Egbert Prior
Der neue CEO räumt bei Bayer auf
Jetzt ist der Weg frei für eine Neuaufstellung des Pharma- und Agrarkonzerns. Im Extremfall kommt es zu einer Debatte über eine komplette Zerschlagung des Konzerns.
Die 63 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Monsanto, die Baumann zu verantworten hat, ließ die Leverkusener abstürzen. 2015 stieg der Kurs auf ein Allzeithoch von 141 Euro. Mit einem Börsenwert von 150 Milliarden der wertvollste Titel im DAX. Dann geriet die Aktie auf die schiefe Bahn und war im Tiefpunkt nur noch 40 Euro wert. Aktuell 52 Euro. Bei einem „erfolgreichen“ turnaround wäre das Potential riesengroß. Eine besonders radikale Variante des Umbaus: Monsanto verkaufen, von der Pharmasparte das Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln abstoßen und dann das Pharmasegment meistbietend zu versilbern.
Die Klagewelle wegen des Pflanzenschutzmittels Glyphosat ist noch nicht vollständig abgearbeitet. Bayer bezahlte bereits 9,5 Milliarden Dollar für Vergleiche mit 109.000 Klägern. Weitere 6,5 Milliarden legten die Leverkusener für den Rest beiseite. Bayer möchte seine US-Medikamenten-sparte in den kommenden Jahren verdoppeln. Hoffnungsträger sind zwei kürzlich eingeführte Medikamente: Nubeqa zur Behandlung von Prostatakrebs und Kerendia, das Diabetikern bei Nierenerkrankungen helfen soll. Blockbuster, die ihren Patentschutz verlieren wie der Blutgerinnungshemmer Xarelto oder das Augenmittel Eylea drücken Umsatz und Gewinn.
Dennoch sind die Resultate für 2022 ordentlich ausgefallen. Der Umsatz kletterte um 17% auf 15,7 Milliarden Euro. Der Überschuß hat sich gut vervierfacht auf 4,2 Milliarden. Im laufenden Jahr schaltet Bayer allerdings einen Gang zurück, der Umsatz soll um 2 bis 3% auf 51 bis 52 Milliarden gesteigert werden, das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) soll zwischen 12,5 und 13 Milliarden Euro landen (zuvor 13,5). Dennoch hat der DAX-Konzern die Dividende angehoben von 2 auf 2,40 Euro. Rendite 4,5%. Die Aktie notiert aktuell mit 50% Verlust gegenüber 2016. In diesem Zeitraum legte der DAX um 59% zu.
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Der Kaufpreis von Monsanto hatte 2018 stolze 63 Milliarden Dollar gekostet, das ist mehr als der gesamte Bayer-Konzern (einschließlich Monsanto) heute auf die Waage bringt. Das KGV schätzungsweise 16. Fazit: Neue Besen kehren gut. In Leverkusen werden jetzt alle Steine umgedreht. Hedgefonds machen Druck. Die Aktie hat viel Aufholpotential. Geduldigen Anlegern winken schöne Gewinne.