Goldpreis hängt kurzfristig am Aktienmarkt
Aus geopolitischer Sicht gibt es Krisenherde wohin man schaut, die Konjunktur-Erholung steht vielerorts auf wackligen Beinen und von einem Ende der expansiven Geldpolitik ist in den nächsten Jahren wohl nicht zu reden. Wer in dieser Situation mit steigenden Gold-Notierungen rechnet, wird enttäuscht. Seit einem Jahr laufen die Notierungen von Gold und Silber seitwärts, wobei die Schwankungen allerdings zusehends geringer werden. Wenngleich langfristig etliche Gründe für die Edelmetalle sprechen, könnte es kurzfristig beim Goldpreis turbulent bleiben.
Harte Zeiten für Gold-Frans: Kaum steigt der Preis knapp über die Marke von 1300 Dollar je Unze, kommt erneut Druck über den Futures-Markt auf und die Notierung legt wieder den Rückwärtsgang ein. Verantwortlich für so manchen Rückgang sind auch die Korrekturen am Aktienmarkt. Wegen der Hausse beim S&P500 haben Investoren immer mehr auf Kredit spekuliert. So lagen die Wertpapierkredite an der New Yorker Börse im Juni mit 464,3 Mrd. Dollar in der Nähe des Rekordhochs. Wegen des kurzfristigen Kursrückschlags am Aktienmarkt waren Investoren nun allerdings gezwungen, zusätzliche Sicherheiten zu stellen. Es kommt dann zu sogenannten Margin Calls. Häufig liquidieren die Investoren dabei ihre Goldpositionen, denn der Handel ist sehr liquide.
Spekulanten werden vorsichtiger
Spekulanten, wie Hedgefonds, springen auf den fahrenden Zug auf und setzen darauf, dass der Kursrückgang beim Gold noch eine Weile weitergeht. Zuletzt haben die Hedgefonds kräftig Futures und Optionen, mit denen sie auf steigende Kurse spekulieren, verkauft und zudem die Positionen auf fallende Kurse kräftig aufgestockt. Das belastet den Preis des Edelmetalls zusätzlich.
Zumal die US-Wirtschaft im zweiten Quartal deutlich stärker gewachsen war als Volkswirte prognostiziert hatten. Und wenn die Wirtschaft im zweiten Halbjahr gut laufen könnte, sinkt die Attraktivität von Gold. Und der stärker werdende Dollar tut das Übrige, damit das Edelmetall nicht aufwärts tendiert.
Allerdings gibt es auch etliche Gründe, die langfristig für deutlich höhere Goldpreise sprechen. So hat sich die Inflation in den USA in den vergangenen Monaten deutlich beschleunigt auf zuletzt 2,1 Prozent.
Der kräftige Aufwärtstrend bei den Preisen könnte anhalten, haben doch zuletzt Unternehmen reihenweise die Preise erhöht, von dem Schokoladen- uns Snackhersteller Hershey und den Konkurrenten Mars über PepsiCo. bis zu Nike und Ford. Aufgrund etlicher schwacher US-Konjunkturdaten bleibt es zudem zweifelhaft, ob sich die US-Konjunktur in den nächsten Quartalen tatsächlich so gut entwickeln wird, wie die US-Notenbank und viele Volkswirte erwarten.
US-Wirtschaft schwächer als viele glauben
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Vielmehr zeigen die auf 2,5 Prozent gesunkenen Zinsen für zehnjährige Anleihen an, wie schwach die Wirtschaft tatsächlich ist. Abzüglich der Inflation von 2,1 Prozent preist der Anleihenmarkt ein Wachstum von durchschnittlich 0,4 Prozent pro Jahr für die nächsten zehn Jahre für die Wirtschaft ein. Damit wäre sie am Rande der Stagnation. Entgegen der Erwartung vieler Volkswirte könnte die Fed im nächsten Frühjahr nicht etwa Zinserhöhungen sondern die Neuauflage des Anleihenkaufprogramms ankündigen. Das könnte den Goldpreis deutlich beflügeln.
Silber kämpft um die 20-Dollar-Marke
Der Preis des „kleinen Bruders“ schwankt noch stärker als der von Gold. Investoren ignorieren dabei, dass die Bedeutung von Silber als Investmentvehikel bei Weitem nicht so groß ist wie bei Gold. Mehr als die Hälfte der Nachfrage nach Silber kommt aus Industrieanwendungen, wo es bei der Herstellung von Elektronikartikeln oder Solarpanels zum Einsatz kommt und dabei verbraucht wird. Damit steht es für eine spätere Nachfrage aus dem Investmentsektor nicht mehr zur Verfügung. Nach dem Preisrückgang kostet eine Unze Gold das 64fache einer Unze Silber. Der Schnitt für die vergangenen fünf Jahre liegt allerdings bei 57. Gemessen daran hätte der „kleine Bruder“ deutliches Kurspotenzial.
Unabhängig von den aktuellen Kursschwankungen bleiben die langfristigen Perspektiven für die Edelmetalle gut. Auf kurze Sicht könnte als allerdings zu Turbulenzen kommen, weil Investoren in unruhigen Börsenzeiten gelegentlich nicht in Gold, sondern in Cash flüchten. Cash beruhigt – vielleicht aber nur kurzfristig.