Viel Lärm um nichts! - Seite 2
Dieses Ereignis hat sich tief in mein Hirn gebrannt. Ich war offensichtlich zu nahe am täglichen Börsengeschehen. Es war der Wendepunkt, der nach vielen weiteren Monaten der Distanzierung zu den Ergebnissen führte, die Sie jetzt, Jahre später, hier im Steffens Daily immer wieder lesen. Und zwar vor allem, wenn ich bei stark emotionalen Ereignissen zur Besonnenheit aufrufe.
Besonnenheit: keine leichte Aufgabe
Eine Besonnenheit, die aber ohne jede Frage schwer zu erreichen und noch schwerer zu erhalten ist. Zu groß ist die Einladung, auf die Einflüsterungen der falschen Propheten oder auf die emotional ansteckenden Äußerungen von anderen zu reagieren, die ebenfalls in dieser Börsenemotionalität gefangen sind. Besonders wenn dies Journalisten sind, die ihre Texte in ansonsten eher seriösen Medien veröffentlichen.
Aber es sind nicht nur die anderen, vor denen man sich schützen muss. Es sind auch die Themen, die immer wieder neu, immer wieder höchst dramatisch und kritisch erscheinen. Selbst nach meinen knapp 15 Jahren Börsenerfahrung als Trader gibt es immer noch Ereignisse, die zumindest für kurze Zeit meine Besonnenheit gefährden. Auch das kann ich gerne zugeben. Ich bin schließlich keine Maschine.
Doch umso wichtiger ist es, immer wieder die eigenen Emotionen zu hinterfragen, sich immer wieder kritisch mit seinen Ängsten und mit seiner Gier auseinanderzusetzen und sofort distanzierend zu reagieren, wenn man bemerkt, dass Emotionen hochkochen.
Und dann erreicht man irgendwann den entscheidenden Punkt: Der DAX bricht nach der Wahl in Italien ein, man erschrickt ein wenig, der Blick sieht aber auch den Einbruch im Euro - einige Gedanken rasen durch den Kopf - und ein Lächeln erscheint auf den Lippen.
Die Situation bleibt trotz allem gefährlich
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Doch genauso ist es auf der anderen Seite: Nur, weil es nun zwei gute Tage nach der Wahl in Italien gegeben hat, heißt das nicht, dass die Börsenwelt nun rosarot ist. Mit dem politischen Patt in Italien ist sicherlich ein Risikofaktor mehr im Markt – einer unter vielen. Und das ist auch noch das aktuelle Problem: Es gibt immer noch sehr viele Risikofaktoren. Das darf man nicht vergessen. Und immer noch sind die Allzeithochs im Dow Jones und im S&P500 nicht überwunden. Immer noch kann es zu schärferen Kursrücksetzern kommen!