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    Citi-Investmentbarometer  3477  0 Kommentare Zinswende und Goldcrash

    Das Ergebnis der aktuellen Umfrage des Citi-Investmentbarometers war noch nie so pessimistisch für Gold. Die Zinserwartungen hingegen legten massiv zu.

    Der Goldcrash der letzten Wochen hat viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Doch so überraschend er letztendlich auch kam: Viele Investoren schienen im Vorfeld einen gewissen Instinkt gehabt zu haben. Das geht zumindest aus dem aktuellen Citi-Investmentbarometer hervor: Die Stimmung der Anleger hinsichtlich des gelben Edelmetalls nahm bereits Monate vor dem Preisverfall signifikant ab. Im dritten Quartal 2012 waren noch ganze 68,5 Prozent der Umfrageteilnehmer gegenüber Gold kurzfristig positiv gestimmt. Doch schon in der nächsten Erhebung ging der Anteil der Optimisten auf nur noch 41,9 Prozent zurück. Die Zahl der Gold-Skeptiker dagegen wuchs im vierten Quartal von 8,4 auf 20,2 Prozent. Erst danach setzte die rapide Talfahrt des Edelmetalls ein. In der aktuellen Umfrage (2. Quartal 2013) ist das Verhältnis von Optimisten und Pessimisten komplett gekippt. So glauben lediglich 27,8 Prozent der Anleger auf Sicht von drei Monaten an steigende Preise, aber ganze 72,2 Prozent erwarten fallende oder seitwärts laufende Notierungen. Befragt wurden sowohl professionelle Marktteilnehmer als auch Privatanleger.

    Die Zinsprognosen in der Umfrage haben im Umkehrschluss ebenfalls gedreht. Die Zinswende scheint für viele Befragte eine ausgemachte Sache. Die Zahl derer, die sowohl kurz- als auch mittelfristig mit steigenden Zinssätzen (auf Basis des 3-Monats-Euribor) rechnen, ist im Vergleich zum ersten Quartal stark gestiegen: Das Sentiment in der Anlagekategorie "Zinsen" hat sich verdreifacht und notiert mit 33 Punkten auf dem höchsten Stand seit zwei Jahren. Das Baisse-Szenario für Gold wird dadurch noch einmal bestätigt, denn steigende Zinsen machen die zinslose Anlageklasse Gold tendenziell unattraktiver.

    Und zu guter Letzt sind auch die Inflationserwartungen in der Erhebung stark eingebrochen. Über 60 Prozent der Befragten geht auf 12-Monats-Sicht von einer Inflationsrate innerhalb der Zwei-Prozent-Toleranzgrenze aus. Vor nur einem Jahr war auch hier die Situation komplett anders: Nahezu 80 Prozent der Teilnehmer erwarteten eine Geldentwertung oberhalb des Inflationsziels der EZB von zwei Prozent. Auch dieser Aspekt deutet auf eine weitere Goldschwäche hin.

    Solche extremen Ausschläge bei einem Stimmungsbarometer haben aber oft einen Beigeschmack. Denn gerade wenn nahezu jeder Umfrageteilnehmer vom Pessimismus mitgerissen wird, sind die Tiefstkurse wohlmöglich nicht mehr weit entfernt. Man spricht dann von einem „überverkauften Markt“: Jeder hat bereits verkauft und das Angebot könnte bereits so ausgedünnt sein, dass im weiteren Zeitverlauf die Nachfrageseite wieder die Oberhand gewinnt. Ob das aktuelle Citi-Investmentbarometer bezüglich Gold bereits einen Kontraindikator darstellt, wird sich zeigen. Zuletzt scheint das Metall einen Boden gefunden zu haben. Doch das nahezu perfekte negative Gesamtbild im Citi-Investmentbarometer, bestehend aus niedrigen Inflationserwartungen, steigenden Zinsen und generellem Pessimismus gegenüber Gold ist erst einmal nicht zu leugnen. Und die Prognosequalität der Umfrage war in den letzten Quartalen gerade gegenüber Gold recht gut.




    Dirk Heß
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    Dirk Heß schreibt regelmäßig zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Co-Head EMEA Public Listed Products Sales & Distribution bei Citigroup Global Markets Europe besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter.
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    Verfasst von Dirk Heß
    Citi-Investmentbarometer Zinswende und Goldcrash Das Ergebnis der aktuellen Umfrage des Citi-Investmentbarometers war noch nie so pessimistisch für Gold. Die Zinserwartungen hingegen legten massiv zu.