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    Russland - Wirtschaft  9282  4 Kommentare Russland an der Schwelle in den wirtschaftlichen Abgrund

    Die durch den Ukraine-Konflikt verursachte Krise mit dem Westen beeinträchtigt die russische Wirtschaft. So viel ist klar. Doch fraglich ist das Ausmaß. Droht Russland sogar pleite zu gehen? Oder ist die russische Wirtschaft stark genug, die unruhige Zeit zu überdauern?

    Aufgeworfen wird die Frage derzeit erneut, da Russland bereits zum wiederholten Mal eine Auktion von Staatsanleihen absagen musste, wie das „Handelsblatt“ berichtet. Abgesagt wurde die Auktion seitens des Finanzministeriums aufgrund mangelnder akzeptabler Angebote. Dabei handelte es sich eher um eine kleine Auktion, die dem Bericht zufolge rund 20 Milliarden Rubel (406 Millionen Euro) in die russischen Kassen spülen sollte. „Sie entschieden sich dazu, den Markt zu testen. Und der Markt hat nicht reagiert“, zitiert das Blatt Wladimir Miklaschewski, einen Strategen der Danske Bank.  

    Die unruhige geopolitische Situation, aufgrund der Annexion der Halbinsel Krim und der angespannten Situation in der Ostukraine, macht der russischen Wirtschaft immer schwerer zu schaffen. Bereits am Mittwoch dieser Woche stellte wallstreet:online die Frage, ob Russland eine Art Lehman-Krise droht? Problematisch ist insbesondere die drohende Inflation. Im Februar und im März stieg der private Konsum angesichts der Inflations-Angst jeweils um 3,9 bzw. vier Prozent und steht damit im krassen Kontrast zum real verfügbaren Einkommen, das im März um 6,8 Prozent gesunken ist.

     

    Der Abfluss dutzender Milliarden hat drastische Folgen

    Doch nicht nur die Angst vor einer Abwertung des Geldes stellt die russische Wirtschaft vor Probleme. Seit Beginn der Krim-Krise haben sich mehr und mehr Investoren vom Land abgewandt. Bis zu 85 Milliarden Dollar seien Schätzungen zufolge aus Russland abgeflossen, heißt es in dem Bericht des "Handelsblatt". Mit drastischen Folgen für das Land: Zum einen erschwert es die Emission neuer Anleihen. Zum Anderen steigen die Renditen, da die Kurse für noch ausstehende Anleihen. Betroffen ist aber auch der Aktienmarkt. Seit Anfang des Jahres ist der Aktienindex Micex dem Bericht zufolge um zwölf Prozent gesunken.

    Allesamt Argumente, die schon für sich die Wirtschaft langfristig beeinträchtigen. Dazu kommen die Äußerungen von US-Ratingagenturen. Allen voran erklärte Moody´s laut „Handelsblatt“, die russische Wirtschaft sei in der Folge des Ukraine-Konflikts bereits „geschwächt“, weswegen eine Herabstufung der Bonität des Landes durchaus möglich sei. Diesen Schritt hat die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) bereits vollzogen und senkte den Daumen über die Kreditwürdigkeit Russlands. Die Bonitätsnote wurde um ein Stufe auf "BBB-" abgestuft, eine Stufe über Ramschniveau. Der Ausblick sei negativ. Weitere Abstufungen könnten somit folgen.

     

    Wahrscheinlichkeit für Staatsbankrott wird auf 16 Prozent geschätzt

    Einem Bericht der „Welt“ zufolge deuten die Preise für Kreditausfallversicherungen darauf hin, dass die Lage mehr schlecht als recht ist. Die Wahrscheinlichkeit für einen Staatsbankrott innerhalb der nächsten fünf Jahre werde auf 16 Prozent geschätzt, heißt es. Doch dass Russland in Anbetracht solcher Nachrichten die Pleite droht, ist längst nicht ausgemacht. Vielmehr ist dies eher unwahrscheinlich – zumindest, wenn durch den Export von Öl und Gas weiter Geld sprudelt, schreibt das „Handelsblatt“. Gegen eine Pleite sprechen auch die Devisenreserven. Zwar sind diese mit 442 Milliarden Dollar auf den niedrigsten Wert seit vier Jahren gesunken, doch ist das noch immer der dritthöchste Wert weltweit, führt das Blatt weiter aus.

    Anstatt dem Staat drohen wohl eher den russischen Unternehmen Engpässe. Das liegt vor allem daran, dass diese laut „Handelsblatt“ mit rund 40 Prozent eine vergleichsweise hohe Auslandsverschuldung haben. „Russische Unternehmen gehören zu den aktivsten auf den internationalen Anleihemärkten“, zititert das Blatt Francesc Balcells von der Allianz-Tochter Pimco. Eine Verschärfung des Konflikts mit dem Westen würde die russische Wirtschaft somit erheblich treffen. Offen bleibt, ob der Kreml wegen der drohenden wirtschaftlichen Engpässe irgendwann einlenkt oder weiter alles auf eine Karte setzt. 




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