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     2101  0 Kommentare Wie das ZDF in einer Sendung über Superreiche die Wirklichkeit verbiegt - Seite 3

    Ich merkte jedoch im Gespräch, dass weder Herr Breyer noch Frau Friedrichs auch nur das Geringste vom Steuerrecht verstehen. Obwohl ich die Sache mehrfach erklärte – schon im Vorgespräch – blieben sie dabei, dass Reiche allenfalls halb so viele Steuern zahlen wie „Normalos“.

    Diese Behauptung wird in dem Beitrag wiederholt. Dort heißt es, ein „Mustermillionär“ zahle nach ihren Berechnungen 24 Prozent Steuern. Wie sie auf diese Zahl kommen, verraten sie aber nicht. Ein Normalbürger zahle dagegen 48 Prozent, Steuern und Sozialabgaben. Ergebnis: Reiche zahlten nur halb so viel Steuern wie der Durchschnittsbürger.

    An diesem Vergleich ist alles falsch. Erstens werden Äpfel mit Birnen verglichen, nämlich die Steuern auf der einen Seite mit Steuern plus Sozialabgaben auf der anderen Seite. Die Durchschnittsbürger zahlt natürlich nicht 48 Prozent Steuern. Im Gegenteil. 50 Prozent der Einkommenssteuerpflichtigen zahlen laut BMF lediglich 6,1 Prozent der Steuern. Die oberen 1 Prozent der Einkommensbezieher zahlen dagegen 22,8 Prozent der Einkommensteuern. Eine Zahl, die ich mehrfach in dem Interview nannte und die in diesem Zusammenhang ganz entscheidend ist. Dieser Satz wurde aber nicht gesendet, sondern lieber ein kleiner Disput mit der Bedienung im Chinaclub.

    Das Gros der Steuerlast wird in Deutschland keineswegs vom Normalverdiener gezahlt, sondern von den oberen 10 Prozent der Steuerpflichtigen, die 55,8 Prozent des gesamten Lohn- und Einkommensteueraufkommens tragen.

    Sozialneid gegen Reiche

    Sozialneid gegen Reiche kommt in Deutschland gut an. Nach einer von Allensbach und Ipsos MORI durchgeführten repräsentativen Bevölkerungsumfrage in 13 Ländern ist der Sozialneid nur in Frankreich noch größer als in Deutschland, in allen anderen Ländern ist er niedriger, zum Teil sogar sehr viel niedriger, wie etwa in Polen. Sozialneider werden sich durch die ZDF-Sendung mit den fragwürdigen Zahlen bestätigt fühlen. SPD und LINKE haben ja seit Jahren fast kein anderes Thema als höhere Steuern für Reiche zu fordern, aber mit mäßigem Erfolg. Die LINKE geriet unter die 5 Prozent-Hürde und die SPD hat seit den letzten Bundestagswahlen laut Umfragen die Zustimmung fast halbiert.

    Zurück zur Sendung: Der Bekenntniseifer ist mit den Autoren durchgegangen. Die Sendung war so offensichtlich einseitig und voreingenommen, dass nur vollkommen verblendete Ideologen das nicht bemerken. Die anderen werden sagen: „Mal wieder ein Beispiel dafür, wie einseitig linksideologisch der ÖRR berichtet“. Dabei geht es auch im ÖRR durchaus anders. 3Sat strahlt am Mittwoch, dem 13. Februar ebenfalls um 20.15, eine Sendung über Reiche aus. Reiche haben beim ÖRR Konjunktur.

    Da ich für beide Sendungen interviewt wurde, habe ich einen guten Vergleich: Obwohl die Macher beider Sendungen politisch wohl ähnlich denken und – vorsichtig gesagt – Vorbehalte gegen Reiche haben, hat der sehr sympathische Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig gezeigt, dass man Andersdenkende auch zu Wort kommen lassen kann, wenn man ihre Ansichten nicht teilt – und der Versuchung widerstanden, zu Gunsten seiner Ansichten zu manipulieren. Das empfand nicht nur ich so, sondern auch andere Gäste, die er für diese Sendung interviewte, wie etwa Julien Backhaus. Jochen Breyer könnte vielleicht etwas von den 3Sat-Kollegen lernen.

    Rainer Zitelmann ist Autor eines Buches zum Thema Vorurteile über Reiche: „Die Gesellschaft und ihre Reichen“ 


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann

    Wie das ZDF in einer Sendung über Superreiche die Wirklichkeit verbiegt - Seite 3 „Die geheime Welt der Superreichen. Das Milliardenspiel“, das war Thema einer Sendung im ZDF zur besten Sendezeit, Dienstag 20.15 Uhr. Rainer Zitelmann, der selbst zu den Interviewten gehört, berichtet über die Hintergründe – und über verschwiegene Fakten.

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