Commerzbank – Warnsignal für Deutsche Bank
Negative Zinsen! Sicherlich könnte sich die Commerzbank nach ihrer Charme-Offensive der letzten Jahre bessere Presse vorstellen, dabei ist sie womöglich nur Taktgeber und in Sachen PR warnendes Beispiel für die Deutsche Bank. Denn auch dort denkt man über Negativzinsen nach – im ersten Schritt für Geschäftskunden. Unser journalistischer Kollege Jan Gänger von n-tv hat mit dem Bankenexperten Wolfgang Gerke gesprochen und das Thema “was tun, Sparer?” erörtert. Wir würden an dieser Stelle am liebsten noch einmal das Video herauskramen, in dem Peer Steinbrück und Angela Merkel 2008 die Sicherheit der Spareinlagen garantierten. Ja – formal waren diese sicher.
Bloss wäre es vermutlich die ehrlichere, klarere und transparentere Variante gewesen, von jedem Deutschen (und Europäer) 10 Prozent seines Vermögens als Rettungssoli für Banken, Staaten und weitere Finanzinstitute zu verlangen. Denn ein wenig grotesk ist das schon. Die Commerzbank wird per Staatsgeld gerettet, die EZB senkt als Erfüllungsgehilfe der Politik die Zinsen auf Null, treibt die Realzinsen in den negativen Bereich, die Deutsche Bank wird im Windschatten der Commerzbank gleich mitgerettet (zwar nicht per Direktüberweisung aber doch immerhin unter dem großen Rettungsschirm), Lebensversicherungen und Altersvorsorgestrukturen geraten massiv unter Renditedruck und der Anleger steht in Deutschland alleine da.
Negativ wird Normalität
Damit sich der Kreis schließt verlangen eben Commerzbank und Deutsche Bank per Saldo negative Realzinsen vom Anleger. Da noch davon zu sprechen, dass private Anleger und Bürger die Eurorettung nicht mit bezahlen, ist schlicht albern. Es lässt sich lange und breit diskutieren, ob das Opfer der Nullzinsen und die Teilenteignung der Sparer im Zweifel das kleinere Übel ist. Allerdings ist es mehr als überfällig offiziell einmal zu adressieren, dass die Bürger und Sparer in Deutschland sehr wohl ihren Beitrag leisten.
Und wo wir bei den oben erwähnten zehn Prozent direkter Abgabe sind, die wir fiktiv in den Raum gestellt hatten: Berechnet man einmal die Folgekosten der Nullzinsen für Lebensversicherungen, Spareinlagen und vielem mehr, so sind die privaten Anleger final mit Sicherheit mit weitaus mehr als “nur” zehn Prozent Kosten / entgangener Rendite dabei. Eigentlich müssten sich Draghi, Merkel und Co. gemeinsam hinstellen und laut sagen “Danke, Sparer, dass Du uns den A… gerettet hast”. Du bezahlst es mittelfristig mit weiteren Nullzinsen plus Inflation.
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Dieses Thema werden wir auch kommende Woche im Klartext-Webinar “Gib ihm SauRiß” ansprechen – gestern waren der Ölmarkt, die DAX-Rally und auch unsere “Freunde” von Starbucks und Amazon wichtige Themen. Sie können hier nochmal reinschauen und sich hier für unsere weiteren Webinare anmelden. Und übrigens – hilfreich sind Geschichten zum Thema “Sparer, was nun..?” wie letzte Woche in der ZEIT nur dann, wenn man ihm Auswege aus der Zinskrise aufzeigt. Da viele Medien jahrelang Aktien als Teufelszeug verdammt hatten, ist es nun natürlich schwierig, solide Aktien wie eine Münchner Rück mit schöner Dividende und Stabilität über die Jahre als Alternative zu präsentieren. Doch mittelfristig wird das hoffentlich passieren, vielleicht ist es ein Schritt zur Aktienkultur in Deutschland