Xing, Adidas und Osram auf der roten Liste – Wacker Chemie mit Gewinnenttäuschung
So etwas wünscht man sich als Chef eines Sportartikelherstellers sicherlich besonders: Die Fußball-WM steht in 40 Tagen vor der Tür und eigentlich sollte sich schon Vorfreude auf das wichtigste Großereignis binnen vier Jahren einstellen, statt dessen befindet man sich aktienseitig im Tal der Tränen und ein wichtiger Anteilseigner kündigt zudem die Gefolgschaft. Ganz unberechtigt ist die Kritik von Union Investment an Herbert Hainer aber nicht. Adidas verliert an Standing bei jungen Leuten, Nike greift selbst im Kerngeschäft Fußballausrüstung massiv an, dazu ist Reebok immer noch eher Flop als Top und zuletzt sind die 11 Prozent Marge im Jahr 2015 in der Tat ambitioniert. Es könnte eine turbulente Hauptversammlung werden, interessant ist jedoch, dass auf Analystenseite in den letzten beiden Monaten nur Warburg den Daumen senkte, alle anderen wie jüngst die Commerzbank mit 93 Euro hohe Ziele aufrufen. Welche Ziele für den DAX aufgerufen werden: Unser Marktbericht zum Wochenstart.
Wirtschaftsverlierer Russland
Wegen der seit Jahren anhaltenden Liquiditätsflut der Notenbanken haben die Aktienmärkte viel von ihrer Funktion als Barometer der Konjunkturentwicklung verloren. Äußerungen aus den Türmen der EZB, Fed oder Bank of Japan bewegen inzwischen stärker die Kurse als harte Wirtschaftsdaten. Für den russischen Markt sieht die Welt hingegen anders aus. Während zuletzt die Schwellenländer-Märkte in Brasilien oder Indien ihre jüngsten Verluste wieder aufholten, steht der Aktienmarkt in Moskau rund 20 Prozent unter Wasser. Die Tiefschläge kommen derzeit aus allen Richtungen. Sicherlich auch sehr stark politisch motiviert ist die Ratingherabstufung des Landes durch S&P auf knapp über Ramsch-Niveau. Nachdenklich stimmt aber vor allem die massive Kapitalrückführung. Allein im ersten Quartal wurden Mittel über knapp 100 Mrd. Dollar abgezogen. Mit der kräftigen Abwertung des Rubels wird es Russland immer schwerer fallen, seine Auslandsschulden zu bedienen. Weiteres Kapital wird abgezogen, eine Teufelsspirale. Der IWF strich seine Wachstumsprognose von 1,3 Prozent auf nur noch 0,2 Prozent. Die kräftige Erhöhung der Zinsen von 5,5 Prozent auf 7,5 Prozent stabilisierte zwar kurzzeitig die Währung, dürfte sich für Unternehmen mit hohen Schulden aber schon bald als schwere Last erweisen.
Rohstoffe im Kurz-Check
1275 Dollar auf der Unterseite, gut 1300 Dollar Richtung Norden, so lauten seit Mitte April die maßgeblichen Grenzen beim Goldpreis. Die Anziehungskraft des gelben Edelmetalls wird kurzfristig von der weiteren Entwicklung der Krise in der Ukraine bestimmt. ETF-Investoren schätzen die Perspektiven von Gold eher skeptisch ein, zuletzt sanken die Bestände der Gold-ETFs um rund acht Tonnen. Silber notierte zeitweise sogar auf dem niedrigsten Niveau seit Dezember 2013, während für das Gold-Silber-Verhältnis mit 68 sogar das höchste Niveau seit August 2010 aufgerufen wird. Am Ölmarkt bleibt Brent weiterhin gut unterstützt, der Preisaufschlag gegenüber US-Öl liegt bei gut neun Dollar. Vor allem für WTI sind vorerst Preise von deutlich über 105 Dollar je Fass nicht zu erwarten. Zuletzt kletterten die US-Rohöllagerbestände auf ein Rekordniveau von knapp 400 Mio. Barrel.
Handwerkszeug am Montag
Die Analysteneinschätzung vom Freitag fielen erneut bemerkenswert aus. Fast ausschließlich grüne und schwarz – also neutrale – Vorzeichen gab es, doch Xing und Osram stachen klar heraus. Für Xing ist Hauck und Aufhäuser sehr pessimistisch, hat den Titel vor den Zahlen mit Kursziel 65 Euro und 30 Prozentabwärtspotenzial eingestellt. Das Ergebnis sei deutlich von Einmaleffekten getrieben. Auch bei Osram sind viele Analysten skeptisch, nachdem das “alte” Geschäft wohl schneller zu Ende geht als gedacht. Die Aktie hat allerdings schon nachgegeben, so dass die Ziele nur knapp unter dem aktuellen Niveau liegen. Wacker Chemie dagegen kommt wieder besser ins Laufen. Höhere Absatzmengen sowie bessere Preise für Solarsilizium und ein hoher Sonderertrag führten zu einem Gewinnanstieg, der allerdings immer noch schwächer als von Analysten erwartet ausfiel. Das operative Ergebnis kletterte um gut 73 Prozent auf 285 Millionen Euro nach oben. Unter dem Strich verdienten die Münchner gut 64 Millionen Euro und damit 59 Millionen mehr als im Krisenjahr 2013. Die Erlöse kletterten um knapp 8 Prozent auf 1,16 Milliarden Euro.
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