Emerging Markets locken mit hohen Zinsen
Nachdem Ende Januar die Turbulenzen am Währungsmarkt in den Emerging Markets noch für große Unruhe am weltweiten Finanzmarkt gesorgt hatten, hat sich die Lage zuletzt deutlich beruhigt. Dabei haben die schlechten Nachrichten aus Brasilien angehalten. Hingegen hat Indien mit einigen positiven News überrascht. Derzeit laufen die Parlamentswahlen auf Hochtouren. Beide Länder stehen stark im Fokus der Investoren, weil die Zinsen sehr hoch sind.
Die Serie von Zinserhöhungen auf zuletzt elf Prozent belastet die brasilianische Wirtschaft schwer: Die Volkswirte kürzen ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum für 2014 auf nur mehr 1,8 Prozent, zumal etliche Experten davon ausgehen, dass die Notenbank die Zinsenweiter erhöhen wird. Die Zinsen für zehnjährige Anleihen, die Mitte März noch bei 13,1 Prozent lagen, sind auf 12,6 Prozent gesunken. Dennoch sind das die höchsten Zinsen unter den führenden Ländern Lateinamerikas. Bei anhaltend schwachen Konjunkturdaten könnte der Real, der sich zuletzt stabilisiert hatte, weiter schwächeln. „Brasilien ist eines der Problemländer, in denen grundlegende Reformen dringend geboten sind“, erklärte Maarten-Jan Bakkum, Emerging-Markets-Stratege bei ING Investment Management. „In Brasilien sehen wir eine Zunahme politischer Risiken. Dort interveniert die Regierung immer mehr in die Wirtschaft und bremst so das mittelfristige Potenzial“, sagt Michael Mewes, Leiter des Anleiheteams bei JP Morgan Asset Management in Frankfurt. Die schwachen Konjunkturperspektiven spiegelt auch der Aktienmarkt wider. Nach einer kurzen Erholung könnte der Ibovespa wieder nach unten drehen.
Indische Regierung macht Wahlgeschenke
Die indische Notenbank Ende hat zuletzt die Leitzinsen bei acht Prozent belassen. Die Zinsen für zehnjährige Papiere tendieren schon seit Längerem bei 8,9 Prozent seitwärts, zumal die Regierung die Neuverschuldung reduziert hat. Die Regierung hat angekündigt, dass das Haushaltsdefizit im laufenden Fiskaljahr, das im März endet, auf 4,6 Prozent und im nächsten auf 4,1 Prozent gedrückt werden soll. Ob das Ziel erreicht wird ist allerdings fraglich, hat die Regierung doch Mitte Februar wegen der Wahlen im Mai die Senkung der Mehrwertsteuer für den Kauf von Autos und Gebrauchsgütern, wie Waschmaschinen angekündigt. Erfreulich ist hingegen, dass das Leistungsbilanzdefizit zuletzt deutlich gesunken ist.
Hohe Devisenreserven
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Trotz der zwischenzeitlichen Turbulenzen setzen viele Experten weiter auf die Emerging Markets. „Viele Schwellenländer verfügen anders, als zum Beispiel während der Asienkrise von 1997/98 über hohe Devisenreserven“, sagte Marcus Russ, Fondsmanager bei Veritas. Diese Reserven würden es den Schwellenländern ermöglichen, auch bei einer fortgesetzten Kapitalflucht die Auslandsschulden bedienen zu können. „Wahrscheinlich haben auch aus diesem Grund die Staatsanleihen aus den Schwellenländern, die in Hartwährung – also in US-Dollar – emittiert wurden, in den vergangenen Wochen nur geringe Kursverluste verzeichnet.“ Der Profi setzt vor allem auf Staats- und Unternehmensanleihen in Hartwährung. Risikobereite Anleger können sich Anleihen aus den Emerging Markets ins Depot legen. Bei Anleihen in Lokalwährungen sollten die Investoren allerdings immer das Währungsrisiko im Hinterkopf behalten. Der Fonds von JP Morgan mit der WKN A0M8CC zum Beispiel ist ein Portfolio aus Emerging Markets mit Anleihen in lokaler Währung. Die Krise in den Emerging Markets hat diesen Fond im vergangenen Jahr nicht verschont, doch zuletzt hat sich die Wertentwicklung im Zuge der Erholung in den Schwellenländern stabilisiert. Die TER liegt bei 1,4 Prozent.