Egbert Prior
Bayer-Anleger müssen bittere Pillen schlucken
Im Top April 2015 war der Agrarchemie- und Pharmakonzern in der Spitze an der Börse 120 Milliarden Euro wert. Aktuell nur noch 33 Milliarden.
- Bayer-Aktie stürzt auf 17-Jahrestief
- Schlaganfall-Präparat abgebrochen, Glyphosat-Klage verloren
- Forschungspipeline leer, CEO muss aufräumen, hohe Schulden
Was ist geschehen? – Zum einen haben die Leverkusener die klinische Erprobung des Schlaganfall-Präparats Asundexian abgebrochen. Der größte Hoffnungsträger in der Medikamentenpipeline zeigte im Vergleich zu einem Konkurrenzprodukt schlechtere Ergebnisse. Zum anderen machte wieder einmal das Schädlingsbekämpfungsmittel Glyphosat Kummer.
Ende letzter Woche verurteilte ein Gericht in Missouri Bayer zu Schadensersatz in Summe von 1,6 Milliarden Dollar. Die Kläger machen das glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel Roundup für ihre Krebserkrankung verantwortlich. Die juristische Aufarbeitung hat gezeigt, daß Richtersprüche nicht in Stein gemeiselt sind und Bayer oftmals „Rabatte“ eingeräumt werden.
Asundexian war der größte Hoffnungsträger in der Pharmasparte und galt als potentieller Blockbuster-Kandidat. Bayer traute dem Medikament ein Spitzenumsatzpotential von mehr als 5 Milliarden Euro zu! Das erklärt die drastische Reaktion des Aktienkurses. In der Spitze brach der Titel um mehr als 21% ein. Asundexian sollte nach und nach das umsatzträchtigste aktuell auf dem Markt befindliche Mittel Xarelto ersetzen. Trotz generischer Konkurrenz setzten die Leverkusener in den ersten neun Monaten noch gut 3 Milliarden Euro mit dem Thrombosehemmer um.
Die Forschungspipeline bei Bayer ist, besonders was die marktnahe Phase-III-Studie betrifft, ziemlich leer. Das Problem ist, daß früher oder später die am Markt befindlichen Arzneimitteln ihren Patentschutz verlieren, was sich in schrumpfenden Margen und abbröckelnden Umsätzen zeigt. Wer dann das Portfolio nicht immer wieder erneuern kann, hat schlechte Karten. Bayer müßte hier erfolgreicher werden.
Ganz so turbulent hätte sich der neue CEO, der Amerikaner Bill Anderson, seinen Start nicht vorgestellt. Anderson hat einige Optionen. Zum Beispiel könnte er Monsanto abstoßen und das Geschäftsfeld mit rezeptfreien Medikamenten verkaufen. Außerdem könnte die Sparte Blockbuster-Entwicklungen einen starken Partner übernehmen. Bayer hat viele hausgemachte Probleme.
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CEO Anderson muß in Leverkusen aufräumen. Die größte Sorge sind Finanzschulden, die sich Ende September auf mehr als 47 Milliarden Euro summierten. Derweil bringt Bayer nur noch 33 Milliarden auf die Börsenwaage. Da besteht ein Mißverhältnis zu den Assets. Zu Wochenbeginn lösten sich 18% bzw. 7,3 Milliarden Euro Marktkapitalisierung in Luft auf. Fazit: Es kann nur noch besser werden, Mutige setzen auf einen turnaround!
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