jahren sind Kommunalanleihen in den USA der Hauptmotor für Infrastrukturwachstum. Jim Conn erklärt die Assetklasse.

    ​Angesichts der Rekordtiefs bei den Zinsen, die die Investmentlandschaft in Asien und Europa bestimmen, weiten Anleger außerhalb der USA ihre Suche nach Rendite auf einen Bereich aus, den man bislang nicht auf der Rechnung hatte, und interessieren sich für US-Kommunalanleihen. Jim Conn ist Senior Vice President und Portfolio Manager der Franklin Templeton Fixed Income Group.

    Seit über 100 Jahren sind Municipal Bonds (US-Kommunalanleihen) in den USA der Hauptmotor für Infrastrukturwachstum. Inzwischen werden rund drei Viertel aller US-Infrastrukturprojekte mit Hilfe von Kommunalanleihen finanziert. Sie sind damit ein Eckpfeiler der Infrastrukturstrategie des Landes. Municipal Bonds sind zentraler Bestandteil einer wettbewerbsfähigen, modernen Wirtschaft.


    Der US-Markt für Kommunalobligationen: eine Einführung

    Bei US-Kommunalanleihen handelt es sich um Schuldtitel, die von Bundesstaaten oder Kommunen ausgegeben werden und allgemein zur Finanzierung von öffentlichen Dienstleistungen oder Infrastrukturprojekten, wie Straßen, Schulen, Wasser- und Abwassersystemen, Flughäfen oder Energieübertragungseinrichtungen verwendet werden. Schuldverschreibungen, die von Kommunen zur Finanzierung eines öffentlichen Guts ausgegeben werden, sind in der Regel von Bundes- und lokalen Ertragsteuern befreit, wodurch die effektive Rendite für in den USA ansässige Anleger steigt.

    Aufgrund dieser Steuerbefreiung haben US-Steuerzahler Gefallen an Kommunalanleihen gefunden. Die meisten US-Kommunalanleihen befinden sich entweder direkt oder über Fondsprodukte im Besitz von Privatpersonen.

    Einige US-Kommunalanleihen sind nicht von der Steuer befreit. Obwohl dieser Markt kleiner ist als der steuerbefreite Markt, bietet er Anlegern unserer Meinung nach relativ große Anlagechancen. Die US-Bundesregierung verabschiedete im Jahr 1986 ein  Gesetz, das die von der Bundessteuer befreiten Anleihekategorien auf Anleihen zur Finanzierung sogenannter rein öffentlicher Güter beschränkt.

    Eine Anleihe zur Finanzierung eines Projekts, das im Wesentlichen einer privaten Einrichtung zugute kommt, wie beispielsweise eine Sportarena, konnte Anlegern somit keine steuerbefreiten Einkünfte mehr bieten. Diese relativ neue Klasse steuerpflichtiger Private Activity Bonds (PAB) dient zur Förderung der Wirtschaft. Die Gesetzesänderungen 1986 waren zwar kein grünes Licht, spornten die Kommunen aber dennoch an, mehr steuerpflichtige Anleihen zu begeben.

    Darüber hinaus unterzeichnete US-Präsident Barack Obama im Februar 2009 im Rahmen des US-Konjunkturpakets (American Recovery and Reinvestment Act) ein Gesetz, mit dem eine neue Klasse von steuerpflichtigen Kommunalanleihen, die sogenannten Build America Bonds (BABs), geschaffen wurde. Obwohl diese Anleihen nicht steuerbefreit sind, enthielten die BABs einen Bundeszuschuss. Dadurch sollten die Investitionen in die Infrastruktur weiter gesteigert werden.

    Dieser Zuschuss half dabei, den Steuereffekt für die Anleger wettzumachen, wodurch diese Anleihen besonders attraktiv für ausländische Anleger wurden. Bis Ende 2010, als das Programm endete, gaben staatliche und kommunale Stellen BABs im Volumen von knapp 200 Milliarden USD aus.[1]Diese Anleihen fanden großen Zuspruch bei ausländischen Anlegern und bis Ende 2015 befanden sich BABs im Wert von 85 Mrd. US-Dollar im Besitz von Anlegern außerhalb der USA.[2]Darüber hinaus konnten die Emittenten jederzeit weitere Emissionen am Markt für steuerpflichtige Kommunalanleihen vornehmen, um ihre Zielgruppe über die US-Steuerzahler hinaus zu erweitern. Wir konnten im letzten Jahr einen leichten Anstieg bei den Emissionen beobachten.

    Höhere Infrastrukturausgaben könnten Ausgabe von Kommunalanleihen ankurbeln

    Die bundesstaatlichen und kommunalen Ausgaben für die öffentliche Infrastruktur sind seit den 1970er-Jahren zurückgegangen. Das hat zu einer Verschlechterung kritischer Infrastruktur wie Straßen und Brücken in den USA geführt. Erst kürzlich haben parteipolitische Blockaden auf Bundesebene bedeutende Investitionen ebendort verhindert. So entfiel der Großteil der Emissionen neuer Kommunalanleihen auf bundesstaatliche Stellen oder Kommunalverwaltungen.

    Ein möglicher parteiübergreifender Konsens unter der neuen Trump-Regierung könnte in der Wiederankurbelung der Infrastrukturausgaben gefunden werden. In der Folge könnten neue öffentlich-private Partnerschaften entstehen und qualifizierte öffentliche Infrastrukturanleihen ausgegeben werden.

    Insgesamt sind US-Kommunalanleihen wegen ihrer relativen Sicherheit und der steuerbefreiten Erträge für Anleger attraktiv. Ende 2016 markierte die Ausgabe von US-Kommunalanleihen mit einem Volumen von über 420 Mrd. US-Dollar ein Sechsjahreshoch. Damit vergrößerte sich das Gesamtvolumen des Markts für US-Kommunalanleihen auf insgesamt 3,7 Bio. US-Dollar.[3]Davon befanden sich zum 30. September 2016 93,3 Mrd. US-Dollar im Besitz von Anlegern außerhalb der USA.[4]Auch wenn dies nur einen relativ kleinen Teil des gesamten Universums von US-Kommunalanleihen darstellt, ist die Tendenz steigend.

    Steuerpflichtig vs. steuerbefreit

    Die Nominalrenditen bei steuerpflichtigen Kommunalanleihen sind im Allgemeinen höher als bei steuerbefreiten Kommunalanleihen ähnlicher Bonität im selben Laufzeitenspektrum. Dabei gibt es keine Unterschiede hinsichtlich des Kreditrisikos von steuerpflichtigen und steuerbefreiten Anleihen mit ähnlichem Rating. In den meisten Fällen sind die Emittenten exakt identisch.

    Kommunalanleihen in Form von General Obligation (GO) Bonds werden durch das Vertrauen in die Kreditwürdigkeit einer Staatsregierung oder Kommunalverwaltung gesichert und über den laufenden Haushalt (General Fund) bezahlt. Revenue Bonds werden hingegen durch eine spezielle Einnahmequelle gesichert, die üblicherweise von einer Sachanlage wie einem Flughafen oder einer Mautstraße stammt. In beiden Fällen waren Ausfälle in der Vergangenheit äußerst selten. Der letzte Ausfall eines staatlichen GO Bond ereignete sich 1933.

    Generell lag die einjährige Ausfallrate für Kommunalanleihen der Kategorie Investment Grade zwischen 1970 und 2014 bei weniger als 0,1 %, wobei der Großteil der Ausfälle auf das Konto von Emittenten in der Wohnungswirtschaft ging.

    Während Investment-Grade-Kommunalanleihen den Großteil des Gesamtmarkts ausmachen, kaufen Anleger im Streben nach höheren Renditen mitunter Kommunalanleihen mit niedrigerem Rating oder sogar mit einem Rating unterhalb von Investment Grade (oder Hochzinsanleihen). Anleger in höher rentierlichen Kommunalanleihen nehmen ein erhöhtes Kreditrisiko basierend auf der Finanzkraft des zugrunde liegenden Emittenten im Tausch gegen höhere Renditen auf. Dieses aggressivere Risiko-Rendite-Profil ist tendenziell attraktiver für Anleger mit einem längeren Anlagehorizont, die sich mehr kurzfristige Volatilität leisten können.

    US-Kommunalanleihen vs. Unternehmensanleihen

    Während Kommunalanleihen von einer Regierungsstelle ausgegeben werden, um primär öffentliche Projekte zu finanzieren, werden Unternehmensanleihen, wie der Name schon sagt, von Unternehmen ausgegeben, um verschiedene Geschäftsaktivitäten oder Wachstumsprojekte zu finanzieren, die vom Management als notwendig erachtet werden. Da Emittenten von Unternehmensanleihen ihren Schuldendienst durch Geschäftsaktivitäten statt durch Steuereinnahmen finanzieren, wie im Fall von GO-Kommunalanleihen, unterliegen Unternehmensanleihen einem höheren Kreditrisiko.

    Denn zahlreiche ungünstige Bedingungen können de Fähigkeit des Emittenten beeinträchtigen, die Anleihe zu bedienen. Infolgedessen sind die durchschnittlichen Renditen von Unternehmensanleihen tendenziell etwas höher als von Kommunalanleihen mit ähnlichen Kreditratings und Fälligkeiten.

    Obwohl die aktuelle Differenz der durchschnittlichen Rendite von Unternehmens- und Kommunalanleihen eher gering ist, weisen US-Kommunalanleihen eine niedrigere Ausfallwahrscheinlichkeit auf als Unternehmensanleihen mit einem ähnlichen Rating. Aus Kreditsicht gelten Kommunalanleihen daher als Anlageform mit deutlich geringeren Risiken.

    Darüber hinaus hilft die Schwerpunktsetzung auf die Finanzierung besonders wichtiger Dienstleistungen den Emittenten von Kommunalanleihen zu einer höheren Bonität. Im unwahrscheinlichen Fall, dass eine Kommunalanleihe mit Zinszahlungen in Verzug gerät, ist die Recovery Rate – der Betrag, den der Anleiheninhaber letztendlich in Bezug auf die ausstehende Schuld erhält – gewöhnlich sehr hoch.

    Im Falle von GO Bonds liegt die historische Recovery Rate bei fast 100 %, wobei viele Kommunen rechtlich verpflichtet sind, zuerst Rückzahlungen an Anleiheninhaber zu leisten, bevor sie anderen Schuldverpflichtungen nachkommen. Zum Vergleich können sogar die Recovery Rates von Unternehmensanleihen mit hohem Rating bei einem Ausfall sehr unterschiedlich ausfallen. Im Zeitraum von 1987-2007 lag die durchschnittliche Recovery Rate im Unternehmensanleihenuniversum knapp über 50 %.[5]

    In den letzten 100 Jahren kam es auf dem Markt für Kommunalanleihen nur äußerst selten zu Ausfällen. Wenn wir uns stärker regionalisierte Unternehmensanleihen anschauen, können wir eine ähnliche Beziehung zwischen US-Kommunalanleihen und europäischen Unternehmensanleihen feststellen.

    Die Renditen von steuerpflichtigen Kommunalanleihen sind im Vergleich zu Assetklassen von ähnlicher Bonität wie beispielsweise in Euro denominierte Investment-Grade-Unternehmensanleihen attraktiv.

    Neben der im Vergleich zu Unternehmensanleihen niedrigeren Volatilität und den allgemein höheren Renditen als bei US-Schatzanleihen bieten Kommunalanleihen eine niedrige und oftmals negative Korrelation zu Aktien.

    Kommunalanleihen bieten zudem eine niedrigere Korrelation zu anderen festverzinslichen Anlagen, wodurch die Diversifizierung eines Portfolios noch weiter erhöht werden kann. Ein zusätzlicher Vorteil für nicht in den USA ansässige Anleger ist die längere Duration[6] am Markt für Kommunalanleihen gegenüber Unternehmensanleihen. Dies liegt darin begründet, dass die meisten Kommunen Projekte mit langer Laufzeit finanzieren und folglich möchten, dass die Finanzierung und Projektlaufzeit übereinstimmen.

    Bei US-Kommunalanleihen gibt es große Unterschiede

    Obwohl Kommunalanleihen viele ähnliche Merkmale aufweisen und die Stabilität eines breit gestreuten Portfolios verstärken können, sollte bedacht werden, dass sie sich in puncto Sicherheit unterscheiden können, auch wenn sie von derselben Kommune begeben werden. In der Tat setzte sich das US-Kommunalanleihenuniversum zum 30. Juni 2016 aus mehr als 117.000 staatlichen und kommunalen Stellen zusammen, mit Emissionen von insgesamt über 950.000 Kommunanleihen.[7]

    Der Schwerpunkt unseres Teams für Kommunalanleihen liegt auf der Maximierung der Erträge eines jeden unserer Portfolios. Hintergrund ist, dass Erträge historisch gesehen der wichtigste Treiber für die Gesamtrenditen in der Assetklasse der Kommunalanleihen sind.

    Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass eine Allokation in Kommunalanleihen eine weitere attraktive, hochwertige Einkommensquelle für ein Portfolio darstellen kann, die zudem das Bonitätsprofil diversifiziert. Angesichts des sehr differenzierten Markts für Kommunalanleihen ist es unserer Ansicht nach unabdingbar, mit einem Experten zusammenzuarbeiten.


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