Quartalszahlen
AMD = Intel 2.0? Diese Zahlen reichen hinten und vorne nicht!
AMD präsentierte ein enttäuschendes Zahlenwerk. Die Erwartungen des Marktes konnten nur knapp übertroffen werden, der Ausblick wird dem Kursanstieg der vergangenen Wochen keineswegs gerecht. Droht nun ein Intel 2.0?
- AMD präsentiert enttäuschendes Zahlenwerk
- Ausblick erfüllt nicht die Erwartungen des Marktes
- Vergleich mit Intel 2.0 wird gezogen
Neue Nvidia oder Intel 2.0?
Angesichts der brachialen Rallye der AMD-Aktie in den vergangenen Wochen und Monaten, gegenüber dem Verlaufstief Ende Oktober verteuerten sich die Papiere zeitweise um fast 100 Prozent, stellten sich viele Anleger die Frage: Wird das die neue Nvidia?
Nach den am Dienstagabend vorgestellten Zahlen drängt sich zumindest mit Blick auf die zu erwartende Kursreaktion in den kommenden Tagen eher der Vergleich mit Intel auf – denn weder wird das Ergebnis noch der Ausblick dem Kursanstieg der vergangenen Wochen gerecht.
Gut ist nicht gut genug
Die Erlöse kletterten gegenüber dem Vorjahr um 10,7 Prozent auf 6,2 Milliarden US-Dollar, damit konnte die Markterwartung um 50 Millionen US-Dollar übertroffen werden. Der Gewinn pro Aktie traf mit 0,77 US-Dollar die Konsensschätzung auf den Cent genau.
Erfreulich dürfte aus der Perspektive des Unternehmens der Umsatzanstieg im Datencenter-Geschäft sein, in diesem margenstarken Segment steigerte sich AMD um 38 Prozent auf 2,3 Milliarden US-Dollar. Noch besser entwickelte sich mit einem Umsatzplus von 62 Prozent das Endkundengeschäft: Mit seiner neuen Prozessorgeneration Ryzen 7000 dürfte AMD Erzrivale Intel einmal mehr wertvolle Marktanteile abgenommen haben.
Im Gaming-Geschäft hingegen schleppen die Geschäfte. Zwar konnte man sich bei den Umsätzen mit leistungsstarken Grafikkarten um neun Prozent steigern – den geplanten Großangriff auf Nvidia dürfte man sich aber anders vorgestellt haben. Insgesamt waren die Erlöse hier rückläufig, was vor allem der anhaltenden Absatzschwäche bei Unterhaltungselektronik anzulasten ist.
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Ausblick rechtfertigt hohe Bewertung nicht
Ein Unternehmen, dessen Aktie sich in den vergangenen Monaten fast verdoppelt hat, muss zwingend, um den Bewertungsaufschlag zu rechtfertigen, einen starken Ausblick präsentieren. Das allerdings ist AMD dem Markt schuldig geblieben:
Wie auch bei Intel wird im ersten Quartal ein schwächeres Geschäft erwartet, AMD plant mit einem Erlös von 5,4 Milliarden US-Dollar, der Markt hatte knapp 5,8 Milliarden US-Dollar erwartet. Die Spanne gab AMD mit 300 Millionen US-Dollar an, die Unsicherheit über die zu erwartende Nachfrage in den kommenden drei Monaten ist also groß.
Zum zu erwartenden Gewinn pro Aktie äußerte sich das Management um CEO Lisa Su nicht, AMD versprach aber eine konstante Bruttomarge von 52 Prozent. Daraus lässt sich eine Gewinnerwartung von etwa 0,65 US-Dollar pro Aktie kalkulieren – das rechtfertigt die aktuelle Bewertung hinten und vorne nicht!
Markt mit klarer Meinung zu den Zahlen
Was das vorgelegte Zahlenwerk angeht, sprachen die Marktteilnehmenden in der Nachbörse eine klare Sprache. Nach 14,4 Millionen gehandelten Stücken beendete AMD den nachbörslichen Handel 6,5 Prozent im Minus. Die Aktie schloss in der Nähe zum Tagestief, was für den Handel am Mittwoch kein gutes Zeichen ist.
Wie zuvor die Zahlen von Intel schlugen auch jene von AMD der gesamten Branche auf den Magen. Nachbörslich handelte Konkurrent Nvidia 1,8 Prozent tiefer, Intel wurde nach einem Tagesverlust von bereits 2,1 Prozent weitere 0,6 Prozent in den Keller geschickt. Nach der am Montag ausgelösten Euphorie durch das Zahlenwerk von Super Micro Computer droht den Titeln der Branche am Mittwoch ein ganz schwerer Tag.
Fazit: So sieht keine neue Nvidia aus
Der Vergleich mit Erzrivale Intel mag ein wenig zu weit gehen. Während dessen Prognose grauenerregend schlecht war, ist jene von AMD einfach nur schlecht. Dass AMD in den vergangenen Wochen als neue Nvidia gehandelt wurde, ist angesichts des heute präsentierten Zahlenwerks und insbesondere des Ausblicks aber ebenso unangemessen: Von den Wachstumsraten des Marktführers für KI-Chips ist AMD meilenweit entfernt.
Die Aktie wurde vor den Zahlen mit einem KGVe 2024 von 67 gehandelt, das wäre bei einem zu erwartenden Umsatzwachstum von 50 Prozent noch irgendwie zu vertreten gewesen, die Aussicht auf schwächere Geschäfte im ersten Quartal macht eine solche Steigerung aber vollkommen unwahrscheinlich.
Völlig zurecht verliert die Aktie daher in der Nachbörse deutlich – und sollte in den kommenden Tagen vor einer kräftigen Korrektur stehen.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Zentralredaktion
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