Panik oder Gewöhnungseffekte - wie heftig reagiert der DAX? - Seite 2
Gewöhnungseffekte oder Panik?
Es gibt aber eine andere Frage, deren Antwort vielleicht bald interessant wird: Wird der Markt auch dieses Mal so heftig reagieren oder hat er sich an diese politischen Krisen bereits gewöhnt? Ich hatte hier schon häufiger eben diesen ungewöhnlichen Gewöhnungseffekt des Marktes beschrieben - das letzte Mal im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise. Irgendwann reagiert der Markt nur noch sehr verhalten oder gar nicht mehr auf schlechte Nachrichten. Einfach weil er sie eingepreist und damit verdaut hat.
Es ist also keineswegs ausgemachte Sache, dass die Neuwahlen in Griechenland den Markt nachhaltiger beeinflussen. Abschließend können wir das jetzt noch nicht klären. Es wird sich möglicherweise in den kommenden Wochen zeigen. Wenn der Markt zum Beispiel auf schlechte Nachrichten nicht mehr reagiert oder scheinbar unmotiviert steigt, wäre das ein Hinweis auf eben diesen Gewöhnungseffekt.
Euro, Öl und der DAX
Das wirklich Verrückte an der aktuellen Situation ist, dass der DAX eigentlich steigen müsste. Denn der Euro hat deutlich früher auf die Neuwahlen in Griechenland reagiert als der DAX. Er hat nun das Kursziel von 1,20 Dollar, das ich im September nach dem Unterschreiten der 1,266er Marke genannt hatte, erreicht und sogar unterschritten.
Nun ist die Frage, ob der Euro nachhaltig aus seiner langfristigen Seitwärtsbewegung (blaues Rechteck) zwischen ca. 1,20 und 1,50 Dollar nach unten herausfällt, oder sich an dieser Marke fängt.
Fällt er (sehr nachhaltig) unter diese Marke, wird aus der Seitwärtsbewegung ein langfristiger Abwärtstrend (roter Trendkanal) und dann ist es durchaus möglich, dass er auch wieder auf Parität (1 Dollar = 1 Euro) fällt. Dazu vielleicht in den kommenden Tagen mehr, gestern möchte ich vom Thema her beim DAX bleiben.
Euro und Ölpreis unterstützen die Wirtschaft
Nicht nur der Euro ist weiter gefallen, sondern auch der Ölpreis büßt gestern weitere 3,5 Prozent auf 54,02 Dollar ein und nähert sich der hier im Steffens Daily anvisierten 50-Dollar-Marke. Wie schon im vergangenen Jahr beschrieben: Ein fallender Ölpreis bei fallendem Euro unterstützt eigentlich die Wirtschaft. Und nun haben wir es mit zwei, sich widersprechenden Faktoren zu tun:
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Einerseits die politischen Unsicherheit, andererseits die das Wachstum unterstützenden Faktoren niedriger Ölpreis und fallender Euro.
Wie gesagt, früher wäre die Antwort auf die Frage, was sich durchsetzen wird, leicht gewesen – immer die harten wirtschaftlichen Faktoren. Aktuell müssen wir zumindest ein Fragezeichen dahinter setzen und abwarten, wie die Börsen mit den weiteren Nachrichten umgehen. Gestern sind auf jeden Fall erst einmal die Bären am Ruder.
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens
(Quelle: www.stockstreet.de)