So, der Ersatzzug rollt, mit erneuter Verspätung.
Man benötigt tatsächlich viel Geduld beim Bahnfahren. Zudem Urlaubstage oder Überstunden, da nicht sicher ist, ob man am gleichen Tag zu Hause ankommt...
Hier nun mein HV Bericht, Fehler bitte ich durch die Ruckeleiim Zug zu entschuldigen:
Heute fand in München mit rd. 250 Aktionären, die ca. 38% des Kapitals vertreten haben die Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2022/23 statt.
Um es vorwegzunehmen, Ich bin mit einem sehr positiven Eindruck von der HV gegangen, was die weitere Entwicklung des Unternehmens und den kompetenten Vorstand durch Frau Maile und Herrn Ermel betrifft.
Herr Ermel ist Nachfolger für den in den Ruhestand getretenen Herrn Staller, dem für seine langjährige erfolgreiche Arbeit nochmals öffentlich gedankt worden ist.
Nach meinem Eindruck ist es ein Glücksfall, dass Herr Ermel für Fortec tätig ist. Er überzeugte mit fundiertem technischem Wissen, engagiertem Einsatz und Ideen für das Unternehmen und hatte auch für die Aktionäre ein offenes Ohr.
Zu Beginn führte der Aufsichtsratsvorsitzende Herr Schubert routiniert durch die leider immer länger werdenden Formalitäten, 20 Minuten vergehen da schon mal.
Frau Maile begann danach mit ihrem fundierten Vortrag über das abgelaufene Geschäftsjahr und einem Dank an die Mitarbeiter und Geschäftspartner.
Auch das letzte Geschäftsjahr sei wieder eine Herausforderung gewesen. Auf der einen Seite eine gute Auftragslage, auf der anderen Seite Beschaffungsprobleme, Kostensteigerungen, Ukraine-Krieg und politische Unsicherheiten.
Dennoch seien mit einem Umsatz von 106 Mio Euro, einem Ebit von 10,7 Mio Euro und einem Ergebnis je Aktie von 2,32 Euro wieder Rekordzahlen erreicht worden.
Frau Maile hat sodann einige Bilanzkennzahlen erläutert. Eine Wiedergabe erspare ich mir hier, da alles im Geschäftsbericht veröffentlicht ist.
Das Thema Nachhaltigkeit-ESG ist für Fortec ein großes und wichtiges Thema auch wenn es mit Kosten verbunden sei, hierzu gab es nähere Ausführungen.
Frau Maile nahm auch Stellung zu den vorgestern vorab veröffentlichten Halbjahreszahlen.
Im letzten Quartal (01.10.23 bis 31.12.2023) habe die Dynamik etwas nachgelassen. Dies sei auf die feiertagsbedingt kürzeren Arbeitstage in dem Quartal und auf Auftragsverschiebungen durch die Kunden zurückzuführen.
Der Januar sei wieder besser gelaufen, so dass die Prognose für das lfd. Geschäftsjahr von einem Umsatz von 106 Mio Euro bis 116 Mio Euro bei einem Ebit von 9,5 Mio Euro bis 11 Mio Euro beibehalten werde.
Der Auftragsbestand habe sich normalisiert und biete eine gute Basis für das lfd. Geschäftsjahr.
Bis 2026 solle der Umsatz bei vorsichtig optimistischer Planung auf 120 Mio bis 130 Euro steigen, bei einer zweistelligen Ebit-Marge.
Zur Dividende sagte Frau Maile, dass man mit der jetzigen Erhöhung von 0,70 Euro auf 0,85 Euro die Aktionäre am Erfolg teilhaben lassen möchte. Da eine gute Finanzausstattung wichtig sei, könne man den Gegenantrag eines Aktionärs auf Zahlung einer Dividende von 1,20 Euro nicht unterstützen.
Dieser Antrag wurde auch verworfen, da der Antragsteller nicht anwesend war.
Man halte an einer verlässlichen Dividendenpolitik fest.
Eine Erläuterung gab es auch zur neuen Aktionärsstruktur. Man sei mit dem neuen langfristig orientierten Ankeraktionär, letztlich die Unternehmerfamilie Wiegand mit 25,07 % der Anteile, sehr zufrieden.
Daneben halte der bisherige Großaktionär TRM noch 5,16 % der Aktien und die Schüchl GmbH 5,20 %.
Ein nennenswertes Ereignis im letzten Jahr sei auch die Gründung einer Tochtergesellschaft in Ägypten gewesen.
Im Smart Village bei Kairo habe man ein Entwicklungszentrum eröffnet.
Hierzu gab Herr Ermel später weitere detaillierte Erklärungen (geringere Lohnkosten für Ingenieure als in Deutschland, China, USA, Indien, hochmotivierte Uniabsolventen, 110 Mio Einwohner davon 73 % unter 40 Jahre, es ist schwierig Fachpersonal nach Deutschland zu bekommen, überschaubare Flugzeugen nach Ägypten, sehr gute IT-infrastruktur.)
Im Anschluss an die Rede von Frau Maile gab es die Einzelfragen der Aktionäre, die ich hier mal grob zusammengefasst wiedergebe.
Nachgefragt wurde, ob Akquisitionen noch möglich seien. Frau Maile bestätigte dies. Mit der Erfahrung aus der Vergangenheit sei man nach wie vor an dem Thema dran.
Man habe jedoch bestimmte Vorstellungen auch was den Preis betreffe. Man könne sich ein Umsatzvolumen von 20 Mio Euro vorstellen. Bis 7 Mio Euro könne eine Akquisition ohne Fremdmittel finanziert werden.
Die Firma Hy-Line sei bekannt, komme als Übernahmeziel jedoch nicht in Betracht.
Eine Frage gab es auch zu den Schiffsangriffen im roten Meer. Hierzu merkte Frau Maile an, dass dies zu höheren Transportkosten und zu längeren Transportzeiten geführt habe. Bei den Kunden sei dieses Thema noch nicht so angekommen.
Auf Nachfrage gab es auch ein Statement zum Bereich Sicherheitselektronik/Defense. Aufträge aus dem Militärbereich habe Fortec schon immer gehabt. Diese seien langfristig angelegt. Genannt wurden z. B. gelieferte Komponenten für die bodenbasierte Steuerung von Luftabwehrraketen.
Zum Thema eigene Softwareentwicklung wurde gesagt, dass sich dies bislang nicht so entwickelt habe wie erhofft.
Hier werde es zu einer Überrüfung kommen, inwieweit sich eine Fortsetzung lohnen könne.
Interessant waren Ausführungen von Herrn Ermel zu den Bereichen künstliche Intelligenz, Elektromobilität und Wasserstoff.
Die KI verstehe man als Werkzeug. Hier werde es für Fortec zu Effizienssteigerungen, kürzeren Entwicklungszeiten und Kostenoptimierungen kommen.
Man prüfe und teste die Anwendung von KI in einem frühen Stadium.
KI komme auch bei der Aquirierung neuer Kunden zum Einsatz.
Hier sei es über Plattformen nun möglich, Kunden anzusprechen, die für Fortec bislang unbekannt gewesen seien.
Dieser Ansatz, klang für mich sehr vielversprechend.
Interessant auch die Anmerkung zum Thema Wasserstoff.
Hier gehe es um den Bereich der Stromerzeugung durch Elektrolyse.
Hier werden spezielle elektronische Komponenten benötigt, die Fortec im Programm habe.
Bei der Elektromobilität sei Fortec im Bereich der Ladesäulen mit dabei.
Was gab's noch:
Neben einer geopolitisch breiteren Aufstellung (Ägypten statt China) wolle man künftig auch neue Branchen/Marktsegmente mit hohen Eintrittsbarrieren erschließen, da die Margen hier höher seien.
Der Sicherheit der eigenen IT-infrastruktur messe man besondere Aufmerksamkeit zu. Es gebe einen eigenen Sicherheitsbeauftragten, Sicherheitskonzepte, Notfallpläne und externe Datensicherung.
Ein Rückkauf eigener Aktien sei momentan nicht in Planung. Bei Bedarf könne dies aber erfolgen.
Die vorhandene Liquidität sei gut angelegt und werde künftig sinnvoll investiert werden.
Im Wesentlichen soll es das erstmal gewesen sein.
Alle Tagespunkte wurden mit großer Zustimmung genehmigt.
Im Anschluss gab es traditionell Leberkäse mit Kartoffelsalat und Laugenbrezel.
Später noch ein Stück Kuchen.
Schon vor Beginn der HV konnten sich die Anwesenden mit Getränken und Croissants versorgen.
Von GSC Research wird es sicher auch noch einen HV-Bericht geben.
Mein persönliches Fazit:
Fortec steht am Markt sehr gut da und ist grundsolide durchfinanziert. Bankkredite sind mit 1,5 Mio Euro bei der vorhandenen Liquidität zu vernachlässigen Die Aussichten sind, vorbehaltlich größerer geopolitischer Verwerfungen, weiterhin sehr positiv einzuordnen.
Das Management ist aus meiner Sicht mit Kompetenz und Leidenschaft dabei.
Hierbei werden auch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, ohne deren Einsatz der Erfolg des Unternehmens nicht möglich wäre, nicht vergessen.
Die aktuelle Aktienkursentwicklung spiegelt den Unternehmenserfolg momentan nicht wieder, so dass ich hier auch weiterhin Potential nach oben sehe (meine Meinung, keine Kaufempfehlung).
Am 27.03.2024 kommt der Halbjahresbericht. Danach wird es einen Earning Call geben.
Im August 2024 wird Fortec auf dem Hamburger Investorentag vertreten sein.
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