Aktien/Geldpolitik
Die Fed zieht die Zügel sanft an
Legt die Federal Reserve auf ihrer Sitzung am Mittwochabend wie vor Jahresfrist ein Überraschungspaket unter den Weihnachtsbaum? Am 18.12.2013 strich die US-Notenbank ihr Ankaufprogramm für Staats-
und Immobilienanleihen um 10 Mrd. US-Dollar pro Monat zusammen. Das Tapering, das schrittweise Auslaufen von Quantitative Easing, begann früher, als viele Marktteilnehmer erwartet hatten; auch
wir.
Am Mittwochabend werden wir mehr wissen. Die Leitzinsen wird die Fed zwar mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht erhöhen. Es ist aber gut möglich, dass sie in ihrer
Abschlusserklärung die Wortwahl ändert. So könnte sie die Passage, dass der Leitzins nach dem Ende des Anleihenkaufprogramms für einen beträchtlichen Zeitraum nahe der Nulllinie bleiben soll,
streichen.
Dieses Detail mag Börsenneulingen nicht so wichtig vorkommen. Doch im „Notenbanksprech“, in dem traditionell um jede Formulierung gerungen wird, ist diese Nuance vielsagend. Denn wenn die Fed die
Leitzinsen nicht nahe Null halten will, wird sie sie demnächst anheben. Es wäre die erste Erhöhung seit Juni 2006. Die Notenbanker werden dies aber erst dann riskieren, wenn sie die US-Wirtschaft
und den Arbeitsmarkt für stark genug halten. Mit Blick auf die jüngsten Konjunkturdaten könnte es allmählich so weit sein.
Müssen sich Aktionäre deshalb Sorgen machen? Kurzfristig vermutlich nicht, auch wenn die derzeitige Talfahrt des DAX ein bisschen beängstigend anmutet. Denn nach dem
Überraschungspaket 2013 stiegen die Aktienkurse bis Silvester weiter. Für 2015 stehen die Ampeln aus geldpolitischer Perspektive ebenfalls auf Grün, legten die Aktienkurse doch in den ersten zwölf
Monaten nach einer Leitzinserhöhung im Schnitt weiter zu und drehten erst später nach unten. Bestätigt sich dieses Muster, wird es erst im Frühjahr 2016 Gegenwind von der Zinsseite geben.