Aktien
Fait accompli
Mit der aus dem Französischen stammenden Redewendung "fait accompli" hat Andre Kostolany ein häufig an der Börse zu beobachtendes Phänomen beschrieben. Es bedeutet so viel wie "vollendete Tatsache" und bezieht sich auf Nachrichten, die bereits in den Kursen enthalten sind und wider Erwarten keine Auswirkungen mehr zeigen. Ein schönes Beispiel ist in diesen Tagen die Aktie von General Motors. Der Automobil-Riese muss derzeit beinahe täglich eigene Fahrzeuge wegen fehlerhafter Teile zur Inspektion einbestellen, allein in den USA sind es bislang fast 30 Millionen, ein trauriger Rekord. Obwohl allein im ersten Quartal dafür 1,3 Milliarden Dollar an Rückstellungen gebildet werden mussten, ist der Kurs von GM in den letzten drei Monaten um 20 % gestiegen.
Der deutsche Energieversorger RWE wird von der Energiewende besonders gebeutelt, die Gewinne sind stark rückläufig und die Medienberichte könnten kaum negativer sein. Die Aktie von RWE stieg dennoch in den vergangenen 12 Monaten um 43 % und war damit weitaus besser als der DAX. Die Bank of America musste bislang wegen Verfehlungen bei Hypothekenfinanzierungen mehr als 60 Milliarden Dollar berappen, der Kurs steigerte sich aber seit Anfang 2012 um rund 150 %. Börse ist eben Antizipation, also die Vorwegnahme künftiger Nachrichten und keine Reaktion. Für Anleger ist es wichtig, sich das immer wieder vor Augen zu führen.
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Hinweis laut §34b WpHG: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren entweder Investiert oder erwägt ein Engagement. Die in dem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.