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    USD/JPY  2578  0 Kommentare Der Yen fährt Achterbahn – „Abenomics“ bleiben gefährlicher Drahtseilakt

    Die Börse ist keine Einbahnstraße und der Japanische Yen kennt auch nicht nur die eine Richtung, die in die Abwertung. Das mussten viele Anleger in der vergangenen Woche schmerzhaft zur Kenntnis nehmen, als die Finanzmärkte ein wenig verkehrte Welt spielten. Die Investoren machten sich ernsthaft darüber Sorgen, was denn passieren würde, sollten die Notenbanken den Zufluss billigen Geldes langsam aber sicher etwas drosseln oder am Ende ganz einstellen. Sie trennten sich in einer Art Testbetrieb für den Ernstfall schon einmal von ihren Aktien, und hier nicht nur von japanischen, auch wenn der Nikkei mit einem Minus von 20 Prozent vom zwischenzeitlich erreichten Hoch die Verliererliste mit Abstand anführte. Die Marktteilnehmer verkauften interessanterweise auch den Dollar auf breiter Front, obwohl dieser doch von einer möglichen Drosselung der Anleihekäufe durch die US-Notenbank und einem langfristig drohenden Ende der Nullzinspolitik am ehesten profitieren müsste.

     

    Im Gegenzug wurde es für die erfolgsverwöhnten Teilnehmer am Yen-Abwertungslauf etwas ungemütlich, als die Rally, die den US-Dollar in der Spitze bis auf knapp 104 Yen führte, sich auf einmal in die andere Richtung beschleunigte und am vergangenen Freitag bei nur noch 95 zu zahlenden Yen für einen Greenback ihr vorläufiges Korrekturniveau erreichte. Auf einmal war der Yen wieder als sicherer Hafen für das Anlegergeld gefragt, was kurzfristig sicherlich Sinn machen könnte. Langfristig aber könnte sich diese Strategie als ein großer Irrtum herausstellen. Denn mehren sich die Zweifel an der Nachhaltigkeit des Modells „Abenomics“, benannt nach Ministerpräsidenten Shinzo Abe, und führt dieses am Ende nicht zu einem signifikanten und vor allem stabilen Wachstum der japanischen Wirtschaft, sondern nur zu einer Aufblähung der Yen-Geldmenge, dürfte mehr und mehr das Vertrauen der Anleihegläubiger japanischer Staatspapiere schwinden. Das führt dazu, dass sie aufgrund der schon jetzt immens hohen Staatsverschuldung von mehr als dem Doppelten der Wirtschaftsleistung höhere Risikoaufschläge verlangen werden, was wiederum durch die dann steigenden Renditen die Wachstumsaussichten Japans eintrüben und als weitere Konsequenz den Yen schwächen würde.

    Also auch wenn man jetzt das Gefühl hat, dass Regierung und Notenbank jetzt gleichermaßen versuchen, eine weitere starke Abwertung ihrer Währung zu verhindern - die Spirale, die sie in Gang gesetzt haben, wird sich weiter in die oben beschriebene gefährliche Richtung drehen, sollte das Ruder nicht in Richtung wirtschaftliche Belebung herumgerissen werden. Auch nach der heutigen Veröffentlichung der nach oben revidierten Zahlen zum ersten Quartal überwiegen bei mir die Zweifel am langfristigen Erfolg. Zwar ist die japanische Wirtschaft in den ersten drei Monaten mit einem Prozent so stark gewachsen wie kein anderes Industrieland, was auf das Jahr hochgerechnet einer stattlichen Rate von 4,1 Prozent entspricht. Vieles davon geht aber auch auf das Konto des so genannten Basiseffekts. Sprich, in den letzten zwei Jahrzehnten hat ein immer weiter steigender Yen den Export des Landes quasi zum Erliegen gebracht, so dass Unternehmen wie Toyota jetzt förmlich aufatmen. Laut Berechnungen der UBS sorgt allein ein um ein Prozent fallender Yen bei den japanischen Exporteuren für fast zwei Prozent mehr Gewinn, Toyota verdient dann allein 340 Millionen Dollar mehr.

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    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
    USD/JPY Der Yen fährt Achterbahn – „Abenomics“ bleiben gefährlicher Drahtseilakt Die Börse ist keine Einbahnstraße und der Japanische Yen kennt auch nicht nur die eine Richtung, die in die Abwertung. Das mussten viele Anleger in der vergangenen Woche schmerzhaft zur Kenntnis nehmen, als die Finanzmärkte ein wenig verkehrte Welt spielten. Die Investoren machten sich ernsthaft darüber Sorgen, was denn passieren würde, sollten die Notenbanken den Zufluss billigen Geldes langsam aber sicher etwas drosseln oder am Ende ganz einstellen. Sie trennten sich in einer Art Testbetrieb für den Ernstfall schon einmal von ihren Aktien, und hier nicht nur von japanischen, auch wenn der Nikkei mit einem Minus von 20 Prozent vom zwischenzeitlich erreichten Hoch die Verliererliste mit Abstand anführte. Die Marktteilnehmer verkauften interessanterweise auch den Dollar auf breiter Front, obwohl dieser doch von einer möglichen Drosselung der Anleihekäufe durch die US-Notenbank und einem langfristig drohenden Ende der Nullzinspolitik am ehesten profitieren müsste.