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    Aktienmärkte  12982  0 Kommentare „Mr. Market“ ist ein Sadist - Gier dominiert wieder mal die Angst

    Ob Krim oder Eurokrise, alles ist schon fast wieder vergessen und die Party am Aktienmarkt geht weiter. Das Russlands Präsident  Putin sich die Krim einverleiben würde war sowieso zu erwarten, dass der Westen ihn deshalb nicht angreifen würde auch, und dass das Gas von Gazprom für Deutschland alternativlos ist wie Aktien für eine vernünftige Rendite, ebenfalls.

    Janet Yellen, die neue Göttin des einfachen Geldes, stellt sich zu Recht die Frage, was die eigentliche Aufgabe der Fed ist und ob sie sie überhaupt erfüllen kann. Schließlich ist die Aufgabe einer Notenbank die Stabilität des Geldsystems und der Inflationsrate und nicht die Sanierung der Wirtschaft. Wenn es also nicht die Funktion der Fed ist, die Wirtschaft wieder ins Laufen zu bringen und das Drucken von Geld als konjunkturbelebende Maßnahme erwiesenermaßen ziemlich wirkungslos ist, wieso  sollten unwirksame Maßnahmen mit noch mehr unwirksamen Maßnahmen bekämpft werden? Tatsache ist, dass  die Fed Anleger mit ihrer Niedrigzinspolitik in immer riskantere Asset-Klassen getrieben hat. Mit jeder weiteren Zinssenkung werden Investoren in immer riskantere Segmente gezwungen. Wir befinden uns in einem deflationären Umfeld das entschuldet werden muss. Diese Operation am offenen Herzen wird ohne Narkose durchgeführt. Folgerichtig ist ein quantitatives Deleveraging mit all seinen unangenehmen Nebenwirkungen überfällig.

    Wohin die Politik des einfachen Geldes führt zeigt sich bei Betrachtung der Korrelation zwischen kreditfinanzierten Aktienkäufen und dem Niveau des Aktienmarktes. Beides ist extrem korreliert und befindet sich auf einem Allzeithoch. Die Kredite (Margin Debt) befinden sich sogar über den Hochs von 2000 und 2007. Siehe Graphik:

     

     

    Interessanterweise wird Kapital aber nicht rational allokiert, sondern es entstehen Blasen, wie schon Ende der 90er. Während Qualitätsaktien wie Microsoft, IBM oder Intel zu günstigen KGVs zu haben sind, werden einzelne Spiele wie King Digital Entertainment oder Zynga mit Milliarden und dreistelligen Multiples bewertet, falls sie überhaupt Gewinne machen. Ein weiteres Zeichen ist die steigende Anzahl von Übernahmen, wie VW, das Scania übernimmt, oder Vodafone, das europaweit alle Kabelbetreiber kauft. Meist wird dies wie schon zu Junk Bond-Zeiten von Michael Milken kreditfinanziert. Aktien werden zur Spekulation, nicht Investition, es werden nicht mehr werthaltige Investments getätigt, sondern gezockt.

    Wenn Zocker kalte Füße bekommen

    Bei Betrachtung der Kreditbalance im Verhältnis zur Marktkapitalisierung befinden wir uns auf Niveaus wie zu Zeiten der Tech-Blase. Da das Kollateral weiter ansteigt, kann auch mehr Kredit aufgenommen werden, also steigen mit höheren Aktienkursen auch die Schulden. Allerdings legen die Kredite mehr zu als der Aktienmarkt. Was bedeutet das im Umkehrschluss? Aktienmärkte steigen überproportional und fallen dann auch stärker, da bei leichten Rücksetzern bereits Margin Calls kommen und die Zocker schnell kalte Füße bekommen. Die Korrektur einer kreditfinanzierte Rallye ist meist schmerzhaft. Auch im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt sind Aktienmärkte überproportional gestiegen. Nicht die Unternehmen erwirtschaften mehr, nur die Margen sind durch Kosteneinsparungen (z.B. Löhne) gestiegen. Generell sind die Aktienmärkte teuer geworden. So liegt das KGV des Russel 2000 bei 49, was dreimal soviel wie das des S&P 500. Ähnlich ist es beim DAX und dem MDAX, wo wir nur noch die Metro besitzen.

    Mr. Market ist ein Sadist!

    Doch wann kommt die Korrektur? Wie schon 1929, 1987, 2000 und 2007 muss und gab es keinen erkennbaren Anlass oder Auslöser. Oft kann die  Verhaltensökonomie hier wichtige Hinweise liefern.

    Bei einem Verlust von 50% müssen erst wieder 100% plus gemacht werden, um zum Einstiegspreis zurück zukommen. Oder anders gesagt, es fährt sich schneller in den Stau hinein als wieder heraus. Daher haben wir manchmal lieber den Fuß zu früh auf der Bremse. Denn Sentiment und nicht fundmentale Bewertungen treiben kurzfristig die Aktienmärkte. Gier dominiert aktuell die Angst, was wieder ein Beweis für die kurzfristige Ineffizienz von Kapitalmärkten ist. Denn Mr. Market ist ein Sadist, er kennt keine Gnade und möchte möglichst viele unglücklich machen. Er schlägt dann zu, wenn es am meinten weh tut. Wichtig ist daher strategischer Cash, der bei Rücksetzern für gezieltes Stockpicking eingesetzt werden kann, um dann in eigentümergeführte Unternehmen, die einen Economic Moat und eine ausreichende Sicherheitsmarge haben, zu investieren.

     


    Frank Fischer
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    Frank Fischer, CEO & CIO der Shareholder Value Management AG und in dieser Funktion verantwortlich für den „Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen“, schreibt regelmäßig über die internationalen Aktienmärkte. Als überzeugter Value-Investor hat Fischer langjährige Expertise in allen Fragen rund um Fonds, Börse, aber auch das Stiftungswesen. In seinen regelmäßigen Marktkommentaren legt er besonderes Augenmerk auf Behavioral Finance, sowie Investments in Small- und Midcap-Werte.
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    Verfasst von Frank Fischer
    Aktienmärkte „Mr. Market“ ist ein Sadist - Gier dominiert wieder mal die Angst Ob Krim oder Eurokrise, alles ist schon fast wieder vergessen und die Party am Aktienmarkt geht weiter. Das Russlands Präsident  Putin sich die Krim einverleiben würde war sowieso zu erwarten, dass der Westen ihn deshalb nicht angreifen würde …

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