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    Euro-Abwertung  7715  1 Kommentar Euro auf Talfahrt - Nichts mehr als Spielgeld von Spekulanten?

    Reisende soll man bekanntlich nicht aufhalten. Erst recht nicht in Zeiten eines sinkenden Euro-Kurses. Seit Anfang Mai fällt der Euro beinahe ohne Pause. Was gut für den Export ist, könnte irgendwann schlecht für Verbraucher werden – und für Reisende. 
     
    Der Euro fällt weiter
     
    Vor einer Woche fiel der Euro unter die Marke von 1,30 US-Dollar. Und konnte sich seitdem nicht berappeln. Doch nicht nur die Europäische Gemeinschaftswährung schwächelt, auch sonst sieht es nicht besonders rosig aus: Immer mehr drängt sich der Eindruck auf, dass die Euro-Zone es nicht so recht schafft, aus der Krise herauszukommen. Niedrige Zinsen sollten die Ökonomien ankurbeln – haben aber dafür gesorgt, dass sich auf konventionelle Art kaum mehr Renditen erzielen lassen. 
     
    Und damit sind auch bereits zwei gewichtige Gründe dafür genannt, warum Währungsstrategen der großen Wall-Street-Häuser auf ein Fallen des Euro setzen: Schwächelnde Ökonomien und niedrige Renditen. Das berichtet die „Welt“. Längst publik sind Prophezeiungen, der Euro könnte bald eins zu eins mit dem US-Dollar getauscht werden. Wie wallstreet:online berichtete, erwartet die Investmentbank Goldman Sachs diese Parität bereits für das Jahr 2017. Oft hören sich diese Szenarien bedrohlich an. Doch könnte der sinkende Euro-Kurs nicht auch gewollt sein? Ein schwacher Euro, der die Exporte ankurbelt und so die auf Export fokussierten Volkswirtschaften der Euro-Zone auf Vordermann bringt?
     
    Euro-Abwertung als geldpolitisches Mittel?
     
    „Die Abwertung des Euro ist das Mittel der Wahl, um Zeit zu gewinnen“, zitiert die „Welt“ Hans-Günter Redeker, den Chefwährungsstrategen von Morgan Stanley. Setzt die Europäische Zentralbank (EZB) also auf das Zugpferd Export? Einige Unternehmen dürften sich freuen, wenn sie ihre Waren nun wieder günstiger in aller Herren Länder verkaufen können. Doch welche Effekte ergeben sich für die Importe? Insbesondere steigende Energiepreise würden Verbraucher empfindlich treffen. Die Talfahrt des Euro sorgt für ungeklärte Fragen.
     
    Eines jedenfalls scheint festzustehen: Sollte der Euro-Preisfall tatsächlich gewollt sein, scheinen die Notenbanker mit ihrem Vorgehen Erfolg zu haben. Denn die großen Banken der Wall Street sind sich in ihren Wetten einig. Das liegt vor allem an dem dramatischen Unterschied im Renditeniveau. Während Staatsanleihen diesseits des Atlantiks in vielen Ländern nahezu keine Rendite mehr bringen, steigt die Rendite der US-Staatsanleihen kontinuierlich. 
     
    Niedrige Zinsen sollten die Kreditvergabe anheizen
     
    Die niedrigen Zinsen in der Euro-Zone sollten ursprünglich dazu führen, dass die Banken mehr Kredite vergeben, um so die Investitionen und mithin die Konjunktur in Gang zu bringen. Wenn jedoch wo anders vielversprechende Zinsen locken, dürfte klar sein, was stattdessen passiert: Banken und Investoren ziehen Gelder ab und verfrachten sie auf jenen anderen, lukrativeren Markt. Dadurch, dass im großen Stil liquide Mittel den Markt verlassen, sinkt der Wert der Währung. Ein einfaches Prinzip, das wohl auch die Zentralbanker in Frankfurt durchdacht haben dürften. „Die negativen Zinsen in der Euro-Zone verfestigen den Abwärtstrend zum Dollar“, zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg dem Bericht zufolge Koji Fukaya, Stratege für Währungsgeschäfte bei FPG Securities. 
     
    Doch Investoren begnügen sich – natürlich – nicht damit, Gelder einfach hier abzuziehen und woanders anzulegen. Sie suchen die maximale Gewinnchance. So kommt es, dass der Euro Gegenstand eines riskanten Spiels von Spekulanten geworden ist: „Früher haben sich die Spekulanten Yen oder Dollar geliehen und damit ihre Finanzwetten platziert. Jetzt ist der Euro das bevorzugte Spielgeld der Akteure“, sagt Fukaya der Zeitung. 
     
    Der Euro als Spielgeld von Spekulanten
     
    Dieses Spiel, das sich Carry-Trades nennt, basiert auf Arbitragemöglichkeiten und sieht wie folgt aus: Spekulanten leihen sich Euros. Wegen der extrem niedrigen Zinsen kostet das kaum Geld. Doch da sich hierzulande eben auch kaum Rendite erzielen lässt, tauschen sie diese Euros dann in Währungen von Ländern ein, deren Staatsanleihen höhere Renditen bringen. Derzeit sind das neben den USA vor allem Schwellenländer wie Südkorea, Südafrika, die Türkei und Brasilien. Dort lässt sich eine teils gewaltige Rendite erzielen. schreibt die „Welt“. Die Wette der Trader ist letzten Endes, dass sie das Geld am Ende gewinnbringend zurück in Euros tauschen können. Eine optimale Arbitragemöglichkeit, welche es laut Lehrbuch auf vollkommenen Märkten mit vollkommenen Informationen eigentlich nicht geben sollte.
     
    Zurück zu den Reisenden: Wer sich nicht auf derartige Spiele einlassen möchte, dem bleibt nur die Möglichkeit zu hoffen, dass der Euro nicht zu stark fällt. Ansonsten dürfte der Auslandsaufenthalt vielerorts bald noch schwerer zu leisten sein.
     
     
    Hier die Talfahrt des Euro bildlich im Chart als Trend zum US-Dollar:
     
     




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