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     885  0 Kommentare Unternehmer, Manager und Polizisten morden besonders oft im Tatort - Seite 3

    Die Einbrecher verlassen das Haus mit den 20.000 D-Mark, vergessen aber ihre Pistole. Kurz darauf kommt der Geschäftspartner des Reichen zu Besuch, der ihn zur Rede stellen will, weil er Kunden betrogen hat. Im Disput mit dem Geschäftspartner sagt der Reiche: „Ich habe Bilanzen gefälscht… Ich habe einen Weg gefunden, der – gut – ein bisschen außerhalb der Legalität ist… Was ist das Leben? Seiltänzerei! Es kommt darauf an, oben zu bleiben, egal was für Verrenkungen man macht.“ Der Geschäftspartner teilt diese Lebenseinstellung nicht und will Anzeige erstatten. Der Reiche macht sich lustig, lacht ihn aus: „Dein guter Charakter feiert mal wieder Feste. Wer einen guten Charakter hat, der möchte ihn auch zeigen, dass die ganze Welt ihn bewundert.“

    Der Reiche nutzt die Gelegenheit und erschießt den Geschäftspartner mit der Pistole der Einbrecher, um ihnen den Mord in die Schuhe zu schieben. Nachdem Kommissar Derrick den Reichen kennengelernt hat, sagt er zu seinem Mitarbeiter: „Der ist ein eiskalter Mann.“

    Der Reiche wird als emotionslos dargestellt, er entspricht geradezu prototypisch nach dem Stereotype Content Model dem Bild des Reichen, der keinerlei Wärme und Emotionen hat, aber hoch intelligent ist.

    Ein zweites Beispiel, ebenfalls aus der Serie „Derrick“. In der Folge „Kein teurer Toter“ wurde diese Geschichte erzählt:

    Ein Unternehmer, Besitzer eines Holzbetriebes, bekommt Anrufe mit Morddrohungen, wird als Ausbeuter beschimpft. Ein Anwalt, Freund der Familie des Unternehmers, schaltet Kommissar Derrick ein. Doch der Unternehmer nimmt die Anrufe nicht ernst, wirft Derrick hinaus und fragt ihn, ob er sonst nichts zu tun habe. Schließlich wird er doch ermordet.

    Der Anwalt schildert das Betriebsklima so: „Er führt seinen Betrieb mit eiserner Hand. Es macht ihm Spaß, andere Menschen vor den Kopf zu stoßen.“ „Wer nicht pariert, der fliegt. Er ist so etwas wie ein Sklavenhalter.“ Der Unternehmer über sich selbst: „Ich bin ein unangenehmer Geselle. Und wenn mich jemand Ausbeuter nennen will, er soll es. Ich bin es!“

    Die Sekretärin über den Unternehmer: „Er hasste alle Menschen… Wenn er den Raum betrat, ist mir für eine Sekunde das Herz stehengeblieben. Und ich habe den Tag anders geatmet.“ Der Vorarbeiter über den Unternehmer: „Er lag quer in der menschlichen Gesellschaft – als ein wahres Ärgernis.“

    Derrick über den Unternehmer: „Er ist ein böser Mensch. Und ich habe das Gefühl, er ist auch noch stolz drauf.“ Und: „Der Tote war ein Menschenverächter. Der ständig auf der Suche war nach einem Menschen, dem er wehtun konnte.“

    Auch privat war der Unternehmer ein Tyrann: Er schlug seine Tochter, die – so wie seine Frau und alle anderen Menschen – in ständiger Angst vor ihm lebte. Nach der Ermordung des Unternehmers atmen alle auf, es herrscht bei seiner Familie plötzlich eine heitere, gelöste Atmosphäre, und auch die Sekretärin kann wieder frei atmen. Auch hier wird der Unternehmer als wirtschaftlich erfolgreich, aber kalt und unmenschlich dargestellt.

    Welche Wirkungen hat es auf Menschen, wenn über Jahrzehnte die Reichen und Erfolgreichen, Unternehmer, Manager usw. als kalt, brutal, rücksichtslos dargestellt werden?

    Rainer Zitelmann ist Historiker und Soziologe, demnächst erscheint sein neues Buch „Weltreise eines Kapitalisten“ 


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Unternehmer, Manager und Polizisten morden besonders oft im Tatort - Seite 3 „Der Mörder ist immer der Gärtner“, das war gestern. Heute sind es, wie eine aktuelle Auswertung zeigt, vor allem Unternehmer und Manager.

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