Egbert Prior
Reiselust schiebt Fraport an
Der Vorstand ist vorsichtig optimistisch, daß es dieses Jahr nicht zu einem Flugchaos wie letztes kommt.
Man hat Mitarbeiter rekrutiert und neue Automaten zur Gepäckaufgabe aufgestellt. Auch die Sparte Cargo läuft gut. In der Corona-Krise war das Volumen an Luftfracht explodiert. Deutschlands größtes Luftfracht-Drehkreuz zählte im Mai 5,1 Millionen Passagiere und damit 12% mehr als ein Jahr zuvor. Im Gesamtjahr soll das Passagieraufkommen in Frankfurt auf etwa 80 bis 90% des Rekordniveaus von 2019 klettern.
Der Frankfurter Flughafen hat die Pandemie genutzt, die Errichtung eines neuen, dritten Terminals voranzutreiben. So will man gewappnet sein, um am für die nächsten Jahre erwarteten Wachstum des Flugverkehrs teilhaben zu können. In der Endbaustufe soll das neue Terminal 3 bis zu 25 Millionen Passagiere im Jahr abfertigen. Betriebsbeginn ist für das Frühjahr 2026 geplant.
Bislang hatte Fraport mit zwei Terminals eine Kapazität von über 70 Millionen Reisenden, das war im Corona-Jahr 2019. In Deutschland gibt es nirgendwo sonst derart groß dimensionierte Erweiterungen. Auch beim Wachstum dürfte Fraport wieder die Nase vorn haben. Im ersten Quartal hat Fraport Umsatz und Gewinn im ersten Quartal kräftig gesteigert, trotz massiver Behinderungen durch Streiks beziehungsweise eine IT-Panne bei Lufthansa, die zu Flugausfällen geführt hatten.
Im Auftaktquartal stieg der Umsatz um 42% auf nahezu 766 Millionen Euro, der operative Gewinn (Ebitda) konnte sich mit rund 158 Millionen mehr als verdoppeln. Die Shoppingcenter im Flughafen setzten 5% weniger um. Dieser Rückgang ist allerdings zu verschmerzen, zu Corona-Zeiten waren die Umsätze mitunter praktisch auf den Nullpunkt gesunken. Für das Gesamtjahr sieht der Vorstand den operativen Gewinn in einer Range zwischen 1,04 bis 1,2 Milliarden Euro.
In einem weiteren sehr lukrativen Geschäftsfeld ist Fraport engagiert bei 28 Auslandsflughäfen auf vier Kontinenten. Im letzten Geschäftsjahr flog diese Sparte die Hälfte des gesamten operativen Konzerngewinns ein. Beispielsweise kann sich Fraport freuen, im laufenden Geschäftsjahr mit einem Portfolio von gepachteten griechischen Airports, den Gewinn um weitere 29% zu steigern. Zudem bestehen Beteiligungen an brasilianischen Airports oder dem Flughafen Lima. In der Türkei betreibt Fraport den hauptsächlich von Touristen genutzten Standort Antalya.
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CEO Stefan Schulte sieht in diesem Geschäftsfeld noch beträchtliches Potential. Im Frühjahr 2020 ist die Aktie auf ein Corona-Tief von 28 Euro gestürzt. Aktuell wieder knapp 50 Euro. Bis zum Allzeithoch von 97,26 Euro besteht noch reichlich Luft nach oben. Marktkapitalisierung 4,5 Milliarden. Das KGV schätzungsweise 14. Fazit: Fraport läßt Corona hinter sich. Früher oder später ist ein neues Rekordhoch wahrscheinlich.